Biokohle im Naturgarten - Erfahrungsbericht

von Andreas Thomsen

Biokohle ist nicht nur eine der größten Hoffnungen für eine nachhaltige Zukunft der Landwirtschaft und die Rettung des Klimas, sondern bewirkt auch im Kleingarten und sogar im Balkonkasten wahre Wunder. Andreas Thomsen hat seinen Hausgarten zu einem wahren Forschungslabor für Biokohle umgewandelt. Im Interview mit Ithaka spricht er über seine Erfahrungen und 4,50 m hohen Sonnenblumen.

chilibeet 080920 IIIthaka: Wie kamen Sie dazu eigene Versuche mit Biokohle zu beginnen?

Andreas Thomsen: Die Berichte über die Terra Preta Amazoniens, die ihre Fruchtbarkeit und Ihren hohen Gehalt an organischem Kohlenstoff über Jahrhunderte bewahrt, haben mich sehr fasziniert und den Ansporn geweckt, dergleichen auch in unseren Breiten zu versuchen. Ein wirkliches Schlüsselerlebnis hatte ich vor etwa 3 Jahren, als ich durch Zufall eine ältere Dame kennen lernte, die in den 1980er Jahren in unserem jetzigen Haus gewohnt hatte. Die Dame hatte den Garten damals nach streng ökologischen Kriterien bewirtschaftet und dabei viel für den Aufbau von Humus getan. Über Jahre hinweg hatte sie das Bodenleben durch Flächenkompostierung von Brennnesseln, Gräsern und Wasserpflanzen „gefüttert“. Doch von der intensiven Humuswirtschaft war keinerlei langfristiger Effekt übriggeblieben. Bei unserem Einzug 2004 fanden wir einen sehr schweren, dichten und vor allem humusarmen Boden vor, kein Stück besser als die Böden in den „konventionell“ beackerten Nachbargärten.

Ithaka: Wie wenden Sie die Biokohle an?

Andreas Thomsen: In Form einer Mischung von Biokohle und Kompost. Frisch hergestellte Biokohle muss zunächst als biologisch tot betrachtet werden – die Pyrolysetemperaturen von über 350 °C überleben nicht einmal die hartnäckigsten Bakterien- oder Pilzsporen. Durch die Vermischung mit Kompost wird die Biokohle nicht nur biologisch aktiviert, sondern sättigt sich dank ihres gewaltigen Absorptionsvermögens mit Pflanzennährstoffen, die ansonsten durch Abbau oder Auswaschung verloren gehen würden.Um nachhaltig zur Bodenverbesserung beizutragen, ist eine innige Verbindung mit den mineralischen und organischen Bodenbestandteilen ebenso notwendig wie die Besiedelung der Kohlepartikel durch den „unterirdischen Zoo“ der Bodenorganismen.

Ithaka: Was für ein „Rezept“ würden Sie einem Einsteiger empfehlen?

Andreas Thomsen: Als erster Schritt bietet sich die gemeinsame Kompostierung der Biokohle mit organischen Abfällen an, möglichst unter Zusatz von etwas Lehm oder schwerem Mutterboden. Gute Erfahrung gemacht habe ich mit einem Verhältnis von etwa einem Teil Kohlenstaub auf 10 Teile organische Abfälle. Holzkohlenstaub lässt sich gut in dünnen Schichten über dem künftigen Kompost verteilen und bindet – als Nebeneffekt - eventuelle unangenehme Gerüche. Die übrige Arbeit übernehmen unsere geringelten Freunde, die Kompostwürmer.

HK-Staub - Kompost TP-Kompostw³rmer II

Besteht die Biokohle aus sehr feinen Partikeln, wird sie von den Kompostwürmern gemeinsam mit organischem Material gefressen und als schwarzer Wurmhumus wieder ausgeschieden. Die Tiere vertragen die Biokohle offensichtlich gut, dafür sprechen auch die gelblichen Eikokons, die sich sehr zahlreich in unserem Komposter fanden.

TP-Kompostwurm + Kokons

Das Resultat ist eine sehr dunkle Komposterde mit lockernden und feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften sowie „wurzelgerecht“ gespeicherten Pflanzennährstoffen.

Kompost Hand

Ithaka: Woher nehmen Sie ihre Biokohle?

Andreas Thomsen: Meine ersten Ansätze mit Holzkohle habe ich im Herbst 2007 angemischt. Zu dieser Zeit gab es noch nicht das Angebot des Delinat-Instituts bzw. Swiss Biochar, Biokohle für Garten-Versuche bereitzustellen, und so habe ich verschiedene Wege zur Beschaffung und Herstellung der Kohle unternommen:

1. Selbst köhlern: Als jemand, der sich lange Zeit gewünscht hat, in einem früheren Jahrhundert oder Jahrtausend zu leben, war für mich ein Versuch in „selber kokeln“ zunächst unvermeidlich. Tatsächlich ist dies gerade für einen Menschen der heutigen Zeit eine eindrucksvolle Erfahrung. Davon sprechen auch die zahlreichen Bauanleitungen für Holzkohle-Retorten, die sich vor allem auf englischsprachigen Internetseiten finden lassen. Auch meine eigenen Versuche mit einem alten Waschkessel waren in der Tat sehr eindrucksvoll – ich habe selten einen derart dichten, weißen Qualm erlebt, wie er nach dem Ersticken des Feuers entstand. Umso spärlicher war allerdings die Ausbeute an Holzkohle…

2. Holzkohle selbst ernten: Jedes Kaminfeuer, Lagerfeuer oder Osterfeuer besteht zeitweise aus einem Anteil an Holzkohle, die jedoch nach dem „Herunterbrennen“, also dem Verschwinden der Flammen, zusehends von der Glut aufgezehrt wird, bis schließlich nur noch die nicht brennbaren Holzbestandteile, sprich die Asche, übrig bleibt. Wer hier zur rechten Zeit eingreift, kann u.U. beträchtliche Mengen Holzkohle gewinnen, die ansonsten in Luft, nein, schlimmer, in CO2 aufgehen würden.

3. Holzkohle kaufen: Ein Markt für Biokohle, die explizit zur Bodenverbesserung vorgesehen ist, existiert in Mitteleuropa bislang praktisch nicht. Entsprechend ist man auf Grillkohle oder auf technische Holzkohle angewiesen, die in verschiedensten Korngrößen hergestellt wird. Bei der Grillkohle würde ich in jedem Fall ein Produkt aus heimischen Holzarten empfehlen. Dies nicht nur aus ökologischen Gründen (die Holzkohle aus Übersee stammt leider oft aus unkontrollierten Rodungen z.B. in Argentinien oder Paraguay), sondern auch aus rein praktischen Motiven – die heimische Kohle hat i.d.R. eine höhere Porosität und sollte sich daher als unterirdisches Biotop am besten eignen. Auch ein eventuelles Zerkleinern gestaltet sich entsprechend leichter als bei der häufig sehr dichten und harten Kohle aus subtropischen oder tropischen Hölzern. Zur Unterscheidung reicht ein genauer Blick auf die Bruchfläche, denn die typischen Holzstrukturen bleiben bei der Pyrolyse minutiös erhalten. Beim Kauf marktüblicher Grillkohle sollte man darauf achten, dass man mit der Kohle auch schreiben kann bzw. sich die Finger schwarz macht, ansonsten ist sie nämlich mit Fixierstoffen behandelt, welche die Bodenorganismen gefährden können.

 Links Buchenholzkohle, rechts Eichenholzkohle. Durch das Wachstum in gemäßigtem Klima sind die Jahresringe deutlich erkennbar.
Links Buchenholzkohle, rechts Eichenholzkohle. Durch das Wachstum in gemäßigtem Klima sind die Jahresringe deutlich erkennbar.

Ithaka: Haben Sie ihre Biokohle zerkleinert oder auf andere Weise vorbehandelt?

Andreas Thomsen: Als ich noch nicht über die pulverfeine Holzkohle verfügte, habe ich regelmäßig glühende Holzkohle aus unserem Kaminofen in einer Brühe aus Regenwasser mit organischen Abfällen abgelöscht, quasi eine Art Flüssigkompost in großen schwarzen Bottichen. Diese mit Nährstoffen imprägnierte Holzkohle habe ich einerseits in meinem späteren Mais-Beet untergegraben, andererseits aber auch mit gutem Effekt zur Düngung von Kürbispflanzen verwendet, indem ich sie in die Pflanzlöcher eingebracht habe.

Ithaka: Wie haben Sie diese Pflanzlöcher vorbereitet?

Andreas Thomsen: Nach Ausheben des Loches wird die durchtränkte Holzkohle hinein gegeben mit dem Mutterboden vermengt (Bild1). Am Rand des Pflanzloches werden zusätzlich noch ausgerissene Wildpflanzen eingearbeitet (Bild2). Durch eine lockere Erdschicht wird das eingebrachte Material abgedeckt – das Pflanzloch steht bereit (Bild3).

Ithaka: Sie sprachen von Ihrem Mais-Beet – was hat es damit auf sich?

Andreas Thomsen:

Im September hatten die Pflanzen eine Höhe von über 2,50 m und trugen, obwohl der Mais sehr dicht stand, je Pflanze zwei mittelgroße (und sehr wohlschmeckende) Kolben. Auch dieses Jahr habe ich wieder Zuckermais gepflanzt, in Kombination mit Leguminosen, und bin gespannt…

Mais 090730 b 1.6-Beet 090618 von S³den Mais 090730 mais auf tisch Ithaka:

Haben Sie auch Vergleichsversuche einmal mit und einmal ohne das Biokohle-Substrat angelegt?

Andreas Thomsen: Ja. Besonders beeindruckend war der Versuch mit 3 Sonnenblumen, von denen (siehe Bild) die linke in normaler Gartenerde und die beiden rechten neben dem Mais in dem Beet mit Holzkohlenkompost standen. Die Pflanzen rechts blühten später, erreichten aber eine Höhe von über 4,50 m und hatten deutlich größere und zahlreichere Blüten als die Kontrollpflanze.

Sonnenblumen vgl. + Mais 090805

Ithaka: Haben Sie noch andere Pflanzen, die mit Biokohle-Kompost besonders gut gediehen sind?

Andreas Thomsen: Ja – besonders hervorheben kann ich außer sämtlichen Kürbisgewächsen auch noch die verschiedenen Nachtschattengewächse wie Paprika, Chillies, Auberginen und Tomaten. Wenig oder keinen Effekt habe ich dagegen bei Zwiebeln und Erdbeeren gesehen. Aber das mag sich bei anderen Bodenverhältnissen ganz anders verhalten, so dass ich jeden nur ermutigen kann, im eigenen Garten die eigenen Erfahrungen zu sammeln. Hier gibt es glücklicherweise noch unglaublich viel herauszufinden, das betrifft auch die Kompostbereitung mit Biokohle.

Ithaka: Was passiert eigentlich mit der Biokohle im Boden?

Andreas Thomsen: Das ist für mich eine der spannendsten und schwierigsten Fragen überhaupt, weil sich die komplexen biologischen Geschehnisse ganz und gar im Verborgenen abspielen. Hier kratzen die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Terra Preta und Biokohle wortwörtlich an der Oberfläche – der Stoff dürfte für Generationen von Biologen, Chemikern und Bodenkundlern ausreichen. Eine zarte Idee davon, dass neben den verschiedensten Mikroorganismen auch die Pflanzen selbst mit der Biokohle in Wechselwirkung treten, fand ich dieses Frühjahr im Inneren eines Holzkohlestückes, das seit Herbst 2007 im Boden gelegen hatte. In einen Spalt war eine kleine Wurzel hineingewachsen und hatte – das zeigte sich erst nach Auseinanderbrechen des Stückes – unzählige Wurzelhärchen ausgebildet, die mit der Kohle in Verbindung standen:

Wurzelhaare Senf in HK-Spalt -aufgebrochen-

Ithaka: Wie pflegen Sie die Biokohle-Beete?

Andreas Thomsen: Was für die biologische Bodenpflege ein Muss ist, wird genauso dem mit Biokohle angereicherten Boden gut tun. Zur Ernährung und zum Schutz des Bodenlebens sollte der Boden in Kultivierungspausen mit Gründüngung oder Mulch bedeckt werden.

Ithaka: In vielen wissenschaftlichen Studien wird unbehandelte Biokohle so, wie sie aus der Pyrolyseanlage kommt, direkt in den Boden eingebracht, ohne diese vorher mit Kompost oder auf andere Art biologisch aufzuladen. Haben Sie es auch einmal ausprobiert, Biokohle pur in den Boden einzubringen?

Andreas Thomsen: Ja, weil ich einerseits wissen wollte, ob auch bei geringen Biokohleanteilen im Boden ein Effekt auf die Pflanzen erkennbar ist, und andererseits, ob es ein „Zuviel des Guten“ gibt. Ich habe also gesiebten Mutterboden mit ansteigenden Anteilen von frischem Buchen-Holzkohlenstaub gemischt und mit Erbsen sowie Gelbsenf besät. 29 Tage nach der Aussaat zeigte sich für die beiden Pflanzenarten ein überraschend unterschiedliches Bild. Die Senfpflanzen zeigten sich „wenig erfreut“ über die zugesetzte Holzkohle. Interessanterweise fand auch die Keimung verzögert statt:

Topfversuch reine Biokohle mit Mutterboden und Erbsenpflanzen
Topfversuch reine Biokohle mit Mutterboden und Senfpflanzen

Die Erbsenpflanzen dagegen schienen unter den gegebenen Bedingungen von geringen Holzkohleanteilen zu profitieren, bei höheren Anteilen zeigte sich jedoch wiederum ein geringeres Wachstum:

Topfversuch mit Erbsen in Muttererde und wachsenden Zusätzen reiner Biokohle
Topfversuch mit Erbsen in Muttererde und wachsenden Zusätzen reiner Biokohle

Die Wachstumsverzögerung beim Senf dürfte - so vermute ich - am ehesten durch das enorme Absorptionsvermögen des pyrogenen Kohlenstoffs zustande kommen. Die im Boden vorhandenen Pflanzennährstoffe werden durch die Holzkohle zunächst vermehrt gebunden, bis sich ein Gleichgewicht zwischen Absorption und Freisetzung einstellt. In meinem Versuch waren die Senfpflänzchen offensichtlich stärker betroffen, während die Erbsenpflanzen (als Leguminosen mit eigener Stickstoffversorgung durch Knöllchenbakterien) bei mäßigen Holzkohleanteilen am besten wuchsen.

Ich könnte mir vorstellen, dass auch die Absorption von pflanzeneigenen Botenstoffen eine Rolle spielt. Werden zu viele Signalmoleküle durch die Kohle gebunden, fehlt der Pflanze der Wachstums-Stimulus.

Ithaka:Was schließen Sie aus diesem Versuch?

Andreas Thomsen: Frischer, unkompostierter Holzkohlenstaub hatte, anders als ich es mit Biokohle-Kompost erleben durfte, nur eine sehr eingeschränkte Düngewirkung. Von daher bin ich überzeugt, dass die Kompostierung eine sinnvolle Maßnahme ist. Eine Versuchsreihe mit kompostierter Biokohle habe ich zurzeit in Arbeit. Hier erwarte ich keine Wachstumsverzögerung durch hohe Biokohle-Anteile, da diese ja durch die Kompostierung bereits mit organischen Molekülen gesättigt ist.

Es existieren aber auch andere Ansätze, nämlich z.B. die Durchtränkung der Biokohle mit einer zuckerhaltigen Lösung wie verdünnter Melasse oder/und mit Kompostextrakten. Die Kohlehydrate könnten den nützlichen Bodenlebewesen vorübergehend Nahrung liefern, bis eine Symbiose mit einer Pflanzenwurzel zustande kommt. Auch hier gibt es viel auszuprobieren.

Ithaka: Haben Sie noch einen Rat für andere Gärtner, die Biokohle in ihren Gärten einsetzen wollen?

Andreas Thomsen: Es braucht vor allem den Mut und die Neugier zu ungewöhnlichem, naturverbundenem Ausprobieren, denn möglicherweise geht es hier um nichts Geringeres als einen Beitrag zur Rettung der Welt!

Wer gern selbst Versuche mit Biokohle durchführen will, kann sich über folgendem Link für den wohl größten Bodenversuch der Schweiz anmelden. 500 Kleingärtner, Schulen, Winzer und Gärtnereien werden in den nächsten 2 Jahren mit verschiedensten Kulturen, auf verschiedensten Böden und in verschiedenen Klimazonen in wissenschaftlich begleiteten Versuchen die Hoffnungen überprüfen, die sich die Forscher vom Einsatz der Biokohle in der Landwirtschaft und zum Klimaschutz machen. (hier zur Anmeldung beim Delinat-Institut)
  • Elisabeth Meier
    10.05.2010 17:37

    Ich finde es einfach toll,das es Menschen wie Andreas Thomsen gibt!
    Sie sind ein großer Gewinn für alle.
    Ich werde jetzt auch die Biokohle probieren und natürlich den Artikel weiterleiten.
    Wir sitzen doch alle in einem Boot und alles dass zur Verbesserung der Erde beiträgt darüber sollte jeder informiert werden.
    Viel Spass und Erfolg weiterhin!!

    Mit lieben Grüßen
    Elisabeth Meier

  • Thomas Sager
    13.05.2010 04:11

    Die Sache mit der Biokohle ist sehr faszinierend, der Artikel von Andreas Thomsen äusserst informativ. Vielen Dank an ihn, dass er seine Erfahrungen und sein Wissen so freizügig weitergibt.
    Ich möchte in meinem Garten auch mit dieser Kohle experimentieren und bin gespannt welche Ergebnisse sich einstellen.
    Vielen Dank an Delinat und die Projektbeteiligten, ich wünsche uns allen dass dies eine Möglichkeit ist unserer Erde etwas Gutes zu tun.
    Thomas Sager

  • Horst Stöckl
    13.05.2010 14:53

    Vielen Dank für Ihren interessanten Erfahrungsbericht.
    Ich habe ebenfalls selbst Holzkohle produziert und dem Kompost beigemischt. Zunächst habe ich nur die von selbst nach dem Erlöschen des Feuers im Kaminofen übriggebliebene Holzkohle (zwischen Handvoll und nichts), die ich früher auf dem Rost liegen ließ und beim nächsten Feuer verbrannte, durch den Rost gestoßen und mit der Holzasche auf den Kompost geschüttet. Später habe ich eine Blechbüchse mit durchlöchertem Deckel (D=25cm, H=15cm, V=7,3 Liter), gefüllt mit Reststoffen wie Gemüseabfällen oder Heckenschnitt gegen Ende des Feuers in den Ofen gelegt. Die Temperatur oben an der Büchse (Infrarotthermometer)erreichte 300 bis 550 Grad. Die Ausbeute an Holzkohle betrug 80 bis 200g und 23 bis 26% des Ausgangsmaterials. Wieviel Wärme durch Verbrennung von Schwelgasen erzeugt wurden, weiß ich nicht, würde mich aber interessieren. Rauch habe ich nicht festgestellt, Verpuffungen der Gase traten nicht auf. Die Holzkohle machte einen guten Eindruck, allerdings war sie 2mal unmittelbar nach dem Öffnen der Büchse glänzend blauviolett verfärbt, was nach wenigen Minuten verschwand. (Wer kann das erklären?) Das Verfahren wäre gut, nur war die Büchse nach ca 15- maligem Gebrauch durch Verzunderung löchrig und unbrauchbar. Probiere es demnächst mit einem kleinen Abfalleimer aus Edelstahl. Außerdem suche ich noch nach einem bequemen Verfahren zum Zerkleinern der Holzkohle. Der erzeugte Kompost macht einen guten Eindruck, aber was die Pflanzen dazu sagen, bleibt abzuwarten.

  • Johannes Faber
    21.05.2010 18:51

    Herr Thomsons Artikel ist äußerst interessant. Was mich besonders freute, war die Durchführung ausgiebiger Tests mit verschiedenen Konzentrationen. Besonders bemerkenswert finde ich, dass Herr Thomson auch nicht davor zurückschreckt negative Ergebnisse zu veröffentlichen (siehe Senfpflanzen). Eine gute Methode wie die Biokohlenutzung muss man nicht als perfekt darstellen, sie überzeugt auch so. Vielen Dank auch für die vielen Tipps für Hobby-Biokohle-Ernter.

  • Haiko Pieplow
    25.05.2010 14:20

    Vielen Dank für den spannenden Bericht. Das Bild mit der durchwurzelten Holzkohle spricht für sich. Die Entstehung von Terra Preta und bodenverbessernde Wirkung von Holzkohle ist ohne die Bodenbiologie und die Wechselwirkung und Symbiosen zwischen Boden, Dauer- und Nährhumus, Bodenlebewesen und Pflanzen nicht erklärbar. Bodenchemie und Bodenphysik liefern hierzu kaum hinreichende Erklärungen. Offensichlich entsteht mit der Holzkohle im Boden ein wurzelfreundliches Mileu.

    Ich stelle ebenfalls Holzkohlestaub unter anderem aus vertrockneten holzartigen Gartenabfällen in Konservendosen her, die mit der Öffnung nach unten in die Kaminglut gestellt werden. Dadurch entstehen keine zusätzliche Emissionen.

    Grillkohle kann man unter anderm auch im Betonmischer kollern. Dazu werden ein paar große Steine der Holzkohle zugegeben. Damit es nicht staubt und für die bessere anschließende mikrobielle Besiedlung sollte man zu 10 l Holzkohle einen Liter Harnstofflösung oder Wasser hinzufügen. Zu viel Feuchtigkeit erschwert das Kollern.

    Herr Thomson, würden Sie die Topfversuche auch mit milchsäurefermentierter und kompostierter Holzkohle, die mindestens ein Jahr gereift ist, wiederholen?

    Mit vielen Grüßen Haiko Pieplow

  • Andreas Thomsen
    25.05.2010 21:56

    Über die lebendige Resonanz freue ich mich ganz besonders - vielen Dank. Wenn der Bericht hie und da die Lust auf's selber Ausprobieren herausgekitzelt hat, dann bin ich sehr zufrieden.

    Die Pyrolyse in der Kaminglut habe ich auch schon probiert und kann Herrn Pieplow zustimmen - wenn die Öffnung der Dose (bzw. der durchlöcherte Deckel) nach unten zur Glut gerichtet ist, dann verbrennen die Holzgase und tragen zur Beheizung bei. Um die Dose herum lege ich immer noch einige Holzstücke, deren Flammen dafür sorgen, dass das entweichende Gas Feuer fängt.
    Sehr spannend an dieser Methode finde ich, dass die Struktur des Materials so gut erhalten bleibt, bei trockenen Tannenzweigen fielen beim Verkohlen noch nicht einmal die Nadeln ab. Den von Herrn Stöckl beschriebenen blauvioletten Glanz auf der frischen Kohle habe ich auch schon einmal beobachtet, kann aber auch keine saubere Erklärung liefern. Am ehesten könnte es ich um Interferenz handeln [siehe z.B. Wikipedia-Artikel "Interferenz (Physik)"].

    Eine Wiederholung der Topfversuche mit fermentierter/kompostierter Holzkohle, wie Herr Pieplow fragt, würde mich durchaus reizen.

    Herzliche Grüße
    andreas thomsen

  • Julian Quehenberger
    17.07.2010 10:26

    Danke für Ihren sehr guten Bericht mit vielen praxistauglichen Infos! Nur eins fehlt leider noch: eine einfache Methode Holkohle im kleinen Rahmen fein zu zermahlen!?
    Habe selbst mit einem super funktionierenden Retortenofen bereits mehrere Fässer Kohle von sehr guter Qualität hergestellt, nur beim zerkleinern fehlt es mir an einer praktikablen Technik! Zur Zeit Zerstampfe ich die Kohle in einem Bottich mit einer Art Mörser, was aber eine sehr staubige, anstrengende und zeitintensive Arbeit ist!

    Haben Sie selbst versucht die Holzkohle zu zerkleinern, bzw. wie könnte man das im kleine Rahmen effizienter durchführen?

    Eine Antwort trotz meines etwas späten Kommentars wäre nett :)
    mfg Julian

  • Andreas Thomsen
    19.07.2010 21:33

    Nun ja - meine kleinen Holzkohle-Portionen habe ich bislang mit den Füßen zerstampft, mit harten Schuhsohlen und einer Betonplatte als Unterlage sind einige kg in wenigen Minuten gut zerkleinert. Wenn man die Holzkohle etwas anfeuchtet und eine größere Plane unter die Platte legt, gibt es auch fast keinen Staub oder sonstige Verluste.
    Wenn die Kohle nun wirklich staubfein zermahlen werden soll, wäre eine Kugelmühle das klassische Gerät, oder die oben von Haiko Pieplow beschriebene Methode mit dem Betonmischer.
    Eingefleischte Tüftler bekommen sicherlich auch aus einer alten Waschmaschinen-Trommel (Toplader) eine brauchbare Vorrichtung zustande, hier würde die zerkleinerte Kohle beim Kollern von alleine durch die Löcher fallen.

    Die Frage, wie grob oder fein die Holzkohle sein soll, um ihre Funktion im Boden ideal zu erfüllen, ist natürlich noch nicht geklärt - möglicherweise gibt es je nach Bodentyp etc. mehrere Wahrheiten.

    Die bis zu 3 cm großen Holzkohlenstücke, die ich vor 3 Jahren kompostiert und in den Boden eingearbeitet habe, finden sich übrigens mittlerweile kaum noch in dieser Größe wieder - hier hat die 'Sprengkraft' von Frost und Wurzeln ihr Übriges getan.

    Herzliche Grüße,

    andreas

    • hps
      26.07.2010 08:06

      Die Methode mit dem Betonmischer ist unserer Erfahrung nach am einfachsten und saubersten. Es ist allerdings noch nicht entschieden, ob die Biokohle tatsächlich so sehr fein zermahlen werden muss. In einer Studie von Johannes Lehmann et al (2003): <a href="http://www.css.cornell.edu/faculty/lehmann/publ/PlantSoil%20249,%20343-357,%202003%20Lehmann.pdf" rel="nofollow"> konnte kein Wirkungsunterschied für Biokohle mit Größen von 20mm und 1 mm gezeigt werden. Am Delinat-Institut laufen derzeit Versuche über die Korngröße, weitere Ergebnisse werden im Herbst erwartet.</a>

  • Mark R.
    22.07.2010 13:29

    Hallo! Vielen Dank für diesen ausführlichen und informativen Artikel! Leider, dass ich erst heute diese Seite finde. Sie ist fantastisch. Bin schon ein großer Fan! Grüße!

  • AHesse
    22.09.2010 14:41

    Hallo,

    ein sehr interessanter Artikel, auf den ich leider erst jetzt gestoßen bin.

    Gibt es irgendwo weitere Informationen insbes. bzgl. der Experimente des Autors?

    danke
    A. Hesse

    • hps
      22.09.2010 19:14

      Die nächsten Ergebnisse von Andreas Thomsen werden im Laufe des Herbst veröffentlich.

  • Friedrich Georg
    11.10.2010 20:14

    Wie ist das beste Mischungsverhältnis von Biokohle mit Kompost und erbringt Holzasche ebenfalls gute Resultate?

    • hps
      12.10.2010 13:12

      1:1 im Volumenverhätnis Biokohle zu Kompost zeigt gute Resultate. Getrockneter Mist geht auch recht gut. Mit Holzasche muss man vorsichtig sein, da dadurch insbesonder zu viel Kalium in den Boden kommt, was andere Nährstoffe blockiert.

  • GH
    16.10.2010 16:04

    Da ich keine Biokohle habe und wohl auch noch nicht herstellen kann, nutze ich seit ca. 3 Jahren die Holz- und Holzkohleasche aber in sehr geringerem Verhältnis zu Kompost und sehe die dickeren Stücke als "Lanzeitdünger" an, die aber nur selten später auf den Beeten auftauchen.
    1:1 werde ich nicht mischen, aber evtl 1:3 mal probieren.

  • sre
    07.12.2010 09:02

    Es wäre eine sehr charmante Lösung, die Rückstände aus dem eigenen Pelletkessel zu verwenden. Auf diversen Webseiten wird geraten, diese dem Kompost hinzuzufügen.

    Allerdings frage ich mich, ob es sich hierbei um Biokohle im Sinne des Artikels oder um Asche handelt. Bei mir ist der Rückstand auf jeden Fall pechschwarz. Wird in Pelletkesseln denn das Gas oder der Feststoff verbrannt ? Gibt es Versuche, ob diese Rückstände geeignet sind ?

  • Undine Röder
    03.03.2012 13:30

    Hallo Herr Thomson.

    Auch wenn der Artikel schon etwas älter ist, so ist er doch immer noch aktuell. Wie es scheint gibt es immer mehr Neugierige und auch Überzeugte, die mit Biokohle experimentieren und damit auch Erfolg haben. Mittlerweile gibt es ja auch schon Biokohle, die handelsfertig, zerkleinert und auch nicht übermäßig überteuert angeboten wird. Triaterra oder <a href="http://www.susterra.de/nachhaltig-pflanzen/browse/950-pflanzenkohle.html?sef=hc" rel="nofollow">Susterra</a> sind da wohl die ersten Beispiele für.

    Durch meinen Nachbarn bin ich auf das Thema Biokohle und Mykorrhiza gestoßen und wollte fragen, ob bereits schon jemand Erfahrung damit gemacht hat. Einige Forschungen scheinen den Erfolg zu bestätigen und die Pflanzen meines Nachbarn sehen auch kern gesund und groß aus. Leider kann er mir nicht erklären, ob tatsächlich die Mykorrhiza oder die verwendeten EMs den Erfolg verbuchen.

    Falls Sie oder jemand anderes auch Erfahrungen mit Mykorrhiza gesammelt hat, würde ich mich freuen hiervon zu lesen.

    Viele Grüße aus Koblenz,
    U. Röder

  • Thom
    08.04.2013 18:54

    Eine Ergänzung zum "selber köhlern". Mittlerweile kann man auch in Deutschland Pyrolysekocher kaufen, mit denen sich ohne den beschriebenen Qualm-Effekt Holzkohle herstellen lässt. Der "Sampada" ist ein Beispiel dafür. Interessant ist dabei die "umgekehrte Entwicklungshilfe": Dieser Kocher wird aus Indien importiert. Oder man baut sich seinen Pyrokocher direkt selbst.

    Mit meinem Selbstbau-Pyrokocher kann ich mittlerweile ohne viel Qualm und langes Anfeuern kochen und dabei Holzkohle herstellen:
    http://gartentagebuch.blog.de/2013/04/08/pyrolysekocher-kochen-el-carbonero-15733762/

  • Kortschak Lisl
    14.05.2020 14:29

    Habe gestern erstmals von biokohle im Garten gehört. Ein Bericht in Ö1 im österreichischen Rundfunk

    Den Bericht von Herrn Thomson habe ich mit großem Interesse gelesen und werde ab sofort in meinem Garten einen Versuch starten. Ich lege gerade i
    ein neues Hochbeet an. Ich nehme an dass es die Biokohle inwischen im Handel zu kaufen gibt
    Grüße aus Graz in der Steiermark
    Lisl Kortschak

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