Wälder in der Wüste pflanzen

von Hans-Peter Schmidt

Würden in der Sahara und der australischen Wüste wieder Wälder wachsen, könnte jedes Jahr soviel CO2 aus der Atmosphäre entzogen werden, wie die Menschheit derzeit durch ihren Lebensstil verursacht. Neue Klimamodelle zeigen, dass die Pflanzung und nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern in den meeresnahen Wüsten eine der wirkungsvollsten Maßnahmen gegen den Klimawandel sein könnte.

Die Druckausgabe des Artikels finden Sie hier im PDF-Format.

Die Wüste zu begrünen, gehört zu den ganz großen Träumen der Menschheitsgeschichte. Nicht viel gehört dazu, die Umwelt zu zerstören, das haben fast alle "zivilisierten" Völker der Geschichte schon geschafft. Doch die Vorraussetzungen dafür zu schaffen, dass auf verwüsteten Flächen die Natur wieder Fuß fassen kann, ist eine Herausforderung, der sich die Moderne noch nicht gestellt hat.

In den letzten 200 000 Jahren war die Sahara zwar meist sandig und unbewachsen, doch gab es drei relativ lange Intermezzi, in denen die Region für mehrere tausend Jahre begrünt und sogar bewaldet war. Als sich nach dem Ende der letzten Eiszeit der tropische Gürtel um knapp 1000 km nach Norden verschob, bildete sich relativ rasch ein ausgedehntes Steppen- und Waldgebiet, das vor 6-7000 Jahren zunächst von Jägern und Sammler besiedelt wurde und sich bald zu einer Wiege des Ackerbaus und der Getreideproduktion entwickelte. Zahlreiche Spuren zeugen noch heute davon, dass die Sahara von Flüssen, Seen und Wäldern durchzogen war. Infolge einer weiteren Klimaänderung mit immer längeren Trockenzeiten und parallel stattfindender Abholzung und Überweidung wandelte sich das fragile Ökosystem der Sahara wieder zu unbewohnbarer Wüste. Die Bewohner wanderten ins Niltal und an die Küsten ab oder wichen in den regenreicheren Süden aus. Der heutige Wüstenboden allerdings hat trotz des hohen Sandgehaltes und der starken Winderosion noch immer den notwendigen Lehm- und Nährstoffgehalt, um bei geeigneter Bewässerung jederzeit wieder begrünt und sogar bewaldet zu werden.

Aufforstung der Sahara

Leonard Ornstein und einige Klimaforscher des Earth Institute der Columbia University sowie des Goddard Institute der NASA haben vor einiger Zeit ein technisch, ökologisch und wirtschaftlich umsetzbares Modell zur Aufforstung der Sahara entwickelt und die klimatischen Auswirkungen eines solch massiven Eingriff in das globale Ökosystem berechnet (Ornstein et al 2009). Vorrangiges Ziel einer Wiederbewaldung ist die Nutzung der Bäume zum Entzug von CO2 aus der Atmosphäre und die Speicherung des Kohlenstoffs in der Biomasse und im Boden, um auf diese Weise den derzeitigen insbesonder durch industrielle Klimagase verursachten Klimawandel umzukehren oder wenigstens zu stoppen.

Durch die Pflanzung schnell wachsender tropischer Wälder könnten der Atmosphäre 22,5 bis 45 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr entzogen werden (Stape et al. 2004), sobald die Bäume nach etwa 10 Jahren eine genügende Wuchsgröße erreicht haben. Dadurch, dass die Bäume im Unterschied zu Wäldern der gemäßigten Klimazone das ganze Jahr über bei optimalen Bedingungen wachsen können, ist das Potential zur Kohlenstoffspeicherung um bis zu viermal höher als bei einem Wald in Mitteleuropa.

Geht man von einer für die Aufforstung nutzbaren Fläche der Sahara von ca. einer Milliarde Hektar aus, könnten die Saharawälder jährlich 20 – 36 Gigatonnen CO2 (6-12 Gt C) aus der Atmosphäre entziehen (Ornstein et al. 2009). Dies entspricht in etwa dem weltweiten von Menschen verursachten CO2-Ausstoß von rund 32 Gigatonnen.

Die Wälder würden etwa 100 Jahre lang atmosphärischen Kohlenstoff in dieser Größenordnung aufnehmen. Danach müssten sie forstwirtschaftlich genutzt werden. Die Bäume müssten gefällt und zur Nutzung des Holzes entzogen werden, so dass neue Bäume nachwachsen und keine absterbenden Bäume CO2 verursachen können. Sofern das Holz z.B. als Baumaterial genutzt würde, so dass der assimilierte Kohlenstoff nicht wieder als CO2 in die Atmosphäre entweicht, kann der Wald vom Zeitpunkt der forstwirtschaftlichen Nutzung an immer noch etwa die Hälfte der Kohlenstoffmenge der ersten 100 Jahre mittelfristig aus dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf entziehen.

Bewässerung

Um in der Wüste einen solchen Wald anzupflanzen und so hohe Wachstumsraten zu erreichen, muss für eine ausreichende Bewässerung gesorgt werden. Bei optimaler, computergesteuerter, unterirdischer Tröpfchenbewässerung braucht es zumindest in den ersten 10 Jahren mindestens das Äquivalent von 500mm Niederschlag pro Jahr. Für den gesamten Saharawald wären dies rund 5 Billionen Kubikmeter Wasser. Das ist in etwa die 100 fache Menge des gesamten Wassers im Bodensee. Woher also soll das Wasser kommen?

Die Niederschläge in den meisten Gebieten der Sahara liegen im Jahresdurchschnitt bei 0 bis 40 mm, was natürlich für keinen Baum genügt. Eine Möglichkeit zur Bewässerung wäre die Nutzung der riesigen fossilen Grundwasservorkommen, die sich über mehrere Lagerstätten von Ägypten bis nach Mauretanien erstrecken. Allein der Nubische Aquifer nimmt im Untergrund der Sahara eine Fläche von 200 Millionen Hektar ein. Fast ein Fünftel der projektierten Waldfläche würde also unmittelbar über den enormen Grundwasserreservoirs liegen. Das Gesamtvolumen des Wassers im Nubischen Aquifer wird auf mindesten 370 Billionen Kubikmeter geschätzt. Das Wasser ist mehrere tausend Jahre alt und stammt noch aus der Zeit, als in der Sahara Monsun herrschte und Wälder wuchsen.

Das Wasser des Nubischen Aquifer würde für zehn, vielleicht zwanzig Jahre ausreichen, doch da es sich um fossile Wasserlagerstatten handelt, wäre das verfügbare Wasser dann aufgebraucht und für alle folgenden Generationen verloren. Dieses Risiko kann nur eingegangen werden, wenn es sicher vorhersagbar wäre, dass der Regen, der durch die Wiederaufforstung über der Sahara zu erwarten wäre, die Grundwasserspeicher wieder auffüllen würde.

Regen über der Sahara

Man kann davon ausgehen, dass über 90% des Wassers, das zur Bewässerung der Wälder eingesetzt werden müsste, über die Blätter und den Boden verdunstet und schließlich wieder als Regen auf die Erde zurückfällt. Allerdings sind die Klimamodelle außerordentlich komplex und es lässt sich nur mit einem relativ hohen Unsicherheitsfaktor voraussagen, wo sich das aus dem Wald verdunstete Wasser wieder abregnen würde und wie viel davon die Grundwasservorräte wieder auffüllt.

Mithilfe von verschiedenen Klimamodellen haben Leonard Ornstein und seine Ko-Autoren allerdings relativ sichere Vorraussagen darüber treffen können, dass die Niederschläge über der Sahara massiv zunehmen würden. Dabei würde der östliche Teil der Sahara deutlich mehr Niederschlage als der westliche Teil erhalten. Entsprechend des Modells würde die Hälfte der Sahara dank der Aufforstung durchschnittlich 1200 mm Regen pro Jahr erhalten und die andere Hälfte zumindest 700 mm. Da die Jahresverteilung der Niederschläge allerdings sehr ungleich verteilt wäre, müsste der Wald in den Trockenzeiten trotzdem weiter bewässert werden.

Radioaktive Belastung des fossilen Grundwassers

Das fossile Grundwasser würde demnach nicht vollständig ausreichen, um den Wald nachhaltig zu versorgen, ohne sich mittelfristig zu erschöpfen. Trotzdem wäre es sicher sinnvoll, einen größeren Teil des fossilen Wasser zur Waldbewässerung einzusetzen, da das Wasser durch Radon-Isotope zu stark radioaktiv belastet ist, um als Trinkwasser oder für die Nahrungsmittelproduktion verwendet zu werden (Vengosh et al. 2009). Obwohl die Strahlungsgrenzwerte der WHO oft um das mehr als 30fache überschritten werden, wird das fossile Wasser übrigens in ganz Arabien und Nordafrika sowohl als Trink- als auch als Brauchwasser verwendet.

Anstatt verstrahltes Grundwasser für die Bevölkerung aus den Aquiferen zu pumpen, könnte das Wasser bedenkenlos zur Waldbewässerung verwendet werden und das durch den Wald bedingte Regenwasser als Trinkwasser zurückgewonnen werden.

Weitere Wasserquellen

Anstatt der Nutzung des fossilen Grundwassers schlägt Leonard Ornstein die Entsalzung von Meerwasser vor. In seinem legendären Artikel „Irrigated afforestation of the Sahara and Australian Outback to end global warming“, der 2009 im renommierten Fachjournal Climatic Change erschien, hat er die Machbarkeit nachgewiesen und die Kosten vorgerechnet.

Bei der technischen Umsetzung der Umkehrosmose liegen die Kosten für die Meerwasserentsalzung derzeit bei rund 0,50 Euro pro Kubikmeter, wobei 1,58 kWh Strom verbraucht werden. Zudem müsste das Bewässerungswasser vom Meer auf die durchschnittliche Saharahöhe von 450 m über Meeresspiegel gepumpt werden, was einen zusätzlichen Energieaufwand von 2.46 kWh/m3 bedeutet. Insgesamt würden pro Kubikmeter also rund 4 kWh Strom vom Meer über die Entsalzungsanlage bis zum bewässerten Baum im Wald verbraucht werden.

CO2-Bilanz der Bewässerung

Würde der Strom, der für die Entsalzung und das Heraufpumpen des Wassers eingesetzt werden muss, in Meeresnähe mittels Solar- und Windanlagen produziert (20 Milliarden MWh pro Jahr für den ganzen Wald !!!), entspräche dies 100 g CO2 pro Kubikmeter Wasser. Bei einem Erdgaskraftwerk, dessen Abwärme für Meerwasserverdunstung eingesetzt wird, würden pro Kubikmeter rund 600 g CO2 verbraucht.

Rechnet man dies bezogen auf den gesamten Wald von 1 Milliarde Hektar und jährlich 5 Billionen Kubikmeter Wasser hoch, so ergibt sich für die Bewässerung ein CO2-Verbrauch von 0,5 Gt bei der Stromerzeugung aus Wind und Sonne bzw. 3 Gt aus Erdgas. Geht man davon aus, dass der Wald 20 – 35 Gt CO2 aus der Atmosphäre entziehen würde, so würde der CO2-Aufwand für die Bewässerung je nach verwendeter Energieart zwischen 2 % und 15% liegen. Die CO2-Bilanz des Waldes wäre also trotz der energieaufwändigen Meerwasserentsalzung und des langen Transportweges höchst positiv.

Kosten

Würde man die Kosten für die der Atmosphäre entzogene Tonne CO2 nur aus den Kosten für die Meerwasserentsalzung und den Transport des Bewässerungswassers berechnen, so würde der Preis für die Tonne CO2 zwischen 70 und 125 Euro liegen ( 20 – 35 Gt CO2 stehen Kosten von 5 Billionen m3 Wasser * 0,5 Euro / m3 Wasser = 2,5 Billionen Euro gegenüber).

Selbstverständlich kostet die Anlage und Pflege eines solchen Waldes viel mehr als die bloßen Bewässerungskosten, doch scheint es durchaus legitim, die weiteren Kosten gegen die sonstige Wertschöpfung des Waldes zu rechnen. Den Kosten für Pflanzgut, Pflanzung, Anlage und Steuerung der Bewässerung, Überwachung, Brandschutz usw. steht der vielfältige Nutzen des Holzertrages, Wildaufkommens, zusätzlichen Regens sowie sonstige Ökosystemdienstleistungen, Fruchtertrag und nicht zuletzt die Wertzunahme des Landes gegenüber.

Es wäre naheliegend, die Waldflächen zumindest teilweise auch als Ackerforst zu nutzen, um zugleich die Lebensmittelversorgung der wachsenden Bevölkerung Nordafrikas sicherzustellen. Die Bewirtschaftungsform ließe sich dann auch mit Terra Preta Techniken ergänzen, womit nicht nur in der Biomasse, sondern insbesondere auch im Boden Kohlenstoff gespeichert würde. Allein durch die Erhöhung des Humusgehaltes auf 5 % könnten auf der einen Milliarde Hektar großen Fläche in 50 Jahren zusätzliche 500 Gt CO2 aus der Atmosphäre entzogen und in Form von organischem Kohlenstoff im Boden gespeichert werden. Das wären pro Jahr 10 Gt CO2, ein Drittel der von Menschen verursachten CO2-Emissionen.

Risiken

Das größte Risiko eines solchen Projektes besteht sicher darin, dass die Wälder in geraden Linien aus lediglich ein oder zwei schnellwachsenden Eukalyptus-Baumarten angelegt würden. Um sich ein Bild davon zu machen, muß man sich nur einmal in Portugal umschauen. Aus der Sahara würde eine Klimafarm, die ebenso wie die gesamte Landwirtschaft des Industriezeitalters als Monokultur angepflanzt würde.  Der Wald wäre kein Wald, sondern eine irrsinnige Farm zur Tilgung der Klimaschulden der Industrieländer. Die Wüstenvölker würden ihre Heimat verlieren, die Sahara ihre einmalige Schönheit. Schnell kann so aus einer ökologischen Utopie eine Katastrophe werden. Die Baummonokultur würde schnell zum Opfer von Schädlingen, die sich wie in jeder Monokultur rasend vermehren würden. Über der Sahara würden dann bald Flugzeuge und Hubschrauber zur Spritzung von Pestiziden fliegen. Man kennt schon die Firmen, die daran verdienen würden.

Mammutprojekte des Menschen, die so groß sind, dass sie innert kürzester Zeit das Klima und das Angesicht eines ganzen Kontinentes verändern, sind äußerst gefährlich und vollkommen vermessen.

Es ist beeindruckend, sich das enorme Potential der großflächigen Wüstenbewaldung vor Augen zu führen, wirtschaftlich durchzurechnen und die klimatischen Auswirkungen in Computermodellen abzuschätzen. Die ökologischen und sozialen Folgen eines solchen Projektes allerdings sind bisher noch in keiner Weise abzuschätzen. Um so mehr sollten wir uns an die Arbeit begeben, fachübergreifend diskutieren, wie ein solches Projekt nachhaltig verwirklicht werden könnte und beginnen, mit der Pflanzung erster kleinerer Wüstenwälder wichtige Erfahrungen zu sammeln. Man könnte sofort mit 10'000 oder 100'000 Hektar an verschiedenen Orten der Sahara und des australischen Outbacks, in der Namib oder in der Wüste von Nevada beginnen. Lernen, wie man verwüstetes Land ökologisch sinnvoll aufforstet, was die tatsächlichen Kosten und Probleme sind, was der Einfluss auf das lokale und das angrenzende Klima ist. Für ein Projekt wie Desertec, das nur Maschinen in die Wüste stellen will und zudem die größten Probleme mit Sandstaubablagerungen auf den Solarspiegeln hat, wäre ein ausgedehnter Wald um die Solaranlagen die perfekte Ergänzung.

Klimafarming mit hoher Biodiversität ist womöglich die letzte Chance gegen den Klimawandel. Vergeben wir sie nicht durch Größenwahn und lassen uns trotzdem nicht ausbremsen von blinden Besserwissern.

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Literatur

Anthes RA (1984) Enhancement of convective precipitation by mesoscale variations in vegetative covering in semiarid regions. J Clim Appl Meteorol 23:541–554

Bala G, Caldeira K, Wickett M, Phillips TJ, Lobell DB, Delire C, Mirin A (2007) Combined climate

and carbon-cycle effects of large-scale deforestation. Proc Natl Acad Sci 104:6550–6555

CannellMGR(1999) Environmental impacts of forest monocultures: water use, acidification, wildlife conservation, and carbon storage. New Forests 17:239–262

Forrester DI, Bauhus J, Cowie AL, Vanclay JK (2006) Mixed-species plantations of Eucalyptus with nitrogen-fixing trees: a review. Forest Ecol Man 233:211–230

Ornstein L, Aleinov I, Rind D (2009) Irrigated afforestation of the Sahara and Australian Outback to end global warming. Climatic Change 97: 409 - 437, DOI 10.1007/s10584-009-9626-y

Stape JL, Binkley D, Ryan MG (2004a) Eucalyptus production and the supply, use and efficiency of use of water, light and nitrogen across a geographic gradient in Brazil. For Ecol Man 193:17–31

Stape JL, Ryan MG, Binkley D (2004b) Testing the utility of the 3-PG model for growth of Eucalyptus grandis × urophylla with natural and manipulated supplies of water and nutrients. For EcolMan 193:219–234

Vengosh A, Hirschfeld D, Vinson D, Dwyer G, Raanan H, Rimawi O, Al-Zoubi A, Akkawi E, Marie A, Haquin G, Zaarir S, Ganor J (2009): High Naturally Occurring Radioactivity in Fossil Groundwater from the Middle East, Environ. Sci. Technol., 2009, 43 (6), pp 1769–1775, DOI: 10.1021/es802969r

  • Jochen Binikowski
    03.12.2012 06:33

    Angenommen man benötigt bei einem Agroforestry-Projekt 3 Arbeiter (inkl. Infrastruktur) pro Hektar. Dann stellt sich die Frage wo man 3 Milliarden Mitarbeiter rekrutieren kann? Wenn man pro Arbeiter Kosten für Löhne, Sozialversicherung, Unterkunft, Urlaubsflüge usw. von nur 10.000 €/Kopf im Jahr ansetzt sind das schon mal 30 Billionen €. Hinzu kommen noch die Kosten für den Aufbau einer Infrastruktur für 3 Milliarden Menschen sowie deren Energie- und Wasserverbrauch.

    Rund um die Sahara gibt es bereits unzählige Auffortungsprojekte von denen einige auch wirklich erfolgreich sind. Vieleicht wäre es realistischer diese teilweise seit Jahrzehnten bestehenden Pflanzungen auszuweiten.

    • hps
      03.12.2012 11:53

      Jeder neue Baum hilft und ebenso die Unterstützung und Erweiterung bestehender Waldpflanzungen.
      Am Beispiel der Sahara ging es doch vor allem darum, dass man sich mal eine Vorstellung macht, was es benötigen würde, um die irrsinnige Menge der vom Menschen verursachten Klimagasse auf natürliche Weise zu kompensieren. Es bräuchte natürlich nur soviel des Waldes als Ackerforst angelegt werden, wie es Menschen in der Gegend zu versorgen gibt.

  • Jochen Binikowski
    03.12.2012 13:53

    Hier auf den Philippinen wird gerade eine neue Pflanzmethode für Kokospalmen eingefüht mit der sich die Zahl der Palmen pro Hektar fast verdreifachen läßt: Bislang wurde im Abstand von 8x8 Meter gepflanzt. Jetzt werden 3 Setzlinge in einem imaginären Dreieck von einem Meter Seitenlänge gepflanz und 8 Meter Platz zwischen diesen 3-er Clustern gelassen. Ein weiterer Vorteil ist der viel geringere Düngerbedarf weil nicht mehr rings um die Baumscheibe gedüngt wird sondern nur noch im Zentrum des Dreiecks. Bei der Unkrautbekämpfung gibt es ebenfalls Vorteile.

    Wir sind gerade dabei eine neue Zitronenplantage anzulegen. Dabei werden wir experimentieren ob diese Cluster Methode auch für Zitrusbäume geeignet ist.

    Palmen werden bis zu 70 Jahre alt und binden nicht nur CO2 sondern liefern ab dem 5.-6. Jahr pro Palme und Jahr etwa 120 Kokosnüsse und über 100 Palmwedel aus Hartholz, gut 3 KG das Stück, bestes Feuerholz oder Grundstoff für Qualitäts-Holzkohle. In den ersten Jahren nach der Pflanzung kann der Platz zwischen den Bäumen zudem noch für Gemüseanbau und später für Tierhaltung genutzt werden.

    Was ich damit sagen will: Beim Thema Aufforstung führen viele Wege nach Rom. Deshalb macht es Sinn dort zu beginnen wo eh schon die Infrastruktur vorhanden ist und sich die Pflanzung auch ohne Subventionen rechnet.

  • A.Schlauch
    07.12.2012 07:59

    der nächste Schritt wäre nun, zu überlegen, was die Menschen vor Ort an Hilfen und Motivation brauchen, um in "Waldschöpfung" zu investieren. Also welche Vorteile brächte es für die Wüstenbewohner, sich da zu engagieren? Wie vermeidet man, das daraus ein erneutes Kolonialprojekt wird, das gegen die Leute vor Ort durchgesetzt wird? Letzendlich nur dadurch, daß die Menschen vor Ort in ihrer Selbstbestimmung gestärkt werden. Folglich muß man diese von den Vorteilen, die das für sie selbst bringt überzeugen, und ihnen Wissen und Mittel an die Hand geben.
    Daneben gibt es noch einen "zweitbesten" Weg: Die Ölkonzerne werden verpflichtet je Million geförderter Barrel 10ha Wald zu pflanzen und die Armeen je Flugstunde, je 100 Panzerfahrstunden, je abgeschossene Rakete etc jeweils 1ha Wald zu pflanzen.

  • Jochen Binikowski
    08.12.2012 15:32

    "Also welche Vorteile brächte es für die Wüstenbewohner, sich da zu engagieren? Wie vermeidet man, das daraus ein erneutes Kolonialprojekt wird, das gegen die Leute vor Ort durchgesetzt wird?"

    Das ist wohl die alles entscheidende Frage. Kleinbauern die seit Generationen ständig am Existenzminimum leben haben nur eine einzige Priorität: Den heutigen Tag überleben. Deshalb wenden sie Methoden an die sie kennen und die kein Kapital erfordern. Entsprechend gering sind die Erträge.

    Aufforstungen haben einen extrem hohen Kapitalbedarf und sind sehr langfristig angelegt. Das ist also den Bedürfnissen der Kleinbauern komplett entgegengesetzt. Es ist also eine langfristige und sichere Finanzierung von aussen unabdingbar. Die Kleinbauern müssen vom ersten Tag an finanziell besser stehen als mit ihrer herkömmlichen Wirtschaftsweise.

    Dieser finanzielle Vorteil muß personenbezogen sein. Für die Gemeinschaft sinnvolle und notwendige Projekte wie z.B. Bewässerungen, Umzäunungen usw. müssen zusätzlich separat finanziert werden. Viele westliche Projektinitiatoren übersehen oftmals eine ganz entscheidende Tatsache: Solidarität muß man sich auch leisten können!

    Alleine diese Finanzierungsaspekte lassen erahnen wie kompliziert eine großflächige Aufforstung in extrem armen Gegenden ist. Hinzu kommen noch die technischen und sozialen Fallstricke. Was z.B. passiert wenn nicht alle mitmachen? Also ein Teil der Leute arbeitet im Aufforstungsprojekt, der andere Teil vergrößert seine Ziegenherden weil es ja plötzlich viel Futter (Baumsetzlinge) gibt. Dann gibt es auch unter armen Leuten Fleißige und Faule, Ehrliche und Betrüger... Wie werden derartige Interessenkonflikte gelöst?

    Das nächste potenzielle Minenfeld sind die lokalen Dorfältesten, Politiker, Militärs, Warlords usw. Die wollen auch alle einen Teil vom Kuchen abbekommen, und zwar einen sehr großen. Diese Leute sind zudem auch noch oftmals untereinder verfeindet, was die Sache noch zusätzlich verkompliziert.

    Ein Aufforstungsprojekt kann also nur dann langfristig erfolgreich sein wenn die finanziellen, technischen, sozialen und politischen Voraussetzungen gewährleistet sind. Ist nur einer dieser Aspekte unzureichend gelöst wird das gesamte Projekt scheitern. Gerade in Afrika wimmelt es an Beweisen für diese Feststellung.

  • A.Schlauch
    15.12.2012 10:48

    So attraktiv die Idee der Wüstenaufforstung erscheint, so schwierig scheint ihre Umsetzung zu sein, je länger man darüber nachdenkt um so schwieriger. Aber Bäume pflanzen kann man ja nicht nur in der Wüste, auch wenn sicher dort der Einfluß auf das Klima am größten wäre. Deshalb an dieser Stelle mal etwas Werbung für die engagierten Leute von Wikiwoods, die hier in Deutschland große und kleine Pflanz- (und Pflege-)aktionen durchführen und unterstützen. Hier der Link:
    http://www.wikiwoods.org

  • R. Fleischhauer
    02.01.2013 09:05

    Ich bin etwas erstaunt über den Artikel.
    Wer sich wirklich ernsthaft mit der Wüstenaufforstung beschäftigt, der sollte doch wissen, dass es längst geschieht. Wäre es nicht sinnvoll, Energien und Finanzmittel auf bereits erfolgreiche Projekte zu konzentrieren?

    Siehe: http://www.desert-greening.com/

    Erfolge:
    http://www.desert-greening.com/projekte/gruene-welle

    Eine Vision wird Wahr!: “Southern side of the Atlas Mountains in Algeria turns green“

    Mittlerweile ist das algerische Atlas Gebirge deutlich grüner geworden und die ganze Region kann weiter von der integralen Umweltheilung profitieren

    Noch vor kurzem leidete Algerien unter starkem Wassermangel, sodass sogar Wasser importiert werden sollte.
    Heutzutage ist der Grundwasserspiegel um 30 Meter gestiegen, die Staudämme sind voll und die Agrarwirtschaft erholt sich.

    2009 verzeichnete Algerien eine Rekordgetreideernte. Im Jahr darauf war es genau so. Zum ersten Mal in der Geschichte Algeriens konnte Getreide exportiert werden.
    ......
    Nach der Vision Madjid Abdellaziz' soll es eine reale grüne breite (2 Km) Welle werden, die die Sahara von Marokko bis Saudi Arabien durchqueren wird. Menschen können sich hier ansiedeln und ihre Existenz nachhaltig sichern. Dadurch wird die grüne Welle immer breiter und die Wüste zurückgedrängt. Ein dauerhaftes Mikroklima wird so entstehen. Aus Wüste wird bewohnbares Land - zunächst als eine Kette von einzelnen Enklaven im Abstand von 500 Kilometern, später als zwei Kilometer breiter, geschlossener, wellenförmiger Gürtel. So können Flüchtlinge aus Afrika in einem neu geschaffenen Siedlungsgebiet aufgenommen werden und lernen, wie sie das Klima heilen und der Wüste mit Wald- und Ackerbau begegnen.

  • Daniel Nägeli
    02.01.2013 09:34

    Wüsten wieder zu begrünen ist möglich, doch noch wichtiger ist, die weitere ABHOLZUNG der wüstennahen Steppengebiete einzudämmen. Z.B. werden Steppenbewohner instruiert, wie sie mit Solar-Kochkisten kochen können statt die kümmerlichen Sträucher auch noch abzuholzen (und möglicherweise sogar im grünen Zustand zu verfeuern).

    Darüber hinaus hat die Permakultur seit vielen Jahren Methoden zur NACHHALTIGEN Begrünung entwickelt und erprobt. Siehe YouTube-Suche "Greening the Desert". Das Dümmste ist aber, in Wüsten oder andern trockenen Gebieten Eukalyptus anzupflanzen!!! Diese Pflanze vergeudet das kostbare Wasser! Zudem ist jede Monokultur grundsätzlich unsinnig. Hier sieht man wieder, wie Wissenschaft Unheil anrichtet durch einseitiges, lineares (eindimensionales) Folgern statt vernetztes Denken und praktische Versuche vor der Veröffentlichung!

  • Harald Thielen-Redlich
    02.01.2013 11:23

    Riesenprojekte machen vielleicht Sinn in sehr dünn besiedelten Wüsten. Ein Großteil der Problemgebiete sind dichter von Kleinbauern besiedelt. Wenn die wüssten, was man gegen Verwüstung alles machen und davon sogar leben kann, sähe die Welt ganz anders aus. Das Lebenswerk des Kleinbauern Yacouba Sawadogo ist ein beachtliches Vorbild. Siehe http://www.zeit.de/2012/49/Hunger-Sahelzone-Baeumepflanzer/komplettansicht.

  • A. Feierabend
    02.01.2013 11:33

    Die Veränderungen unserer Zeit stimmen zuversichtlich, da immer mehr Menschen sensibilisierter, bewusster, engagierter und offener werden.
    Aus Entweder-Oder wird so immer mehr Sowohl-als-Auch:
    - Bedenken und Handeln
    - Schwierigkeiten und Chancen sehen
    - Wissenschaft und "Un-Wissenschaftliches" zulassen

    • hps
      02.01.2013 11:45

      Ich freue mich sehr über die Diskussion und natürlich auch über die Kommentare, die den Wahnsinn eines solchen Grossprojektes kritisieren. Mir ging es mit dem Artikel insbesondere darum, den Wahnsinn vorzurechnen, den es brauchen würde, um unseren alltäglichen Wahnsinn zu kompensieren. Zum anderen soll es im Großen vorrechnen, was sich im Kleineren realisieren muss. Die grüne Welle mitten durch die Sahara ist da bereits viel realistischer, es würde noch nicht das ganze Weltklima retten, aber einen beachtlichen Einfluss auf einen halben Kontinent und eine enorme Signalwirkung haben. Es gibt bereits zahlreiche kleine, vereinzelte Projekte der Wüstenbewaldung, die nicht nur zeigen, dass es geht, sondern auch die kritische Masse aufbauen, damit endlich eine koordinierte Aufforstungs- und nachhaltige agroforstliche Bewirtschaftungsinitiative auf internationaler Ebene beginnt. Wenn statt Kyoto eine internationale Wüstenbegrünungskonferenz stattfinden würde, würden sich die Länder vielleicht leichter tun, an konkreten Projekten Initiative und Engagement zu zeigen.

  • Harald Schmidt
    02.01.2013 21:12

    Es ist doch immer wieder erstaunlich wie ignorant die Menschen sein können. Wieviel muss noch geschehen bis wir uns wieder als Teil des Ganzen wiederfinden.Ich beobachte die lobenswerte Aktivität "Kleingarten". Was dort an menschlichem Versagen als "tägliche Normalität" empfunden wird macht nur traurig. Da wird massenhaft wertvolles Material wild entsorgt oder bestenfalls in eine zentrale Kompostierung gebracht. Aber der eigene Gartenboden hat einen Humusgehalt von 2 bis 3%. Das ist aber nur das geringste Übel, wenn man den unvernünftigen Einsatz von PSM und synthetischen Mehrnährstoffdüngern erlebt. Kompostierung, Mulchen, Gründüngung und Mischkultur fällt zumindest teilweise der Ordnungswut der Vorstände auf den verschiedenen Ebenen zum Opfer. Andererseits gibt es auch eigenartigerweise immer weniger interessierte Kleingärtner.
    Die Beiträge auf diesen Seiten machen mich aber hoffnungsvoll. Ich kämpf seit 30 Jahren an dieser Front gegen Windmühlen.

  • Jochen Binikowski
    03.01.2013 02:25

    Sie übersehen leider einen ganz entscheidenden Aspekt: Die von Ihnen geforderten Methoden sind zwar gut für die Umwelt usw., funktionieren wenn überhaupt, nur in Kleingärten oder unter Laborbedingungen. Sobald für die Produktion Arbeitskräfte bezahlt werden müssen und sich der Anbau zu Marktpreisen rechnen soll wird es ein Verlustgeschäft.

    Hier ein Beispiel aus der Praxis:

    http://www.arte.tv/de/milpa-die-tausendjaehrige-agraroekologie/6898456,CmC=6832134.html

    Das hört sich zunächst richtig gut an. Der Teufel steckt aber ganz gewaltig im Detail. Auf unserer philippinischen Demo-Farm experimentieren wir seit Jahren mit Milpa. Bislang nur Fehlschläge da der Arbeitsaufwand viel zu hoch und die Ernteerträge zu niedrig sind. Die Hauptprobleme sind u.a. die manuelle Unkrautbekämpfung, zu geringe Keimraten / Pflanzdichte, die Bohnen ranken teilweise quer über die Gänge, Kürbis wächst wegen der Beschattung zu langsam = Probleme bei der Ernte, zu geringes Kolbengewicht beim Mais, massive Schädlingsprobleme usw.

    Wenn überhaupt lohnt sich das für arme Kleinbauern in der Dritten Welt die mit 8 Familienmitglieder einen Hektar für den Eigenbedarf bewirtschaften. 7 Mrd. Menschen kann man damit ganz sicher nicht ernähren. In der ARTE-Reportage wurden noch andere Beispiele genannt wo die wirtschaftlichen Aspekte ähnlich desolat gelagert sind aber nicht erwähnt wurden.

    Im gesamten Film wurde keine einzige konkrete Gewichtsangabe der Erntemengen genannt, es war immer nur vage von "doppelt soviel wie vorher" usw. die Rede, ohne zu sagen wieviele t/ha es "vorher" denn genau waren und wie die Hektarerträge der konventionellen Landwirtschaft im Vergleich dazu liegen. Es wurde vielmehr der Eindruck erweckt dass man die Menschheit problemlos mit Bio ernähren könnte wenn da nicht die bösen Agrarkonzerne wären.

    Ich bin mir ziemlich sicher dass die Zukunft in Kombinationen von Bio- und Konvimethoden liegt. Hybridsorten wachsen, genau wie Natursorten, auf humusreichen Böden besser als auf toten Äckern. Nur das die Erträge wesentlich höher sind und pro geernteter Tonne wesentlich weniger Input an Dünger, Arbeitskraft, PSM usw. erforderlich ist.

  • Jochen Binikowski
    03.01.2013 03:05

    "Wenn statt Kyoto eine internationale Wüstenbegrünungskonferenz stattfinden würde, würden sich die Länder vielleicht leichter tun, an konkreten Projekten Initiative und Engagement zu zeigen."

    M.W. gibt es in Australien fertige Pläne um per Pipelines Wasser aus dem regenreichen Nordosten in das trockene Outback zu leiten. Das wird nur noch nicht angegangen weil die derzeitigen Weltmarktpreise für Getreide usw. noch zu niedrig sind und die Regierung kein Geld für entsprechende Subventionen ausgeben will.

    Ich kenne die genauen Zahlen leider nicht. Aber wenn ich mir vorstelle was bislang all die nutzlosen Klimakonferenzen gekostet haben und welche Schäden durch Betrügereien mit CO2-Zertifikaten entstanden sind...

    Ganz offensichtlich fehlt es am politischen Willen. Solange die politische Willensbildung von den Banken ausgeht wird sich vermutlich nicht viel ändern.

  • Franziska Hoffmann
    21.01.2013 16:50

    Generell finde ich die Idee der Renaturierung gut. Aber denken wir hier an der richtigen Stelle? Die Energie zur Aufforstung der Sahara in die Erhaltung bestehender Wälder gesteckt....

  • Wo es beginnt
    10.07.2013 12:07

    Interessant ist hierbei vielleicht auch das Sahara Forest Project: http://saharaforestproject.com/
    Dabei wird Rückgewinnung der Wüste, ökologische Stromproduktion und Lebensmittelproduktion kombiniert.

  • Stefan
    30.07.2013 08:55

    Klingt alles gut und recht... aber:
    Macht es Sinn in der Wüste aufwändig und teuer aufzuforsten um CO2 zu binden - andererseits werden anderswo täglich ca. 550.000.000 m2 (550 Millionen Quadratmeter) Regenwald abgeholzt oder einfach abgebrannt! (Quelle: http://www.abenteuer-regenwald.de/wissen/abholzung)

    Stoppt die Abholzung des Regenwaldes!!!

  • Rainbow
    18.10.2013 13:21

    ist meines Erachtesn die erste Voraussetzung, also kein weiteres Abholzen dort, wo Bäume stehen, Brasilien, des Amazonas, ...
    und auch Deutschland verliert pro Tag viele Hektar zugunsten von irgendwelchen Baumaßnahmen.

    Subsistenz ist zu fördern, d.h. Familien haben Land, das sie bearbeiten UND das sie beernten können und wenn die Welt den Frauen einen Garten gibt,
    dann werden sie ihn hegen und pflegen, Marmeade kochen und Brot backen - doch nein, es geht auch hier wieder um Profite, Arbeitsplätze, ...

    ES geht NICHT um den Menschen, um seine Lebendigkeit, das Miteinander,
    die Bindungen, die Lebensfreude - DAS sind die Werte, die die Menschen zusammenhalten.

  • Alexander Karl
    18.01.2016 17:11

    Neuer Versuch: Dank neuer Technologien und der Einsatz lokaler geologischer Voraussetzungen ist die Bewaldung von Wüsten deutlich einfacher und günstiger umzusetzen als hier dargestellt.

    Beispiel Groasis Waterboxx: Damit lassen sich (inzwischen sogar maschinell) selbst in der harten Wüste von Dubai Bäume mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 90% sehr einfach und kostengünstig anpflanzen. Der Wasserverbrauch ist extrem gering, die Kosten durch die Möglichkeit der Wiederverwendung ebenso. Vorraussetzung ist nur, dass die Wurzeln richtig geschnitten werden, damit der Baum auch wirklich in die Tiefe Richtung Grundwasser wurzelt. Sehr genial, schaut euch die diversen Videos bei Youtube unbedingt mal an!!
    Kalkulation von Groasis: Die Begrünung von 1km² mit ~35.000 Bäumen kostet ca. 400.000 Euro bei maschinellen Einsatz.

    Beispiel Atakama; Namib: Beide Wüsten, aber auch noch andere aride Platze (zb. Baja California) haben zwar kaum Niederschlag, dafür aber mehr als ausreichend Nebel in der Küstenzone (50km Küstennähe) in Höhen von 400m – 1200m. Pflanzt man in dieser Zone auf Nebel spezialisierte Bäume (z.b. Sequoia sempervirens und vor allem die kanarische Kiefer), Büsche und Gräser an, bewässert sich die Grünzone nach ein paar Jahren von selbst und nach etwa 20 Jahren fallen bei richtiger Bewaldung im Schnitt 50l Wasser/m² und Tag an, die über Entwässerungssysteme in tieferen Lagen für die Landwirtschaft einsetzbar sind. Allein in der Atakama würden so ca. 60.000km² bewaldet werden können.

    Auch in der Permakultur gibt es zahlreiche wunderbare Ansätze, um die die Wüste zu begrünen (sucht mal nach „Permaculture + jordanien“.

    Wie finanzieren? Ganz einfach über eine CO2-Abgabe, die dann direkt in solche Wüstenprojekte fließen könnte.

  • Stephan Becker
    30.03.2016 14:50

    Hallo Herr Schmidt,
    ich denke, dass CO2 keinen messbaren Beitrag zum Klimawandel beiträgt. Zudem äußern sich immer wieder (Klima-)Wissenschaftler dahingehend, dass viele komplexe Vorgänge in der Natur noch gar nicht richtig mit Hilfe von mathematisch-physikalischen Modellen erfasst sind. => Keine Aussagekraft von Computermodellen!
    Wasserdampf ist der wesentlich stärkere Treibhaus-Faktor, u.a. erzeugt durch Wälder. D.h. wir müssen nicht vor der Verbrennung fossiler Energien Angst haben, sondern vor der Abholzung der Wälder dieser Erde. In Brasilien bzw. Südamerika, aber auch im asiatisch-pazifischen Raum (Indonesien, Borneo, Neuguinea) läuft in dieser Hinsicht gerade ein katastrophales "Experiment".

    Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit den Themen Landwirtschaft und Energie, wenn auch überwiegend nur theoretisch. Bei der Landwirtschaft sind es vor allem die Gebiet Bio-Landwirtschaft, Permakultur und Wüstenbegrünung.
    Zu letzterem habe ich mein Wissen, vor allem aus dem Bereich Permakultur, in einen Artikel fliessen lassen, den ich im Peak-Oil-Blog von Norbert Rost (http://www.regionalentwicklung.de/) veröffentlichen durfte:

    Weltweite Ernährungssicherung durch Wüstenbegrünung – Teil 1
    25.05.2015
    http://www.peak-oil.com/2015/05/ernaehrungssicherung-durch-wuestenbegruenung-teil-1/

    <i>Woher also soll das Wasser kommen?</i>

    Am einfachsten kommt das Wasser aus den Wolken. Es gibt auch in den Wüsten immer mal wieder Niederschläge, wie ich im verlinkten Artikel zeige.
    In den Kommentaren habe ich auf die erfolgreiche Anwendung von Steindämmen in Wüsten hingewiesen:

    Gabions: Water Soaks in the Desert
    http://permaculturenews.org/2010/11/25/gabions-water-soaks-in-the-desert/

    Man sollte beides, optimale Wassersammlung und -nutzung sowie Aufforstung, gleichzeitig betreiben, von den Rändern der Wüste her.
    Gunter Pauli (einer Ihrer Autoren?) hat mit dem Las Gaviotas Projekt in Kolumbien gezeigt, dass es sogar inmitten eines Steppengebietes, weitab von einer Küste, möglich ist, die Menge an Niederschlag zu erhöhen. Aufforstung ist sehr billig möglich: FMNR.

  • Stephan Becker
    30.03.2016 16:13

    Gerade habe ich wieder einen Hinweis auf die nur teilweise verstandenen Vorgänge des Weltklimas gefunden, in einem Artikel der New York Times:

    <i><b>Deforestation and Drought</b>
    By JIM ROBBINSOCT. 9, 2015
    Many experts believe that deforestation is taking place on such a large scale, especially in South America, that it has already significantly altered the world’s climate — even though its dynamics are not well understood.</i>
    http://www.nytimes.com/2015/10/11/opinion/sunday/deforestation-and-drought.html?_r=0

  • Hermann Merk
    17.06.2016 06:51

    Eine Wasserquelle wurde vergessen, nämlich die Luftfeuchtigkeit. Der Wassergehalt der Luft ist abhängig von der Luftfeuchtigkeit und dem Taupunkt. Es ist klar, dass in der Mitte der Sahara der Taupunkt der Luft bei 1 °C liegt und pro m3 Luft ca 5 g enthält. Ich habe vor ca. 20 Jahren in einer Zeitschrift gelesen, dass bei den Beregnungsanlagen in der lybischen Wüste 90% des Wassers verdunstet, bevor es den Boden erreicht. Aus dieser Tatsache lässt sich ein Seewasser-Entsalzungsprozess erdenken.

    Mit freundlichen Grüssen

    Hermann Merk

  • Dietmar Wohlleben
    28.09.2016 14:25

    Die Zeitschrift Brandeins berichtet aktuell über einen seit langem erfolgreich laufendes Wüstenaufforstungsprojekt und Unternehmen namens "DesertTimber":
    www.brandeins.de/archiv/2016/einfach-machen/abwasserverwertung-aegypten-waelder-in-der-wueste-zu-schade-zum-wegkippen/
    Das Projekt baut auf mehrere Jahrzehnte laufende Wüstenaufforstungsprojekt der Müncher Universität auf.
    Infos findet man unter www.DesertTimber.de

  • Stella Leu
    08.01.2018 15:40

    ich interessiere mich für wurzelflüstern seitdem ich von Rinaudo gehört habe. In Thailand sind auch viele kahlgeschlagene flächen wo aber die wurzeln noch lebendig warten.
    ich glaube sie müssen getröstet werden weil so stark verwundet.
    die tiefwurzelbäume halten die wasseradern und verhindern bodenerosion.
    zudem kommen sie an tiefes grundwasser und spenden schatten für die flachwurzelpflanzen. wenn sie noch lebendige wurzeln von den tiefwurzelbäumen finden, kann die wiederauffforstung beginnen.
    kennen sie wurzelflüsterer?
    Stella Leu, brückenstr. 61, 64397 Asbach

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