World CHARday 2015 - Report

von Kathleen Draper & Maddie Brown

Die Welt wird eine andere sein, wenn Pflanzenkohle Teil des Alltags geworden sein wird. Der erste World CHARday war ein kleiner Schritt dahin. Er wird ein Maßband sein, wenn wir uns in zehn Jahren zurückwenden und schauen, wie alles angefangen hat. Täglich erreichen uns noch Bilder aus aller Welt und Mitteilungen über die produzierten Mengen an Pflanzenkohle. Menschen aus ganz unterschiedlichen Milieus und verschiedensten Ländern verkohlten verschiedenartigste Biomassen mit unterschiedlichsten Herstellungstechniken. 38.000 kg CO2 stehen bisher zu Buche.

Mehr als 200 Personen aller Altersgruppen nahmen aktiv an den ersten World CHARdays vom 18. bis 22. Juni 2015 teil und informierten uns über die von ihnen hergestellte Pflanzenkohlemenge. Bis heute erhielten wir Nachrichten aus Australien, Finnland, Kamerun, Canada, England, Deutschland, Nepal, Serbien, Sri Lanka, Schweiz, China und aus den USA, weitere Meldungen aus anderen Ländern werden noch erwartet. Sowohl ländliche als auch städtische Gemeinschaften haben sich beteiligt und die Aufsehen erregendste Aktion fand direkt vor dem deutschen Bundestag statt.

Vierundachtzig Bauern in Nepal produzierten mindestens 31.400 Liter mit Rinderurin aufgeladene Pflanzenkohle (ungefähr 10.000 kg). Damit steht Nepal an der Spitze aller teilnehmenden Länder und erhält den Titel des ersten Pflanzenkohle-Weltmeisters. Dem Motivator und Organisator der nepalesischen Teams, Bishnu Hari Pandit, gebührt höchste Anerkennung für seine Leistung.

Eine Gruppe deutscher Enthusiasten produzierte Pflanzenkohle mitten im deutschen Regierungsviertel und stellte für die Parlamentarier eine Trockentoilette auf, um die Pflanzenkohle gleich vor Ort mit organischem Dünger aufzuladen.

Im Hinblick auf die produzierte Pflanzenkohlemenge eines Einzelteams wird der australische Charmaster Dolph Cooke und Team kaum zu überbieten sein. Sie starteten mit 2 Moxham-Kon-Tiki einen Verkohlungs-Marathon von mehr als 17 Stunden und produzierten dabei 4,3  m3 (ca. 1.400 kg) Pflanzenkohle, die sie bei ihren neuen Feldversuchen bei Biochar & Hemp einsetzen wollen. Balz Bauer in Serbien kam mit 1,230 kg dieser Menge noch am nächsten. Balz Bauer ist zudem der erste professionelle Kon-Tiki Meister, der die Abwärme des Kon-Tiki zurückgewinnt und entweder zum Trocknen von Holz oder an kühleren Tagen zum Heizen seiner Werkstatt nutzt.

Das von Frank Strie geführte Team Tasmanien hat vier Kon-Tikis auf der Insel verteilt und damit sowohl die Winterluft als auch augenscheinlich die Herzen einiger Lokalpolitiker erwärmt. Ein Abgeordneter des tasmanischen Parlamentes war so begeistert, dass er in einer Ansprache im Parlament auf die Pflanzenkohle und das CHARday-Event hingewiesen hat.

Der Deutsche Detlef Paulik gewann den Preis für den kreativsten Verkohlungsprozess, für den er zur Erzeugung von 270 Liter Pflanzenkohle eine alte Badewanne verwendete, die er mit 40 Liter Urin ablöschte.

Die Technik, die zur Gewinnung von Pflanzenkohle am CHARday 2015 verwendet worden sind, reichen von verschiedenen Größen und Typen von Kon-Tikis bis zur Verwendung ausrangierter Badewannen und Erdmeilern bis zu EB2-Kochern, MWOTO TLUDs und der Pyrofarm-Technologie, bei der nicht nur Pflanzenkohle hergestellt, sondern auch ein Swimmingpool beheizt worden ist.

Aber nicht nur die verwendeten, oft selbst gebauten Technologien zeichnen sich durch enorme Vielfalt aus, sondern es wurden auch die unterschiedlichsten Biomassen verwendet. Art Donnally verwendete in Costa Rica Bambus, in Nepal kamen invasive Buscharten zum Einsatz, in Deutschland wurden verbreitet Abfälle aus Weinbergen und Obstplantagen verwendet, in Sri Lanka Abfälle von Sägewerken. Weiterhin wurde Grünschnitt, Holz, Maiskolben, Zuckerrohr und in Berlin symbolische Kreuze für die Opfer politischer Fehlentscheidungen verkohlt.

Auf dem Dach eines Hochhauses in Hong-Kong haben Wanho Tam, Markus Wernli und Freunde 5 kg Pflanzenkohle aus Sägespänen und Zuckerrohr hergestellt und werden sie zur Fermentierung von Hausabfällen verwenden.

Unser vorrangiges Ziel dieses ersten globalen Pflanzenkohle–Events bestand in der Anregung, dass die vielen einzelnen Vorreiter nachhaltiger Pflanzenkohle Herstellung und Anwendung sich als eine weltweite Bewegung wahrzunehmen beginnen. Und wir wollten ermitteln, wie groß die gemeinsam produzierte Menge schon ist, um abzuschätzen, wie viel CO2 damit in den Zustand stabilen Kohlenstoffs umgewandelt und dauerhaft der Atmosphäre entzogen  werden kann. Die hergestellten Mengen wurden uns in Kilogramm, Pounds, Liter und auch in Gallonen übermittelt, so dass wir einiges umrechnen und vorsichtige Annahmen zum Wasser- und Kohlenstoffgehalt treffen mussten. Mit der Annahme eines durchschnittlichen Kohlenstoffgehalts von 65% (während holzige Biomassen auf Kohlenstoffgehalte von über 80% kommen, ergeben Maiskolben und Reisstroh nur etwa 50%) ermittelten wir, dass bei dem Event mehr als 16.000 kg Pflanzenkohle (DM) mit 10.400 kg Kohlenstoff erzeugt wurden, was ungefähr 38 Tonnen CO2e entspricht. In Abhängigkeit von der Verwendung der Pflanzenkohle lässt sich dieser Wert verhinderter Treibhausgasemissionen noch deutlich erhöhen. Zum Beispiel reduziert die Pflanzenkohle den Bedarf an Düngemitteln, wenn sie sachgerecht als Bodenverbesserer eingesetzt wird, und sie kann bei  Verwendung als Tierfutter oder Stallstreu Methan-, Lachgas- und Ammoniak-Emissionen verringern.

Dolph Cooke und Freunde nach der Herstellung von 4 m3 Pflanzenkohle in 18 Stunden mit ihrem Moxham Kiln (ein zylindrischer Kon-Tiki, den der legendäre Geof Moxham schon 2008 in Australien entwickelt hat).

Zusätzlich zu dem Ziel, an diesem Tag überall auf der Welt Pflanzenkohle herzustellen, wollten wir die Produzenten von Pflanzenkohle auch dazu ermutigen, ihre Nachbarn und andere Interessierte in die Herstellung und Anwendung von Pflanzenkohle einzuweisen. Die Berliner TerraBoGa-Gruppe verdient Anerkennung dafür, dass sie über 100 Tagungsteilnehmern im Botanischen Garten die Einfachheit der Herstellung von Pflanzenkohle mit einem Kon-Tiki zeigte. Diverse Teilnehmer wie Poger Gillet, Richard Copley, ich selbst und mehrere andere luden ein, den Verkohlungsprozess gemeinsam zu erleben und nutzen die Abwärme zum Grillen einer gemeinsamen Mahlzeit. Haiko Pieplow nahm die Gelegenheit des CHARdays in Berlin wahr, um Maulbeer-Setzlinge in Terra-Preta-Substraten an Teilnehmer, interessierte Gärtner und Passanten zu verschenken. Unsere Hoffnung ist, dass all jene, die in diesem Jahr das Handwerk der Pflanzenkohle-Erzeugung erlernt haben, im nächsten Jahr ihrerseits am CHARday teilnehmen und dann weiteren Menschen ihr Wissen zur Verfügung stellen.

Für 2016 streben wir an, die in diesem Jahr erreichte Menge an CO2e mindestens zu verzehnfachen. Dieses Ziel mag ambitioniert erscheinen, aber solche Mengensteigerungen sind nötig, damit Pflanzenkohle in 10 Jahren Teil des Alltags wird, einen nennenswerten Klimaeffekt zu erreichen und den Umgang mit erneuerbaren Ressourcen zum Schlüssel der nachhaltigen Entwicklung zu machen.

Bitte senden Sie uns Ihre Gedanken und Vorschläge, wie dieses Ziel für das nächste Jahr am besten erreicht werden kann und der CHARday 2016 zu einem durchschlagenden Erfolg wird.

Frank Strie feuert seinen Kon-Tiki an einem kalten Sonntag im tasmanischen Winter.

Wir sprechen hiermit all jenen, die am CHARday 2015 teilgenommen haben, unseren aufrichtigen Dank aus. Wenn Sie noch keine Gelegenheit hatten, uns über Ihren CHARday-Event 2015 zu informieren, senden Sie bitte Ihre produzierte Pflanzenkohlemenge per e-mail an brown@ithaka-institute.org und fügen Sie bitte auch einige Bilder bei.

Übersetzung von Klaus Schmidt

  • uwe thomas
    06.07.2015 09:18

    hallo allerseits,

    um zum beispiel den charday insbesondere auch international populärer zu machen, wäre es sicher sehr hilfreich, veröffentlichungen wie diese zumindest auch in englisch und noch besser auch in französisch zu verfassen.

    herzliche grüsse und beste wünsche


    uwe

    • hps
      06.07.2015 17:48

      Auf Englisch gibt es die Veröffentlichungen im ebenfalls vom Ithaka Institut herausgegebenen "the Biochar Journal" (www.biochar-journal.org), sonst hätte es nicht die weite Verbreitung gefunden. Französisch und Spanisch sollten wir aber tatsächlich in Angriff nehmen.
      Schönen Dank und Gruss, hp

  • Dietmar Scholz
    27.09.2015 09:43

    Hallo alle zusammen,
    alles hier begeistert mich. Meine Art der Biokohleherstellung sind Sägespäne in Konservendosen im Kaminofen im Winter (ca.200 - 300 Kg) und nun der Versuch, in einem alten Waschkessel im Garten. Wie einfach doch alles ist, 2 Kessel gibt 50 Kg.aktivierte Kohle lässt sich leicht zerkleinern.
    Gerne würde ich dies bildlich dokumentieren, finde aber keine Möglichkeiten, hier Anhänge beizufügen.

    Viele Grüße
    Dietmar Scholz

    • hps
      27.09.2015 09:47

      Schicken Sie uns doch bitte die Bilder an info(at)ithaka-institut.org, wir werden diese dann in Absprache mit Ihnen einbingen bzw. auf den Kon-Tiki World Map aufnehmen.
      Vielen Dank, Hans-Peter Schmidt

  • Zang Günter
    15.01.2016 18:38

    Wenn ich mir die Bilder anschaue, frage ich mich,ich habe ein Unterteil eines Zementsilos mit Füßen.
    Winkel des Trichters ähnlich des Kon-Tiki aber mehrfach so groß. 2,5 Meter Durchmesser oben.
    Kann ich den verwenden? Wie klein muss das Holz sein?
    Hackschnitzel oder auch ganze Äste von 1 Meter?
    Kann ich eine Anleitung bekommen?
    Brauche ich eine Außenhülle?
    Was geht gar nicht?

    MfG
    Zang Günter

    • hps
      15.01.2016 21:43

      Die halben Zementsilos eignen sich auch hervorragend als Kon-Tiki. 1 m lange Äste sind kein Problem. Anleitungen finden Sie auf unserer Webseite: http://www.ithaka-institut.org/de/kon-tiki
      Grüsse, hp schmidt

  • Zang Günter
    15.01.2016 18:44

    wieviel N kann voll aufgeladene Kohle pro kg speichern?
    Ist diese Menge wieder für die Pflanze verfügbar, und wann?

    Zang Günter

    • hps
      15.01.2016 21:44

      Am besten geht es mit organischen Nährstoffen. Hier ist die Daumenregel 1 l Urin oder Dünngülle auf 1 l Pflanzenkohle

  • Christian Krasemann
    31.01.2016 14:57

    Liebe Freunde der ökologischen Wirtschaft,
    Wir produzieren in 16792 Zehdenick (Tel.03307/310 390 ) Hanffaserfilze. Durch den hohen Restfaseranteil (Kurzfasern u. Schäben) beabsichtigen wir diese zukünftig in BIOKOHLE zu pyrolisieren. Eine kleine Mustermenge wurde testweise mit sehr guten Ergebnissen bereits hergestellt.
    Wir werden einen Teil der Baugruppen selbst zu fertigen, suchen dazu aber noch Erfahrungen oder Praxisbeispiele.
    Nach weiterer Planung u. Entwicklung mailen wir gerne weitere Infos.
    Ing. Christian Krasemann

  • armin marzluf
    22.04.2016 11:12

    wie kann ich die kohle zerkleinern,bzw ist es erforderlich.ich bin in Brasilien und sitze auf jeder mengeholzabfall aus einer akatzienplantage

    • hps
      26.04.2016 22:05

      Die Kohle aus Akazienholz ist ziemlich hart. Hier in Europa würde ich zur Zerkleinerung einen Gartenhäcksler empfehlen, sind die in Brasilien verfügbar. Die Kohle muss allerdings auch nicht ganz fein gemahlen werden, sofern es nicht alles nur große Stücke sind und eine gute Korngrößenverteilung vorliegt. Bei Kon-Tiki Kohle ist das meist der Fall und für den Einsatz im Boden muss sie nicht zerkleinert werden.

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