Waldgärten, Lehmhäuser und Klima-Abo für Nepal
von Hans-Peter Schmidt
Es ist kaum mehr als ein Jahr her, dass wir unsere Arbeit in den Dörfern von Nepal begonnen haben, doch das Land fühlt sich bereits wie eine zweite Heimat an. So vielfältig sind die Projekte und Engagements, die Dörfer und Menschen, mit denen wir arbeiten und lernen, und die Landschaften, in denen wir sanft mit Bäumen und fruchtbaren Gärten unsere Spuren hinterlassen. In wenigen Tagen fahren wir wieder für einige Monate nach Nepal, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen über die wichtigsten Entwicklungen des letzten Jahres zu berichten und zu zeigen, wie Ihre Spenden und Klimazertifikate für schnelle, unkomplizierte Nothilfe und langfristigen Nutzen eingesetzt wurden.
In den ersten zehn Tagen nach dem Erdbeben waren wir in unseren Partnerdörfern Dhungkharka (Kabre), Methinkot (Kabre), Naya Gaon (Kabre), Maina Pokhari (Dolakha), Nalang (Dhading) und Dhamilikuwa (Lanjung) die ersten, die den am stärksten vom Erdbeben betroffenen Bauernfamilien mit je 5000 NRP (ca. 50 Euro, ein Monatseinkommen) ein kleines Hoffnungszeichen brachten und zeigten, dass sie in ihrem Leiden nicht allein gelassen werden. Später kamen andere, große Organisationen und brachten mehr materielle Unterstützung, aber wir waren die ersten gewesen, weil wir im Voraus auf Ihre Hilfe, die Hilfe der Freunde Ithakas, bauen konnten. Wir hatten den Bauern die 5000 NRP allerdings nicht einfach als Spende gebracht, sondern als Vorauszahlung für CO2-Zertifikate, die die Bauern später durch die Herstellung und Verwendung von Pflanzenkohle einlösen sollten.
Auch wenn in der ersten Phase natürlich alle Bauernfamilien, die die Nothilfe erhielten, sich einverstanden erklärten, einen Kubikmeter Pflanzenkohle herzustellen und mit Kuhurin vermischt als organischen Dünger in ihren Feldern zu verwenden und damit den längst üblichen Chemiedünger zu ersetzen, so geriet das ursprüngliche Versprechen angesichts all der anderen Sorgen nach dem Erdbeben und der folgenden Regenzeit bei einigen in Vergessenheit. Es lag uns allerdings fern, hier irgendwelchen Druck auszuüben, sondern wir haben die Bauern nur gelegentlich an unsere Abmachung erinnert und zu motivieren versucht. Die Entscheidung über diese Chance für ihre Zukunft mussten sie allerdings selbst treffen. Und so erklärt es sich auch, dass in manchen Dörfern wie Dhunghkarka oder Nalang die weit überwiegende Mehrheit der Bauern inzwischen mit organischen Pflanzenkohle-Düngern ihre Gemüse und Getreide zu Höchsternten bringen und jede Familie ihren eigenen Kon-Tiki in Stallnähe stehen hat und den Urin der Kühe in extra dafür angelegten Gruben mit Pflanzenkohle auffängt (mehr zu der Methode finden Sie hier), während in manch anderem Dorf nur wenige Bauern sich die Mühe machen, die Ernten zu steigern und ihre Böden zu verbessern. Wir haben gelernt, nicht über die Leute zu urteilen, uns aber dort zu freuen, wo es gelingt, und unsere eigenen Lehren daraus zu ziehen.
Erdbebensichere Rundhäuser
Dank ebenfalls Ihrer Spenden, konnten wir in sechs Dörfern für und mit 22 Bauernfamilien, deren Haus durch das Erdbeben eingestürzt oder unbewohnbar geworden war, neue, erdbebensichere Lehmhäuser aus fast vollständig lokalen, natürlichen Materialien bauen. Wir haben unsagbar viel in diesem Prozess gelernt, und zwar nicht nur, wie wunderschöne, in jedem Klima komfortabel zu bewohnende und vor allem sichere Rundhäuser zu bauen sind, sondern auch wie sich dies in den alles andere als einfachen sozialen Strukturen verschiedener Dörfer effizient verwirklichen lässt. Dass dies auch für uns ein Lernprozess war, bedeutet nicht zuletzt, dass die ersten Häuser nicht ganz von gleicher Qualität wie die letzten zehn Häuser sind. Ohne unsere Fehler wären wir nicht da, wo wir sind. Um die Bauqualität bis ins Detail und das Befolgen der Richtlinien sicherzustellen, mussten wir erst einige Tricks lernen und auch gelegentlich gewissen Zwang ausüben und minutiöse Kontrollen einführen, sonst drohte gerade an den statisch entscheidenden Verstrebungen, die am Ende ja niemand mehr sieht, an Mühe und Sorgfalt gespart zu werden. Mit jedem weiteren Haus in jedem neuen Dorf konnten wir uns schließlich besser und besser in Perfektion üben. Und mittlerweile haben wir ein Team von inzwischen erfahrenen Handwerkern, mit denen wir in jedem Dorf innerhalb von einer Woche ein sicheres Rundhaus aus lokalen Materialien für knapp 1000 Euro bezugsfertig bauen können (mehr zu unserer Baumethode mit vielen Bildern hier).
Während es in den Wellblechhütten, die von den großen Hilfsorganisationen im Sommer spendiert worden waren, im Winter eisig kalt wurde und eine Grippewelle nach der anderen brachte, viele über Gelenkschmerzen klagen und es sogar zu Erfrierungen kam, bliebe es in den dicken Lehmhäusern warm, und das Getreide lagerte schimmelfrei und trocken. Einige Medien in Nepal haben von unserer Initiative berichtet und nun beauftragte uns eine amerikanische Stiftung, in einem besonders vom Erdbeben verwüsteten Dorf in Dolakha 20 weitere Rundhäuser nach den Ithaka-Methoden zu bauen. Unser eigentliches Metier ist es ja nicht und soll es auch nicht werden, aber wie könnten wir eine solche Einladung ausschlagen? Zeigt sich der Erfolg einer Methode nicht vor allem darin, dass andere sie kopieren und verbessern? In Dolakha, wo wir bereits fünf Häuser gebaut haben, werden die Bauern die Häuser eigenständig bauen, wir organisieren ihnen nur noch die Materialien und die Qualitätskontrolle.
Waldgärten
Unser derzeit vielversprechendstes Projekt, das durch Ihre Spenden möglich wurde, ist die Anlage von Waldgärten in Tanahu (etwa in der Mitte zwischen Kathmandu und Pokhara). Zu Beginn der Regenzeit haben wir dort mit 42 Bauernfamilien 10.000 Bäume auf brachliegenden Terrassen gepflanzt. Verschiedene Baumsorten, die neben Früchten, Nüssen, Tierfutter und Holz besonders wertvolle Produkte wie Zimtöl, Parfüm, Seide, aromatherapeutische Kerzen und Arzneimittel versprechen. Zwischen den Bäumen wachsen die täglichen Nahrungsmittel wie Mais, Kartoffeln, Linsen, Zwiebeln, Kohl, Senf und natürlich die vielen Gewürze, die ein nepalisches Gericht ausmachen.
Die sämtlich mit Pflanzenkohle und Mulch gepflanzten Bäume erreichten eine geradezu phänomenale Überlebensrate von 94%. Dies steht im Vergleich zu den lediglich knapp 50%, die bei traditionellen Aufforstungen in Nepal erreicht werden. Als im November die Trockenzeit begann, drohte dieser Erfolg gefährdet zu werden. Tausende Jungbäume brauchten noch Wasser, aber die Terrassen waren zu weit von den nächsten Wasserquellen, um aller zwei Wochen einen Eimer Wasser pro Baum heranzutragen. So entschieden wir, finanziert von den CO2-Zertifikaten der Bäume, Bewässerungsbecken in den Waldgärten anzulegen, mit fixen Wasserschläuchen zu verbinden und an die Quelle am oberen Berghang anzuschließen. Seit 8000 Jahren können die Bauern nun erstmals ihre Terrassen rund um das Jahr bewässern und damit nicht nur fast alle tropischen Bäume aufziehen, sondern in jeder Jahreszeit Lebensmittel anbauen. Unvorstellbar das Funkeln in den Augen des alten Mannes, der erstmals auf seinem eine Stunde vom Haus entfernten Feld einen Schlauch in der Hand hält, aus dem frisches Quellwasser in sein Bewässerungsbecken fließt.
Die Jungbäume, die Pflanzung und die Pflege sowie die Bewässerungsbecken und -leitungen konnten wir durch den Kohlenstoff finanzieren, den die Bäume jährlich aus der Atmosphäre aufnehmen. In den ersten zehn Jahren berechnet sich der jährliche Betrag aus dem konservativen Mittelwert der ersten zehn Jahre, wobei natürlich nur die Bäume angerechnet werden, die überlebt haben. Um den Anreiz zur Pflege der Bäume zu erhöhen, müssen abgestorbene Bäume nicht nur nachgepflanzt werden, sondern es geht für jeden verlorenen Baum die Prämienzahlung für fünf lebende Bäume verloren.
Die 10,000 in Ratanpur gepflanzten Bäume entziehen der Atmosphäre jährlich 150 t CO2. Bei einem Preis von 32 Euro pro Tonne CO2 ergibt dies jedes Jahr 4800 Euro für die insgesamt 42 Bauernfamilien. Das mag für unsere Verhältnisse in Europa nach nicht viel klingen, die 115 Euro pro Familie entsprechen für Bauern in Nepal aber zwei Monatseinkommen und stellen ein sonst nicht vorhandenes garantiertes Grundeinkommen, welches die Anlage von Waldgärten überhaupt erst ermöglicht. Nach 3 Jahren finanzieren die Waldgärten sich dann durch ihre Erträge selbst, wobei die Kohlenstoff-Sequestrierung einen zusätzlichen Mehrwert darstellt, ebenso wie die Zunahme der Bodenfruchtbarkeit, die Biodiversität, der Grundwasserschutz, die Vermeidung von Erosion und von Erdrutschen (detailliertere Informationen, Kalkulationen und Bilder finden Sie hier).
Im kommenden März werden vier Nachbardörfer in das Programm einbezogen und 40,000 weitere Bäume für Waldgärten gepflanzt. Die dann insgesamt 50,000 Bäume werden jährlich mindestens 750 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entziehen. Dies entspricht den durchschnittlichen CO2eq-Emissionen von 76 deutschen Bürgern. Es klingt ungeheuerlich, aber für die durchschnittlich 10 t CO2-Verbrauch pro Kopf in Deutschland, braucht es 660 Bäume in Nepal oder einem vergleichbaren subtropischen Land. (Der CO2-Verbrauch in Nepal ist übrigens rund 90 mal kleiner als in Deutschland.) Andererseits braucht es für einen Deutschen bei einem Preis von 32 Euro pro Tonne CO2 lediglich ein monatliches Klima-Abo von 27 Euro, um klimaneutral zu leben. Das ist der Preis von drei Tassen Kaffee pro Woche. So billig macht es uns die Natur, wenn wir es nur wollen.
Klima-Abo
Ein solches Klima-Abo werden wir noch dieses Jahres einführen, und zwar sobald unser transparentes Zertifizierungssystem steht und wir garantieren können, dass die angelegten Waldgärten dauerhafte Kohlenstoffspeicher werden und unsere Berechnungsgrundlagen strenger Überprüfungen standhalten. Mit der Verbindung von privaten Klima-Abos und bäuerlichen Waldgärten hoffen wir ein Modell zu schaffen, dass sich von Istanbul bis Peking über das ganze entwaldete Asien, ebenso wie in Afrika, Südeuropa und Amerika verbreiten kann. Es braucht 2,3 Billionen Bäume, damit die Welt wieder klimaneutral wird. Lediglich 45% des derzeitigen Weidelandes müsste dafür zu Waldweiden umfunktioniert werden. Mit einem Klima-Abo, das die durchschnittlichen CO2-Emissionen pro Kopf eines jeden Landes abgleicht, würde sich dies leicht finanzieren lassen. Es wären übrigens nur 72% der weltweiten Militärausgaben, aber es wird auch ohne staatliche Lenkungsabgaben funktionieren, wenn genügend Privatpersonen ihrer persönliche Verantwortung gerecht werden.
Man mag uns als Träumer verlachen, wenn wir in den Wüsten des Islamischen Staates Wälder wachsen sehen, aber was, wenn nicht Wälder können die Welt dort und überall noch retten? Wir haben im Kleinen schon manch ziemlich Unmögliches erreicht, warum sollte es nicht gelingen, auch Großes anzustoßen? Einen anderen Ausweg gibt es nicht.
Unsere ganze Hoffnung besteht darin, gemeinsam ein Model zu errichten, das an möglichst vielen Orten multipliziert werden kann und nicht nur das Klima rettet, sondern viele andere drängende ökologische und soziale Fragen adressiert. Unser Wunsch ist es dabei, diejenigen in Europa, die ihre Klimabilanz finanziell ausgleichen, mit den Bauern in Asien persönlich zusammenzubringen, die mit ihren Wäldern und neuen Formen der Landwirtschaft den emittierten Kohlenstoff wieder in die Pflanzen und Böden zurückholen. Jeder, der ein Klima-Abo abschließt, wird genau wissen, wo die Bäume stehen, die seine Emissionen aus der Luft filtern, und welche Bauernfamilie sich um den Waldgarten kümmert.
Liebe Freunde Ithakas, mit Eurer spontanen, großzügigen Hilfe habt Ihr geholfen, einen Grundstein zu legen. Wir werden unser Bestes tun, ein offenes Gebäude daraus erstehen zu lassen.
Mit sehr herzlichem Gruß und Dank, Ihr Hans-Peter Schmidt
PS.: Wir planen für die nächsten Wochen und Monate mehrere Artikel zu den Waldgarten-Projekten zu veröffentlichen und insbesondere auch die Kohlenstoff-Kalkulationen detailliert darzulegen. Und natürlich freuen wir uns und hoffen darauf, dass Sie zu den ersten gehören werden, die sich für das monatliche Klima-Abo entscheiden.
Hendrik
01.02.2016 17:16
Hallo Hans-Peter,
wieder ein sehr gelungener Artikel!
Das Kohle bei Neupflanzungen unglaubliche Ergebnisse erziehlt habe ich schon von begeisterten Praktikern aus Brazilien gehört. Meine Bäume kriegen das auf jeden Fall auch :-)
Bei dem Satz "Einen anderen Ausweg gibt es nicht", musste ich an Allan Savory denken, der in seinem berühmten TED-TALK genau das Gleiche über sein geniales Beweidungsmanagement sagt. Ich bin der festen Überzeugung das Kohlenstoff besser im Boden aufgehoben ist, sei es nun in Form von Kohle oder Humus, als in Bäumen und dass dies am schnellsten durch ein effektives Weidemanagement erziehlt werden kann, aber Bäume können einen wichtigen Beitrag dazu leisten zum Beispiel als lebender Zaunpfosten und Schneitelbaum zur zusätzlichen "Futterproduktion" fürs Tier und nach abfressen dann als "Futter" für den Kon-Tiki. Insofern ist die Wiederaufforstung ein wichtiger Schritt gerade in Gebieten in denen Bäume wachsen können.
Grüße, Hendrik
Sibylle
02.02.2016 10:07
Lieber Hans-Peter,
das ist ein grandioses Projekt. Wäre es nicht möglich, noch bevor alles perfekt geregelt ist, ab sofort (auf eigene Verantwortung) mit dem Klim-Abo zu beginnen? Bitte sei so nett und stelle dazu für alle diejenigen, die sofort damit beginnen wollen, auf die Ithaka-Seite.
Vielen Dank für eure vorbildliche und durchdachte Arbeit von der die Welt lernen kann. Sibylle
hps
02.02.2016 21:25
Liebe Sibylle, um das eigentliche Klima-Abo zu lancieren, möchten wir das System sowohl von der CO2-Berechnungsgrundlage als auch von den ökonomischen und sozialen Faktoren auf ganz feste Füsse stellen und alles nachvollziehbar, transparent und effizient gestalten. Nur so können wir hoffen, ein Modell zu erschaffen, dass von möglichst vielen kopiert werden kann. Auch müssen wir dem eine langfristige verlässliche Grundlage geben, denn zu einen müssen wir garantieren, dass die Bäume über viele Jahre gesund wachsen und schließlich kohlenstoffspeichernd genutzt werden, und zum anderen müssen wir den Waldgärtnern garantieren, dass es dass Abo auch in fünf und zehn und zwanzig Jahren noch geben wird. So wie die Bauern sich verpflichten, die Bäume ein Leben lang zu pflegen, müssten sich die Klima-Abonenten ihrerseits verpflichten, für die jährliche Pflege und Unterhalt ihrer 660 Bäume aufzukommen. Und wir wollen ein System entwickeln, dass jeder Abonnent genau weiss und nachvollziehen kann, wo jeder einzelne seiner Bäume steht und welche Personen sich um sie kümmern. Wir brauchen also noch ein bisschen Zeit, um das alles so gut zu entwickeln, dass es auch langfristig funktionieren wird.
Trotzdem können wir den Freunden Ithakas schon jetzt, ein Vorab-Klima-Abo anbieten. Es besteht zu den gleichen Konditionen: Mit einem monatlichen Abo von 27 Euro bekommt ihr 660 Bäume in Nepal, die den durchschnittlichen pro Kopf Jahresverbrauch von 10 t CO2 wieder aus der Atmosphäre entziehen und biologisch binden. Wer Interesse hat, schon jetzt einzusteigen und klimaneutral zu werden, melde sich bitte per Email beim Ithaka Institut oder direkt bei mir. Ihr bekommt dann einen Vertrag und mindestens einmal im Jahr ein Bild von Euren Bäumen und der Familie, die sie pflegt.
Vielen Dank im Voraus, Hans-Peter
Walter Danner
06.02.2016 14:38
Hallo Herr Schmidt,
Erst mal: Ich finde Ihre Arbeit super. Einfach. Effektiv. Multiplzierbar.
Eine Frage: Ich habe eine Holzscheit-Heizung für mein Haus. Der Ofen arbeitet nach dem Vergaser-Prinzip. Das Holz kommt aus dem eigenen Wald.
Es bleibt bei jedem Heizvorgang Holzkohle übrig für das Anheizen bei der nächsten Ladung.
Jetzt nehme ich immer die Hälfte der Holzkohle raus und verwende sie als Biokohle. Seit Oktober 2015.
Ist das aus Ihrer Sicht eine taugliche Biokohle?
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Mit herzlichen Grüßen
Walter Danner
hps
07.02.2016 07:41
Grundsätzlich können mit Holzvergasern auch gute Pflanzenkohle produziert werden, und es gibt inzwischen einige Hersteller von kleineren Holzvergaseranlagen, die ihre Anlagen auf die Herstellung von Pflanzenkohle auslegen. Es kann bei ungeeigneter Prozessführung aber zu erheblicher Belastung von PAKs und schädlichen Teeren kommen. Bevor Sie die Kohle in größerem Maße in Ihrem Garten bzw. Kompost einsetzen, würde ich Ihnen empfehlen, diese beim EBC akkreditierten Labor (http://www.european-biochar.org/de/laboratories) auf PAK-Gehalte untersuchen zu lassen. Das kostet nicht so sehr viel, und dann können Sie sicher sein.
Sibylle
09.02.2016 08:26
Lieber Hans-Peter,
vielen Dank für die ausführliche Antwort. Meine Bitte, bevor du wieder nach Nepal aufbrichst: Kontonummer? für die monatliche Überweisung (Dauerauftrag) und Zweckbindung (660 Bäume pro Jahr für Nepal?). Dann können die Freunde Ithakas schon mal beginnen, bevor alle anderen Fragen geklärt und Berechnungen vorliegen.
Gutes Gelingen und komme gesund wieder heim wünscht Sibylle
Hartmut
23.02.2016 21:33
Sehr geehrter Herr Schmidt,
das Thema mit den kleineren Holzvergaseranlagen interessiert mich, da ich die Idee super finde, dass man zum einen mit dem Holz effizient Wärme für die Beheizung von Räumen produzieren kann und zusätzlich auch Holzkohle zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit.
Gerade für Landwirte, die oft auf eigenes Holz zurückgreifen können, würden sich dadurch neue Möglichkeiten bieten, die Fruchtbarkeit ihrer Böden wieder zu verbessern, bzw. auch chemischen Dünger einzusparen.
Können Sie mir dazu einen oder ein paar Hersteller von Holzvergaseranlagen nennen, mit denen so etwas möglich wäre?
Schon mal ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Fehler
Boris Previsic
24.02.2017 21:22
Sehr geehrter Herr Schmidt
Ich bin zwar Kulturwissenschaftler, dennoch treibt mich die Frage um, wie man am schnellsten und effektivsten CO2 binden kann. Ich misstraue der CO2-Senke in Form von Bäumen etwas, weil diese ja zunächst wachsen müssen, jederzeit wieder abgeholzt werden können und gepflegt werden müssen. Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Ich finde Aufforstungsprojekte sehr wichtig, sie sollten auch viel mehr gefördert werden.
DOCH: Wenn ich die absolute Sicherheit haben möchte, dass ich meinen CO2-Ausstoss auf der Stelle und im Verhältnis 1:1 kompensiere, müsste man nicht viel eher für die Kohleherstellung für terra preta oder für Anderes jemanden in Nepal bezahlen? Darum zwei Fragen: 1. Könnten Sie sich vorstellen, dass ihre Bäuerinnen und Bauern in Nepal gegen Entgelt einfach Kohle produzieren und für die Terra-Preta-Produktion verwenden? 2. Falls dies möglich wäre, was schätzen Sie: Wieviel kostet die Produktion einer Tonne Biokohle in Nepal? Durch diese würde ja gleich ca. 2.6 Tonnen CO2 gebunden.
Es würde mich sehr freuen, wenn wir uns vielleicht auch einmal andersweitig austauschen könnten. Mit freundlichen Grüssen, Boris Previsic
hps
19.09.2021 16:35
Ja, lieber Herr Previsic, das Einarbeiten von Pflanzenkohle wäre der längerfristige Klimadienst, aber zunächst muss das CO2 ja erst einmal aus der Atmosphäre entzogen werden, das tun die Bäume, wenn die Bäume beschnitten oder letztendlich gefällt werden, kommt die Zeit für die Pflanzenkohle, die aus den Holzresten dann entsteht. Wie das geht, wissen alle Bauern, die in unseren Projekten mitgewirkt haben.
Volker
13.08.2021 19:58
Hallo, gibt es etwas zu beachten bei der Herstellung von Urin-Kohle. Ich habe es selbst bei mir gemacht mit Kuhdung und mich gefragt wann der Sättigungspunkt erreicht ist - bzw, ob man die Kohle superchargen kann. Wird mehrmals verbrannt? also Kohle mit Urin getränkt, dann wieder verbrannt, erneut getränkt?
Kann ich auch Holz nehmen? (Sie sehen ja die email, würde mich wirklich frauen über eine Nachricht)
volker
hps
19.09.2021 16:38
Das mit dem Tränken und wieder Pyrolysieren ist eine interessante Idee. Energetisch ist es sicher nicht allzu effizient, aber der daraus entstehende Dünger könnte es schon sein.
Beim Tränken von Holz mit Urin, werden wohl nur wenige Nährstoffe eindringen und viel gleich wieder verdampfen, wenn das Holz pyrolysiert wird. Aber auch das sollte sicher einmal probiert werden. Ich habe beides noch nicht getan, sondern nur die Kohle mit Urin abgelöscht, was sehr gut funktioniert.
Hans Steck
19.09.2021 16:11
Was wurde aus dem Klima Abo
Die letzten Beiträge sind von 2016
hps
19.09.2021 16:32
Das ursprüngliche Klimaabo läuft weiter und die Bäume wachsen mächtig heran. Sie haben Recht, wir sollten rasch einmal ein Update veröffentlichen.
Neue CO2-Abos haben wir allerdings keine mehr erzeugt, da die genaue Umsetzung vor Ort mit jährlicher Baumkontrolle und Auszahlung doch sehr aufwändig für uns war. Wir wollten vor allem zeigen, wie ein solches CO2-Abo funktionieren könnte, damit kommerzielle Anbieter etwas ähnliches in verschiedensten Ländern einführen.
In Nepal haben wir aber viele tausende Bäume seit 2016 gepflanzt (siehe hier: <a href="http://www.ithaka-journal.net/nepal-direktmarketing-fur-bergbauern" rel="nofollow">http://www.ithaka-journal.net/nepal-direktmarketing-fur-bergbauern</a>) und begonnen Kahlberge zu bewalden (siehe hier: <a href="http://www.ithaka-journal.net/aufforstung-kahler-berge" rel="nofollow">http://www.ithaka-journal.net/aufforstung-kahler-berge</a>).
Vielen Dank für Ihr Interesse, Hans-Peter Schmidt