Waldgärten zur Schließung der globalen Kohlenstoffkreisläufe
von Hans-Peter Schmidt, Bishnu Hari Pandit, Claudia Kammann
An den steilen Hängen zu den Füßen des Himalayas wird seit mehr als 2500 Jahren biologische Landwirtschaft betrieben. In Handarbeit wurden die Abhänge terrassiert und Wasser kanalisiert. Selbst die heftigen Sommerregen führen auf den kultivierten Terrassen nicht zu starker Erosion. Ochsen ziehen den Handpflug zwei-, oft sogar dreimal im Jahr über die teils winzigen Felder und wechseln mit erstaunlich behändem Sprung die Terrassen nach oben oder unten. Ihr Mist und der der Kühe, der Buffalos und Ziegen düngen die Böden. Der Kreislauf der Nährstoffe ist geschlossen. Über zweieinhalb Jahrtausende wurde die Fruchtbarkeit der Böden erhalten. Die Arbeit war hart und die Lebenserwartung oft nicht hoch, aber Hunger haben diese Bauern nicht gelitten.
Seit die Globalisierung mit Radio, Fernsehen, Mobiltelefonen, Motorrädern, Linienbusen und Marktanschluss bis ins letzte Bergdorf vorgedrungen ist und die verständlichen Bedürfnisse weckt nach all den Dingen, die nicht aus der Erde wachsen, sondern fernab von Maschinen hergestellt werden, all die Konsumgüter und Medikamente, die Zuckerwaren, Gaskocher und ein bisschen Komfort, schaffen es die Kleinbauern nicht mehr, ihren mühsam bestellten Terrassen so viel mehr Ertrag abzugewinnen, dass der Überschuss für die Befriedigung all der neuen Bedürfnisse ausreicht. Die Folge ist, dass die Dörfer sich entvölkern. Insbesondere die Männer und jungen Schulabsolventen ziehen in die Städte oder vergrößern das Heer der Gastarbeiter in den Ländern Arabiens. Die Löhne sind in der Ferne auch nicht wirklich hoch und oft sind sie gezwungen, den Stolz ihrer bäuerliche Würde zu unterdrücken, aber mit ihren Tagelöhnen steigern sie ihre Kaufkraft mehr als mit dem Getreide und dem Gemüse ihrer heimischen Felder.
In den Dörfern bleiben die Alten, die Frauen, die Kinder und die Mutlosen. Es mangelt an Arbeitskräften und die tausendjährigen Terrassen verfallen, die brachen Böden reissen auf, die Mauern fallen ein, Erosion spült den Oberboden davon, die Quellen versiegen. Die Zurückgebliebenen bestellen nur noch die Gärten um die Häuser, füttern die Ziegen vom Restbewuchs der bröckelnden Felder und leben sonst von den Krümeln, die die Männer und Söhne aus der Ferne heimschicken. Wer noch im Dorf sitzt, fühlt sich vom Schicksal zurückgelassen, und verachtet sich selbst für die Schwäche, es nicht irgendwo zu etwas gebracht zu haben.
Parallel zu dieser Entwicklung rutscht die Außenhandelsbilanz des Landes immer tiefer in die roten Zahlen. Die Industrienationen können mit ihren Maschinen und effizienterer Arbeitsorganisation fast alles viel billiger herstellen, und die wenigen Produkte, die Nepal auch ohne teure Maschinen für den Export produzieren könnte, versprechen zu wenig Gewinn für zu viel Arbeit. So importiert Nepal aus Indien nicht nur Maschinen, Autos, Benzin und Chemiedünger, sondern inzwischen sogar Reis, Mehl, Gemüse, Früchte und Eier.
Gegen diese irrationalen sozialen und wirtschaftspolitischen Verwerfungen lässt sich mit Entwicklungshilfe von außen nicht viel ausrichten und auch von innen gibt es keine Lösungen, die einfach genug sind, damit die Politikerkaste sie verstehen und überzeugende Wege zu ihrer Umsetzung einschlagen würden. Doch wo das Chaos groß, wachsen auch die Gelegenheiten. Das in vielen Dörfern verlassene Land, brach unter Sonne und Regen liegend, ist eine Entwicklungschance.
Erhöhung der lokalen Wertschöpfung
Im südlichen Flachlandgürtel, wo Nepal an Indien grenzt, wo Dünger, Pestizide und Maschinen billiger sind und der Marktzugang einfach ist, sind die Böden wie in großen Teilen Indiens bereits stark degradiert und das Grundwasser ist oft toxisch belastet. Doch in den schwerer zugänglichen Hügelgebieten und im tieferen Bergland Nepals sind viele der Böden noch fruchtbar. Die Sonne in den nördlichen Subtropen ist intensiv, die Temperaturen sind stets über dem Gefrierpunkt und es ist nie zu heiß. Bei durchschnittlichen Jahresniederschlägen von über 2000 mm ist genügend Wasser vorhanden, um bei geschickter Verteilung auch die Trockenmonate mit Bewässerung zu überstehen. Für die meisten Kulturpflanzen sind dies beste Bedingungen für opulentes Wachstum. Über den Eigenbedarf hinausgehend billiges Getreide zu produzieren und zu vermarkten, lohnt sich auf den engen Terrassen nicht, denn die Dörfer sind zu weit weg von den Marktplätzen, die Straßen sind zu schlecht, die Produktion lässt sich kaum mechanisieren und zudem herrscht Arbeitskräftemangel. Aber wenn höherwertige Kulturen angebaut werden, die sich vor Ort weiterverarbeiten lassen, ändert sich dies: Wenn eine lokale Wertschöpfungskette entsteht, die Transportmenge im Vergleich zu den Frischprodukten sinkt und sich die Haltbarkeit verlängert, wird auch die Vermarktung wirtschaftlich interessant. So kann anstatt Reis Seide aus Maulbeerblättern, oder anstatt Mais essentielles Zimtöl, anstatt Kartoffeln Nüsse oder anstatt Hirse getrocknete Bananen- oder Mangochips hergestellt und vermarktet werden.
Die Grundnahrungsmittel für die Familien selbst sollten natürlich weiterhin vor Ort angebaut werden, aber dafür genügen meist die Gärten im Umkreis der Häuser. Für die Erwirtschaftung eines regelmäßigen Einkommens für die Familien hingegen muss das brachliegende Land mit höherer Wertschöpfung als bei der traditionellen Felderwirtschaft genutzt werden.
Kultivierung von Waldgärten
Einer der Vorteile von Waldgärten gegenüber traditionellen Feldkulturen besteht darin, dass sich der Aufwand für die Bewirtschaftung auf ein Minimum reduzieren lässt. Werden brach liegende Flächen extensiv bebaut, kann die Arbeit zunächst von den in den Dörfern zurückgebliebenen Frauen und Älteren geleistet werden. Um Land erfolgreich neu zu bewirtschaften, muss der Arbeitsaufwand an die physischen Kapazitäten und die Arbeitsmotivation der Dorfbevölkerung angepasst werden.
Es ist nicht ganz falsch zu behaupten, dass Bäume weitestgehend von allein wachsen, und meist nur die Ernte organisiert werden muss. Zumindest ist dies der Fall, wenn die Bäume sich erst einmal fest mit ihrem Wurzelreich im Boden etabliert haben und robust heranwachsen. Dann braucht es keine Düngung, keinen Pflanzenschutz, kein Pflügen und Unkrauthacken und keine Bewässerung - ein Traum für Faulenzer und Träumer. Doch selbst in den Tropen braucht es meist drei bis fünf Jahre, bis sich die Bäume eines Waldgartens so etabliert haben, dass erstmals geerntet werden kann. Bis dahin ist ein teils erheblicher Arbeitsaufwand zu leisten und zwar ohne, dass in dieser Zeit irgendein Einkommen die Arbeit entgelten würde. In dieser Anfangszeit können zwar zwischen den Bäumen schon sekundäre Kulturen wie Ingwer, Turmeric, Linsen oder Zwiebeln angebaut werden, aber gerade die Sekundärkulturen sind wiederum sehr arbeitsaufwändig und an Arbeitskräften fehlt es in den Anfangsjahren.
Zur Etablierung von Waldgärten fallen zudem eine Reihe von Kosten an. Das brache, teils verbuschte Land muss zunächst vorbereitet, Jungbäume müssen gekauft und transportiert oder selbst herangezogen werden. Es sind Pflanzlöcher zu graben, Kompost und möglichst Pflanzenkohle sind zu produzieren und heranzutragen, die Bäume sind sorgsam einzupflanzen, zu mulchen und regelmäßig zu bewässern. Während in der Regenzeit der Boden um die Bäume angehäufelt und drainiert werden muss, müssen in der Trockenzeit die Baumscheiben zu einer Kuhle gegraben werden, damit das Bewässerungswasser zu den Wurzeln dringen kann. Ein Hauptproblem besteht zudem darin, dass in der besonders trockenen Periode der Trockenzeit von Februar bis April kaum Wasser vorhanden ist und von entfernten Quellen mühsam herangeschafft werden muss. Um das Überleben nicht nur einzelner, sondern tausender Bäume zu garantierten, gilt es rechtzeitig Wasserrückhaltebecken zu bauen und in Bewässerungsschläuche zu investieren. Sodann müssen die Bäume vor Wildverbiss, vor allem aber vor den Ziegen der oft neidischen und missgünstigen Leute aus den Nachbardörfern geschützt werden. Zudem, und das ist häufig das Schwierigste, müssen die einzelnen Arbeitsschritte und die Verteilung der jeweiligen Kultivierungsmaßnahmen über das Jahr sorgfältig und vorausschauend organisiert und rechtzeitig ausgeführt werden, ansonsten wird die Arbeit umsonst gewesen sein, und die Bäume gehen ein.
Die Anlage von Waldgärten bedeutet also einen erheblichen Aufwand, es sind relevante Investitionen zu stemmen, es braucht vorausschauende Planung und Arbeitsmotivation. Und all das für einen Gewinn, der sich erst nach drei, vier Jahren einstellt - sofern alles gut geht, kein Unwetter die Arbeit davonspült, kein Feuer ausbricht, kein Nachbar sabotiert, keine Heuschrecken einfallen und vor allem alle nötigen Arbeiten jeweils zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt werden. Das sind viele Unsicherheiten, und ganz davon abgesehen, dass die Bauernfamilien kaum das Kapital für Pflanzgut, Wasserbecken und Bewässerungsschläuche haben, überlässt man im Himalaya die Aussicht auf ein fernes Glück und Wohlergehen schon seit Jahrtausenden lieber der Religion, anstatt am Ende vielleicht einsehen zu müssen, sich vergeblich abgemüht anstatt lieber geträumt zu haben. Das Problem ist in Nepal das gleiche wie in Indien, in Madagaskar, auf Haiti, den griechischen Inseln, in Andalusien, Äthiopien oder im Iran und erklärt zu einem guten Teil, weshalb bis heute mehr Bäume gefällt als gepflanzt werden, warum die Fruchtbarkeit der Böden abnimmt und warum die Menschen da, wo eigentlich alles wachsen würde, die geringste Nahrungsvielfalt haben.
Pflanzlicher Kohlenstoff als Ertrag und Handelsware
Doch es gibt eine Lösung, wie die Investitionen und der Aufwand der ersten drei Jahre für jeden Bauern sinnvoll abgedeckt werden können, und zwar nicht durch Subventionen oder Spenden, sondern durch die Anbindung jeder einzelnen Bauernfamilie an den internationalen Markt. Denn die gepflanzten Bäume versprechen nicht nur den Ertrag ihrer Früchte, Samen, Blätter, Hölzer, Öle, Harze und Medikamente, sondern sie nehmen auch mit jeder Stunde Sonnenlicht CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern den Kohlenstoff in komplexer Form im Holz, in den Blättern, in den Wurzeln und im Boden.
CO2 ist eine globale Handelsware mit einem globalen Preis, so sollte es zumindest sein. Mit dem sich verschärfenden Druck, den Klimawandel auf die in Paris vereinbarten 1.5°C zu begrenzen, wird ein globales Kohlenstoffmanagement zur Notwendigkeit. Um den Klimawandel zu bremsen, muss nicht nur der Ausstoß an Klimagasen reduziert werden, sondern die CO2-Konzentration in der Atmosphäre muss aktiv verringert werden. Derzeit ist diese aktive Verringerung von atmosphärischem CO2, was auch als negative Emissionen bezeichnet wird, einzig durch die Photosynthese von Pflanzen und Algen in relevantem Maßstab möglich. Um den CO2-Gehalt der Atmosphäre zu senken, müssen sowohl die globale Photosynthesekapazität als auch die in Biomasse, im Boden und in Biomaterialien gespeicherte Kohlenstoffmenge erhöht werden. Es braucht also mehr Pflanzen, mehr Bäume, mehr Kohlenstoff akkumulierende Böden und bessere Strategien zur Biomassenutzung.
Ob ein Baum in Nepal, in Guinea, in Mauretanien oder in Kanada wächst, jede Tonne Kohlenstoff, die der Baum der Atmosphäre entzieht, ist ein Dienst am globalen Klima. Der Preis für diese Klimadienstleistung sollte daher global der gleiche sein, denn auch der Nutzen, also die Abbremsung des Klimawandels, ist ebenfalls global der gleiche. Und genau dies ist die Basis unseres CO2-Waldgarten-Modells.
Mit einem CO2-Preis in die ökologische Zukunft
Pflanzt eine Familie in Nepal auf einer verlassenen Reisterrasse auf 1500 m über Meeresspiegel bei einem Jahresniederschlag von 2000 mm 100 Bäume aus einem Baumkatalog von derzeit 58 Arten und Sorten, so lässt sich für jeden Baumtyp und damit für alle gepflanzten Bäume berechnen, wie viel Kohlenstoff sie im Schnitt der nächsten 10 Jahre in ihrem Stamm-, Wurzel- und Astholz speichern und damit der Atmosphäre in Form von CO2entziehen. Diese durchschnittliche Summe kann als CO2-Zertifikat auf dem internationalen Markt gehandelt werden (siehe unten farbigen Kasten hinsichtlich der Preise für CO2-Zertifikate).
Im Baumkatalog sind für jede Baumart die Durchschnittswerte für die jährlichen Zunahmen an Wuchshöhe, Stammdurchmesser und Baumvolumen sowie die Kohlenstoffaufnahme in Stamm, Ästen und Wurzel verzeichnet. Hierbei beziehen wir uns anfangs auf Werte aus der Literatur und ergänzen diese jährlich mit eigenen Messwerten der Projektstandorte in Abhängigkeit zu Bodentyp, Klima, Höhenlage, Exposition und Form der Mischkultur. Auf diese Weise werden Jahr für Jahr immer genauere, dem Standort angepasste Berechnungsgrundlagen geschaffen. Die CO2-Menge, die ein bestimmter Baum der Atmosphäre entzogen und im Holz gespeichert hat, wird dann jeweils aus den Mittelwerten des Stamm-, Ast- und Hauptwurzelvolumens, der Holzdichte und dem mittleren Kohlenstoffgehalt von 50% berechnet.
Preise für CO2-Zertifikate
Derzeit existiert noch kein global verbindlicher Preis für CO2-Zertifikate. Rund 40 Länder und über 20 Städte und Regionen haben aber bereits eine Kohlenstoffsteuer eingeführt, was etwa 13% der globalen CO2-Emissionen abdeckt (World Bank, 2016). Die Preise dieser Steuer oder Abgaben schwanken allerdings erheblich und liegen pro Tonne CO2 zwischen 1,00 $US (Polen) und 131,00 $US (Schweden). Die nach dem Kyoto-Protokoll an der Börse gehandelten CO2-European Emission Allowance Zertifikate liegen derzeit bei 5,55 Euro. In Großbritannien gibt es einen staatlich garantierten Mindestpreis von 30 $US pro Tonne, in Frankreich sind es 25 $US, in Finnland 65 $US und in der Schweiz 83 $US (World Bank, 2016). Zudem haben zahlreiche Firmen eine interne CO2-Buchhaltung eingeführt. Diese internen Preise werden in den meisten Fällen zwar an niemanden bezahlt, aber es wird bereits damit gerechnet, dass diese CO2-Preise künftig bezahlt werden müssen. Zudem gilt es auch betriebsintern als einfachste Methode zur Senkung der Emissionen, wenn die Emissionen einen Preis erhalten. Auch hier sind die Preisspannen enorm (0,3 bis 890 $US/tCO2e), liegen im Schnitt aber zwischen 30 und 50 $ US/tCO2e. Selbst die republikanische Fraktion hat im Februar 2017 einen Vorschlag zur Einführung einer US Carbon Tax in Höhe von 40 $US pro Tonne CO2e in den US-Kongress eingebracht, und auch China plant noch 2017 ein Emissionshandelssystem einzuführen. Es herrscht im Grunde ein sehr breiter Konsens darüber, dass eine effiziente Reduktion der Treibhausgasemissionen nur zu erreichen ist, wenn eine entsprechende globale Kohlenstoffsteuer eingeführt wird. Tiefe Uneinigkeit besteht lediglich über die Parameter und Berechnungsgrundlagen einer solchen Steuer und wie sie gerecht über die Nationen verteilt werden kann. Allgemein gilt es unter Experten als Konsens, dass mindestens ein CO2e-Preis von 80 $US/t nötig ist, um die Treibhausgasemissionen in den Bereich der von der Pariser Klimaschutzkonferenz geforderten Höchstmengen zu senken. Die World Bank Group of Climate Change rechnet daher auch für 2030 mit einem dann gültigen CO2-Preis von 74 $US/tCO2e.
Der von Ithaka angesetzten Preis von 35 Euro/ tCO2e liegt somit in einem mittleren Bereich zwischen börslich gehandelten European Emission Allowance, nationalen Kohlenstoffsteuern, betriebsinternen CO2-Preisen und den internationalen Hochrechnungen für die nächsten 10 Jahre.
Berechnungsbeispiel
Im Laufe der ersten 10 Jahre entzieht ein Maulbeerbaum der Atmosphäre durchschnittlich 33 kg CO2, ein Zimtbaum 90 kg CO2, ein Michelia Champaka 233 kg CO2 und ein Moringa Baum 450 kg CO2. Mit einer biologisch vielfältigen Mischung von 200 verschiedenen Frucht, Nuss, Futter, Öl und Holz produzierenden Bäumen, wie wir es als jährliche Bepflanzungs-Obergrenze pro Bauernfamilie vorschlagen, werden im Mittel der ersten 10 Jahre pro Jahr 2.7 t CO2 aus der Atmosphäre entzogen. In Deutschland werden pro Einwohner jährlich 11,5 t CO2 (Abb. 5) emittiert. Um diese Menge zu kompensieren, bräuchte es also 850 Mischbäume in einem Waldgarten in Nepal. Bei einem Preis von 35 Euro pro t CO2 würde es pro deutsche Person 400 Euro pro Jahr kosten, um durch Baumgarten-Bewirtschaftung in Nepal klimaneutral in Deutschland zu leben. Für ein monatliches CO2-Abonnement von 33,35 Euro könnte somit jeder Deutsche klimaneutral leben, wenn in Nepal oder anderswo die entsprechenden Bäume gepflanzt und entsprechend bewirtschaftet werden. Das sind lediglich gut 1 Euro pro Tag (1.096 Eur/d). Selbst wenn man nur den deutschen Mindestlohn von 8,84 Euro ansetzt, entspräche dies lediglich 7.4 Minuten Arbeit pro Tag, für einen Rechtsanwalt (> 200 Eur/d) wären es sogar nur 20 Sekunden pro bono Arbeit pro Tag. Mit 20 Sekunden bis maximal 8 Minuten Arbeit pro Tag und Einwohner könnte Deutschland seinen Anteil für Klimaneutralität leisten.
Der CO2-Beitrag für Kinder, Arbeitslose, Invaliden und Rentner könnte durch einen Teil der Erbschaftssteuer gedeckt werden. Schließlich ist der Klimawandel ein negatives Erbe, verursacht nicht zuletzt vom Lebensstil derer, die reichlich materielles Erbe hinterlassen.
- Abb. 5: Jährliche Treibhausgasemissionen pro Kopf in Europa, angegeben in CO2eq. Die Emissionen enthalten die Emissionen von Landwirtschaft und Luftfahrt, nicht aber die Emissionen, die zur Produktion im Ausland gefertigter Güter angefallen sind. Ebenfalls nicht angerechnet sind kompensierende Negativemissionen durch Neubewaldung (LULUCF). Die Berechnung basiert auf den Berechnungsgrundlagen der IPCC (IPCC-Sektor). Die vergleichsweise niedrigen Emissionen der Schweiz sind nicht die Folge besonders strenger Umweltvorschriften oder Investitionen in alternative Energien, sondern erklären sich aus der geographisch günstigen Lage in den Alpen, welche die Nutzung von Wasserkraft zur Energiegewinnung ermöglicht. Quelle: European Environment Agency (2017).
Wie lange bleibt das C des Baumes gespeichert?
Wir garantieren, dass die Bäume mindestens 10 Jahre wachsen, gehen aber davon aus, dass die Bauern sicher keine Bäume fällen, um die sie sich über 3 Jahre lang intensiv gekümmert haben und die nach 10 Jahren ihre reichsten Erträge liefern. Wir rechnen daher mit Standzeiten von mindestens 20 Jahren, zertifizieren aber nur die akkumulierte Kohlenstoffmenge der ersten 10 Jahre (siehe weiter unten). Um dafür zu sorgen, dass der von Bäumen akkumulierte Kohlenstoff möglichst langfristig gebunden bleibt und nicht unmittelbar nach dem Fällen des Baumes wieder in die Atmosphäre zurück entweicht, ist es entscheidend, wie der von einem Baum aufgenommene Kohlenstoff im Weiteren genutzt wird. Hierbei unterscheiden wir die folgenden Nutzungskategorien:
- Zweige. Die Bäume werden jährlich beschnitten. Die blattreichen Zweige werden in der Regel für Tierfutter verwendet, wobei die Tiere die Blätter abfressen und die holzigen Reste zu Pflanzenkohle pyrolysiert werden. Der Kohlenstoff der Blätter kommt über den Viehmist größtenteils wieder in den Boden zurück. Allerdings wird fast der gesamte Kohlenstoff des Komposts im Laufe von zwei bis drei Jahren durch Mikroorganismen abgebaut und kehrt als CO2 (und teils als Methan) in die Atmosphäre zurück. Bei der Ausbringung von Gülle ist der C-Abbau sogar noch schneller. Diese Kohlenstofffraktion kann also nicht für die längerfristige C-Bilanz angerechnet werden. Bei der Pyrolyse der Zweige hingegen werden ungefähr 40% des Kohlenstoffs in Pflanzenkohle umgewandelt, welche im Boden eine mittlere Verweildauer von mindestens 150 Jahren hat (Camps-Arbestain et al. 2015)
- Das Stammholz kann je nach Baumtyp als Bau- oder Möbelholz verwendet werden. Der Kohlenstoff bleibt so lange fixiert, wie die Möbel oder Häuser verwendet werden, im Schnitt wird dies je nach Konsumentenverhalten 35 - 50 Jahre sein. Im Anschluss kann mindestens 50% dieses Holzes weiterhin pyrolysiert werden. Bei einer Kohlenstoffeffizienz der Pyrolyse von 40%, könnten also 20% des ursprünglich im Bau- und Möbelholz gespeicherten Kohlenstoffs mindestens weitere 150 Jahre als Bodenverbesserer in der Erde gespeichert werden. Die bei der Möbelherstellung anfallenden Sägespäne, Schnittreste und sonstige Holzabfälle wie Baumrinde usw. können in entsprechenden Pyrolysekochern (TLUD) zum Kochen verwendet und pyrolysiert werden. Zum Teil bleiben sie auch einfach als Mulch im Waldgarten und verrotten. Bei Nutzholz, welches z.B. für Kisten und Paletten verwendet wird, sind die Umlaufzeiten (bis das Baum–C wieder als CO2 in die Atmosphäre entweicht) viel kürzer.
- Die Wurzel verbleibt in der Regel im Boden und verrottet dort langsam, sodass der im Wurzelholz gespeicherte Kohlenstoff über einen Zeitraum von 30 bis 50 Jahren wieder abgebaut und in die Atmosphäre entlassen wird. Ein Teil der Wurzeln könnte auch pyrolysiert werden.
- Der Boden ist potentiell der größte Kohlenstoffspeicher. Allein die Erhöhung des Humusgehaltes um 1% in den obersten 30 cm entspricht einer CO2-Speicherung von über 80 t pro Hektar. Wird der Waldgarten auf einem humusarmen Boden errichtet, können durch den Mulch der Blätter, durch Wurzelexudate, absterbende Wurzeln und Zweige, durch die Einarbeitung von Pflanzenkohle basierten Düngern sowie durch sorgsame Bewirtschaftung zwischen den Bäumen die Kohlenstoffgehalte der Böden auf 4%– 7% erhöht werden. Allerdings ist die Erhöhung des Humusgehaltes gerade in den Tropen sehr vom Bodentyp und Klima abhängig, sodass zuverlässige Voraussagen schwierig zu treffen sind. Daher messen wir alle 5 Jahre die Entwicklung der Humusgehalte und rechnen damit, diese nach 10 Jahren in die Berechnung der C-Bilanz integrieren zu können.
Verweildauer im C-Zyklus
Ob das Holz zu Papier verarbeitet, zu Häusern verbaut oder verkohlt wird, ob die Blätter von Tieren gefressen oder als Mulch auf den Boden fallen, ob die Wurzeln im Boden verrotten oder ausgegraben und verbrannt werden, am Ende wird aller Kohlenstoff, den ein Waldgarten je aufgenommen hat, wieder als CO2 in die Atmosphäre zurückkehren und von da eines Tages wieder neu von Pflanzen aufgenommen werden. Das ist der normale Kohlenstoffzyklus, in welchem das C als hoch effiziente Batterie für Sonnenlicht fungiert, die in Pflanzen chemisch aufgeladen und durch Mikroorganismen oder Feuer wieder entladen wird.
Bei der aktiven Reduktion von atmosphärischem CO2 geht es nicht nur darum, durch verstärktes Biomassewachstum den Entzug von CO2 aus der Atmosphäre zu erhöhen. Es geht vor allem darum, die Gesamtbilanz zwischen CO2-Entzug durch Biomassewachstum und CO2-Ausstoß durch biologischen Abbau und Verbrennung so zu verändern, dass die Gesamtmenge des Kohlenstoffs im terrestrischen System (Biomasse, Boden und Wasser) zunimmt und die Gesamtmenge des Kohlenstoffs in der Atmosphäre abnimmt. Das Hauptziel besteht also in der Umverteilung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in Biomasse, Boden und Biomaterialien. Es braucht folglich zum einen mehr Pflanzen, die mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre entziehen, und zum anderen muss dafür gesorgt werden, dass von Pflanzen aufgenommener Kohlenstoff deutlich länger im terrestrischen System verbleibt.
Abb. 6: Zimt und Champaca Bäume (links) und ein heiliger Shiva-Baum (rechts) jeweils 1,5 Jahre nach der Pflanzung.
Die Akkumulation von Kohlenstoff im terrestrischen System hängt also von der Steigerung der globalen Photosynthese-Kapazität und von der Verlängerung der Verweilzeit des terrestrischen Kohlenstoffes ab. Fallen Blätter von einem Baum auf feuchten, warmen Boden, hat der Kohlenstoff eine mittlere Verweilzeit von etwa 12 Monaten bevor er durch den biologischen Abbau des Blattes wieder als CO2 in die Atmosphäre zurückkehrt. Werden die Blätter hingegen aufgesammelt und bei 700°C pyrolysiert und die dabei entstehende Pflanzenkohle in den Boden eingearbeitet, werden zwar 60% des Blattkohlenstoffs bei der Verbennung des Pyrolysegases zu CO2, doch die verbleibenden 40% werden in der Pflanzenkohle fixiert und haben eine mittlere Verweilzeit von 150 Jahren. Der Unterschied zwischen den beiden Szenarien für das Baumblatt ist die Verweildauer des Kohlenstoffs im terrestrischen Pool.
Pflanzlich aufgenommener Kohlenstoff kann nicht für immer und ewig weggesperrt (sequestriert) werden. Selbst Pflanzenkohle, Steinkohle und tiefenverpresstes CO2 werden nach Jahrhunderten oder Jahrtausenden mikrobiell abgebaut oder verbrannt und kehren in den Kohlenstoffzyklus zurück. Kohlenstoff lässt sich nicht festsetzen, er bewegt sich mehr oder weniger schnell zwischen Luft, Wasser, Erde und Biomasse, aber es lassen sich durch geeignete Strategien die Gleichgewichte zwischen diesen vier verschiedenen Pools verändern:
Werden degradierte Flächen bewaldet, werden Stadtdächer bepflanzt, oder wird der Humusgehalt in den landwirtschaftlichen Flächen erhöht, werden im Meer Algen gezüchtet, oder wird mit Holz und Pflanzenkohle gebaut, anstatt die Biomasse zu verbrennen, so verschiebt sich bei jeder dieser Maßnahmen der Kohlenstoff-Pool von der Atmosphäre hin zur Biomasse und zu den terrestrischen Speichersystemen.
Wird ein Holzbalken als Dachfirst eingesetzt, kann der Kohlenstoff drei-, vierhundert Jahre im Gebälk gespeichert werden, dann wird er von Würmern und Bakterien zersetzt und kehrt in die Atmosphäre zurück. In den dreihundert Jahren hat er aber den terrestrischen C-Pool erhöht, weil der C-Durchlauf von der Atmosphäre zur Pflanze zu Mikroorganismen und zurück zur Atmosphäre verlangsamt wurde. In der Zeit, da der Balken das Dach trug, wuchs bereits ein nächster Baum nach. Mit der Umwandlung von Biomasse in Pflanzenkohle ist es im Grunde nicht anders, sie verlangsamt einfach die Durchlaufzeit des Kohlenstoffs, der in Form von Pflanzenkohle dreihundert, fünfhundert oder tausend Jahre im Boden verweilt, bis schließlich auch er von Pilzen und Bakterien allmählich zu CO2 zersetzt wird – doch in der Zwischenzeit ist am gleichen Platz viel andere Biomasse nachgewachsen und hat in der Summe mit der Pflanzenkohle den terrestrischen C-Pool erhöht.
Neben der Erhöhung der globalen Photosynthese-Kapazität muss unser Hauptaugenmerk folglich auf der Verlängerung der Kohlenstoff-Durchlaufzeiten liegen. Die mittlere Zeit, die ein von Pflanzen oder Algen aufgenommenes Kohlenstoffatom in Biomasse, Bio-Materialien, Kohlen oder Karbonaten verweilt bis es schließlich wieder als CO2 zurück in die Atmosphäre ausgestoßen wird, muss verlängert werden. Nur so kann längerfristig eine nennenswerte Menge CO2 aus der Atmosphäre in den terrestrischen Pool verschoben werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Je mehr Biomasse auf dem Planeten wächst, je höher der Humusgehalt der Böden ist und je mehr Biomaterialien in Verwendung sind, desto geringer ist der CO2-Gehalt in der Atmosphäre.
C-Bilanzierung des Waldgartens
Wenden wir uns von diesem Hintergrund zurück zum Waldgarten in Nepal. Der Kohlenstoff, der heute vom Waldgarten aufgenommen wird, wird eines Tages wieder in die Atmosphäre zurückgekehrt sein. Entscheidend für uns aber ist die Gesamtbilanz zwischen vorher und nachher. Also wie viel Kohlenstoff akkumuliert das System in 10, 20 oder 50 Jahren jeweils im Vergleich zur Ausgangssituation. In einem natürlichen Wald besteht die zu berechnende Akkumulationsmenge aus allen Stämmen, Ästen, Blättern, Wurzeln, Mulch, Humus, Karbonaten, Tieren, Pilzen und Bakterien, welche im Vergleich zum Ausgangssystem, z.B. einem degradierten Reisfeld, gesetzt wird. Wird ein Wald zusätzlich als Waldgarten bewirtschaftet, werden aus der Biomasse des Waldes Baumaterialien und Pflanzenkohle gewonnen und somit Kohlenstoff aus einem mittleren C-Zyklus (10-50 Jahre im Waldgartensystem) in einen langsameren C-Zyklus (150 – 500 Jahre in Pflanzenkohle) verfrachtet. Diese in den langsamen C-Zyklus verfrachtete C-Menge kann für jene zusätzliche Verweildauer zum akkumulierten C des entstandenen Waldgartensystems hinzugerechnet werden, da während dieser Speicherzeit neue Bäume am gleichen Ort nachwachsen.
Wenn wir CO2-Zertifikate für die Waldgärten berechnen, gehen wir also nicht davon aus, dass das System über hunderte von Jahren kontinuierlich immer mehr Kohlenstoff aufnimmt, sondern wir berechnen nur, wie viel zusätzlicher Kohlenstoff im System (Waldgarten + Nutzung) im Vergleich zur vorherigen Landnutzung enthalten ist. Solange der Waldgarten besteht, hat die darin gespeicherte Kohlenstoffmenge den terrestrischen Pool um die entsprechende Differenzmenge vergrößert. Erst in dem Moment, wo das System durch Abholzen oder Feuer zerstört würde, ginge die terrestrisch gespeicherte Kohlenstoffmenge wieder an die Atmosphäre verloren. Um dieses Risiko eines wesentlichen C-Verlustes zu minimieren, wird biogener Kohlenstoff, der vom Waldgarten produziert wurde, in andere C-Pools außerhalb des eigentlichen Waldgartens verschoben: als Baustoff und als Möbel in Häusern, als Pflanzenkohle im Boden, als Moringa Blattsaft zur Blattdüngung und Steigerung der Biomasseproduktion in Agrarsystemen, als Seide in gewebten Stoffen oder Seile und Naturharze. Insgesamt rechnen wir damit, innerhalb von 25 Jahren mindestens 40% des Kohlenstoffs in längerfristige Pools außerhalb des eigentlichen Waldgartens zu verfrachten.
Berechnungsbeispiel für 600 Mischbäume
Rechnen wir dies anhand eines Beispiels: Ein Waldgarten mit 600 Mischbäumen pro Hektar akkumuliert in den ersten 10 Jahren durchschnittlich 22 t C pro Hektar und in 25 Jahren durchschnittlich 70 t C pro Hektar im Stamm- und Wurzelholz. Während dieser Zeit fallen jedes Jahr zahlreiche Blätter und Zweige auf den Boden, die normalerweise dort rasch verrotten und dabei die Bodenbiologie ernähren. Der Kohlenstoff, der jedes Jahr mit den Blättern und Zweigen abgeworfen wird, entspricht mehr als 50% des in der gleichen Zeit im Holz akkumulierten Kohlenstoffs (Binkley D und Fischer R, 2013, S.113). Werden nun jedes Jahr ein Drittel der Blätter und Äste dem Waldgarten entzogen und pyrolysiert, können über den Zeitraum von 25 Jahren ⅓ * 70 t C * 40% = 9.3 t C zusätzlich aus dem System heraus fixiert werden. Zudem werden nach 25 Jahren auch schon größere Äste durch Windbruch oder Bewirtschaftung sowie kranke Bäume aus dem System entzogen werden. Das entzogene Holz wird verbaut oder pyrolisiert und somit zu einer längerfristigen Kohlenstoffsenke, während inzwischen an gleicher Stelle neue Äste und Bäume nachwachsen und unvermindert CO2 aus der Atmosphäre entziehen. Das über 25 Jahre aus dem System entzogene Holz wird auf ein Drittel des Gesamtholzes geschätzt, ergibt also, wenn es pyrolysiert wird ebenfalls 9 - 10 t C, der aus dem System heraus fixiert wurde. In jenen 25 Jahren werden also insgesamt rund 20 t C (30% des insgesamt im Waldgarten nach 25 Jahren akkumulierten Kohlenstoffs) durch Pyrolyse der Zweige und Blätter sowie durch Holz- und Ölnutzung in längerfristige C-Pools umgelagert. Durch das kontinuierliche Nachwachsen der entzogenen und in langfristige C-Pools umgelagerte Biomasse, kann diese umgelagerte C-Menge zur im Waldgarten stehenden Gesamtkohlenstoffmenge addiert werden. Insgesamt würde das System pro Hektar somit 70t C + 20 t C = 90 t C (= 340 t CO2) aus der Atmosphäre entzogen haben.
Würde der Wald nach 25 Jahren abbrennen, würden ca. 50 t C (165 t CO2) wieder in die Atmosphäre entweichen, womit noch immer 40 t C in längerfristigen terrestrischen Pools gespeichert blieben, denn zusätzlich zu den 20t C, die durch Materialnutzung und Pflanzenkohle umgefrachtet wurden, bleiben bei einem Waldbrand die Wurzeln und ein guter Teil des Stamms sowie Holzkohle als C-Speicher zurück. Die Wurzeln schlagen schon kurz nach dem Waldbrand wieder aus und je nach Baumart auch der Stamm.
Nach dem derzeit vom Ithaka Institut etablierten System werden nur die nach 10 Jahren durch Biomasse akkumulierten C-Mengen des Waldgartens bzw. 30% der voraussichtlich in 25 Jahren akkumulierten C-Mengen in Form von CO2-Zertifikaten gehandelt. Für das obige Beispiel wären dies 80.5 t CO2 pro Hektar. Die so zertifizierten CO2-Mengen sind äußerst robust, mit viel Reserve berechnet und können mit guter Sicherheit garantiert werden. Das heißt, wir garantieren gegenüber unseren CO2-Abonnenten, dass, um bei dem obigen Beispiel zu bleiben, mindestens 80.5 t CO2 der Atmosphäre entzogen und langfristig im terrestrischen System gebunden werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die der Atmosphäre entzogene CO2-Menge deutlich höher als die zertifizierte Menge sein, da die Waldgärten sicher nicht abgeholzt werden, sondern über mehrere Jahrzehnte zusätzlichen Kohlenstoff aufnehmen und durch Bewirtschaftung in längerfristige terrestrische Pools verschoben werden. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass der Humusgehalt der Böden zunimmt, was aber bisher ebenfalls nicht in die Zertifikats-Rechnung einbezogen wird.
In Zukunft, wenn deutlich mehr Daten und Erfahrungen vorliegen, können die der Atmosphäre entzogenen Mengen genauer bestimmt und dann auch höhere Mengen mit entsprechenden Garantien gehandelt werden. Momentan bevorzugen wir jedoch ein konservatives Vorgehen und handeln nur die Mengen an CO2 als Zertifikate, die wir mit hoher Sicherheit garantieren können. Wenn am Ende doch deutlich mehr Kohlenstoff terrestrisch gebunden wird, umso besser.
Kontrollsystem
Um sicherzustellen, dass ein zertifizierter Baum mindestens 10 Jahre unter optimalen Bedingungen heranwächst, wurde ein Kontrollsystem eingeführt. Mittels einer GPS-gestützten Smartphone- Applikation wird jeder Baum eindeutig kartographiert und datiert. Am Ende des ersten und zweiten Jahres werden die Baumhöhe und der Stammdurchmesser 10 cm über dem Boden gemessen. Ab dem dritten Jahr wird der Stammumfang in Standardbrusthöhe (140 cm über dem Erdboden) gemessen. Zudem wird die allgemeine Wuchsstärke und Baumgesundheit auf einer Skala von 1 bis 10 bewertet und zu jedem Baum ein Foto abgespeichert. Mit diesem Kontrollsystem wird sichergestellt, dass CO2-Zertifikate nur für Bäume erteilt werden, die tatsächlich kräftig und gesund wachsen. Und es hat den weiteren Vorteil, dass die Kunden, die CO2-Zertifikate kaufen, auch genau wissen, wo welcher Baum die kompensierten CO2-Mengen aus der Atmosphäre entzieht. Künftig können die CO2-Abonnenenten das Wachstum exakt desjenigen Waldgartens übers Internet abrufen, der die von ihnen verursachten CO2-Emissionen wieder aus der Atmosphäre zurückbindet. Und sie werden auch genau wissen, welche Familie diese Arbeit für sie tut.
Allgemeine Arbeits- und Projektorganisation
Der eigentlich schwierigste Teil eines solchen Projektes ist die Organisation der Arbeit mit so zahlreichen Familien. Im industriellen Maßstab würden von Satelliten überwachte Traktoren ausfahren, die Pflanzlöcher stechen, das Pflanzenkohle-Substrat in die Wurzelzone einbringen, die Jungbäume einsetzen, angießen und bei weiteren Durchfahrten im Jahresverlauf Unkraut entfernen, nachdüngen, wässern, nachpflanzen und vermutlich mit den für Monokulturen notwendigen Pestiziden schützen. So könnten tausende Quadratkilometer mit schnellwachsenden Bäume wie z.B. Eukalyptus in Reih und Glied angelegt werden. Ginge es nur um den Kohlenstoff, ließen sich recht effiziente Systeme daraus machen. Sobald mehr als 80 Euro pro Tonne CO2 aus staatlichen Kohlenstoffsteuern dafür bezahlt werden, wird sich ein solches Vorgehen wirtschaftlich rechnen. Doch unser Ziel besteht eben nicht nur darin, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu ernten, sondern robuste landwirtschaftlich Ökosysteme zu etablieren, auf deren Basis sich eine lokale Wirtschaft entwickeln kann, welche langfristige Arbeitsplätze und Einkommen schafft und für die Jugend Lebensperspektiven in ihren Heimatdörfern eröffnet.
Unsere Projekte sind also direkt in den Dörfern und auf dem privaten Land der Bauern angesiedelt. Anstatt einen Vertrag mit einem einzigen Agrarunternehmer über 500 Hektar zu schließen, schließen wir Verträge mit 1000 Familien mit je etwa ½ Hektar Land. Bereits im ersten Semester jedes Betriebswirtschaftsstudiums würde man begreifen, dass solch ein Geschäftsmodell völlig unwirtschaftlich ist und die administrativen Kosten jede Gewinnmöglichkeit verschlingen. Aber es handelt sich hier eben nicht nur um ein rein wirtschaftliches Model, sondern um ein sozio-ökologisches Bewirtschaftungssystem, das Einkommen für 1000 Familien schafft, degradierte Flächen rekultiviert und die Wasserversorgung sowie die weiteren natürlichen Ressourcen sichert. Der Aspekt des Kohlenstoff-Farmings ist nur ein, wenn auch wesentlicher Nebeneffekt.
Doch wie lässt sich von außen ein ganzes Dorf animieren, das zu tun, was aus vielerlei Hinsicht zwar vermutlich das Richtige ist, wofür es aber keine Beweise gibt und wo sich der Erfolg auch erst nach zwei, drei oder mehr Jahren zeigen wird? Es braucht viel Vertrauen, das erst einmal aufgebaut werden muss, was wiederum nur durch augenscheinliche Ergebnisse gemeinsamer Arbeit zu schaffen ist.
Wir haben daher in jedem Dorf zunächst mit einfachen landwirtschaftlichen Versuchen begonnen. Mit einer Pilotgruppe pro Dorf wurden Pflanzenkohle-basierte Dünger hergestellt, die Einbringung der Dünger demonstriert und Vergleichsversuche angelegt. In der gemeinsamen Arbeit entsteht Verbundenheit. Die Ergebnisse deutlich höherer Ernten schaffen Vertrauen und schließlich auch das Verständnis dafür, warum etwas besser funktioniert als früher. So wird dann auch die Neugier derer geweckt, die bisher noch nicht beteiligt waren. Das persönliche Engagement für ein solches Vorgehen ist erheblich und lässt sich nicht einfach aus den Büros zentraler Verwaltungen organisieren, doch wenn es gelingt, ist die Dankbarkeit und die Freude am gemeinsam Erreichten umso größer. Hinzu kommt, dass durch die, wenn auch bescheidene, so doch entscheidende Unterstützung durch Saatgut, Werkzeug und Tageslohn bestimmte Entwicklungsschritte wie ein Bewässerungsbecken, ein Gewächshaus zur Pflanzenanzucht oder eine Baumschule überhaupt erst möglich werden. Von den Familien ohne finanzielle Rücklagen könnte dies nicht allein realisiert werden.
Noch ein weiterer Aspekt ist nicht zu unterschätzen: Dadurch, dass wir von außen kommend mit dem ganzen Dorf und nicht nur mit einzelnen zusammenarbeiten, sind auch die Familien in den Dörfern letztlich gezwungen, miteinander zu arbeiten. Natürlich sind sich wie in jedem Dorf nie alle gut gesonnen, aber durch die gemeinsame Arbeit am größeren Ziel entsteht eine neue Dynamik und neuer Zusammenhalt. Der Zusammenhalt bleibt zwar fragil und muss sich immer wieder neu beweisen und festigen, aber erst durch den neuen Zusammenhalt können auch größere Projekte wie Aufforstung, Wasserquellen-Schutz, gemeinschaftliche Wasserversorgung oder genossenschaftliche Produktentwicklung in Angriff genommen werden. Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass es gerade diese menschlichen Faktoren sind, die das Fundament für das Schaffen neuer Wege (bzw. Gärten) legen; ein rein technologischer Ansatz kann nicht das gleiche erreichen.
Bei aller Ungeduld, rasch zu vorzeigbaren Ergebnissen zu kommen, müssen wir langsam genug vorgehen, um aus unseren Fehlern lernen zu können, anstatt sie – wie so häufig – zu zementieren, weil man durch die schiere Größe eines Vorhabens fürchtet, nicht mehr umsteuern zu können. Es ist eine große Gefahr, wenn man glaubt, an der Rettung des Weltklimas zu arbeiten und dabei außer acht lässt, dass jeder Baum von einem Menschen auf dem Land seiner Mütter und Väter gepflanzt und gepflegt wird. Und vielleicht ist das auch der große Unterschied zwischen unserem Projekt und vielen anderen Umweltprojekten: Wir wollen keine Monokulturen auf den seit Jahrtausenden gepflegten Terrassen und wir wollen keine nach Besitzstand organisierten Hierarchien, sondern die gleichberechtigte Beteiligung aller einzelnen Bauern und Familien. Im Sozialismus brauchte es Kolchosen, die die Innovationskraft der einzelnen erstickten. Im Kapitalismus haben Unternehmen Erfolg, die den einzelnen nur für seine Leistung schätzen. Aber im Internetzeitalter kann nun selbst im abgelegensten Bergdorf jeder sein eigener Unternehmer sein und sich zugleich so mit allen anderen vernetzen, dass die soziale Sicherheit aller gestärkt wird.
Konkrete Organisation der Pflanzung und Baumpflege
Im ersten Jahr nach der Pflanzung fielen die Resultate sehr unterschiedlich aus. Während bei einigen Familien 95% der gepflanzten Bäume das erste, schwierigste Jahr überlebten und die verbleibenden 5% eigenständig nachgepflanzt wurden, hatten andere nur Überlebensraten von 30% und manche noch weniger. Die meisten Pflanzungen erreichten Erfolgsraten von 60 bis 70%. Das ist zwar immer noch mehr als doppelt so hoch wie es in anderen Aufforstungsprojekten im Land üblich ist, aber es kann mit Sicherheit noch deutlich gesteigert werden.
Der Hauptgrund dafür, dass Jungbäume eingegangen waren, bestand darin, dass die nötigen Unterhaltsmaßnahmen zur falschen Zeit durchgeführt wurden. Es wurde zu spät bewässert, weil die Wasserrückhaltebecken nicht rechtzeitig gefüllt wurden. Oder es wurde nicht genügend gemulcht, weil entsprechende Blattmassen nicht nah genug verfügbar waren und man nicht glaubte, wie wichtig es ist. Oder es wurde nicht rechtzeitig vor Beginn der Regenzeit die Erde angehäuft und Drainagefurchen gelegt. Insgesamt hat man meist gehofft, dass es auch ohne Arbeit irgendwie klappen würde, und sich im Zweifelsfall eher Lethargie als Überaktivität als der effizienterer Umgang mit Lebensenergie herausstellt. Obwohl bekannt war, dass die Familien nur dann die CO2-Gelder für ihre Bäume ausgezahlt bekommen, wenn mindestens 80% der Bäume überlebt hatten, wusste z.B. keine der Familien, wie viele Bäume auf ihren Terrassen letztlich überlebt hatten. Niemand hatte von sich aus nachgezählt. Unsere entscheidende Aufgabe bestand also darin, die Arbeitsorganisation zu verbessern und die Anreize deutlicher zu setzen.
Etablierung des Triaden-Systems
Im Austausch mit Psychologen haben wir daraufhin ein Triaden-System eingeführt. Dies funktioniert so, dass jeweils drei Familien eine Triade bilden. Die Triade ist als Gemeinschaft jeweils für die Pflanzungen jeder der drei Familien zuständig. Sie müssen die anfallenden Arbeiten miteinander besprechen, regelmäßig zusammen die Pflanzungen jeder der drei Familien abschreiten, Ausfallraten bestimmen und gemeinsam nachpflanzen. Jeder in der Triade ist für die beiden anderen Partner mitverantwortlich. Nur wenn alle drei Familien eine Erfolgsrate von mindestens 80% aufweisen, kann die Kohlenstoff-Prämie ausgezahlt werden. Wenn z.B. eine Familie 97% erreicht und die zweite Familie 83%, aber die dritte Familie nur 72%, dann hat die Triade als Einheit versagt, und es kann folglich keinem der drei eine CO2-Prämie zugesprochen werden.
Wenn alle Partner in der Triade die 80% Grenze übertreffen, bekommt jedes der Triade-Mitglieder die Kohlenstoffprämie entsprechend der Anzahl an Bäumen, die erfolgreich auf den eigenen Terrassen heranwachsen. Allerdings müssen sie sich in der Triade verpflichten, die fehlenden Bäume gemeinsam nachzupflanzen. Bei einer Überlebensrate von über 80% stellt das Projekt das Pflanzengut für die Aufstockung auf 100% zur Verfügung. Triaden, die keine 80% erreichen, müssen das Pflanzgut selbst bezahlen, bekommen nach erfolgreicher Nachpflanzung aber die Kohlenstoffprämie für die Anzahl der Bäume, die überlebt hatten, nachgezahlt. Das System ist also nicht darauf ausgerichtet, Geschenke zu verteilen, sondern Selbstverantwortung und Eigeninitiative zu stärken.
Multiplikation der Aufforstungen
Ein weiterer Aspekt der Organisation in Triaden besteht darin, dass ab dem zweiten Jahr jede Familie einer Triade eine neue Triade in einem anderen Dorf als Pate zu betreuen hat und bei der Selbstorganisation unterstützt. Dies könnte sich als der schwierigste Punkt herausstellen, da sich kaum jeder als organisatorischer Pate eignet und auch die Spannungen zwischen Nachbardörfern nicht unterschätzt werden dürfen. Trotzdem scheint es uns derzeit die vielversprechendste Methode, um bäuerliche Aufforstungen dieser Art von Dorf zu Dorf und über ganze Landstriche auszubreiten.
Für das Ithaka Institut besteht das Ziel dieser Aktivitäten nicht darin, die Waldgarten-Aufforstungen und deren Anbindung an den globalen CO2-Markt in Form eines ständig wachsenden kommerziellen Geschäfts zu organisieren und auszulagern. Vielmehr geht es uns darum, Modelle zu entwickeln und in ihrer praktischen Umsetzung zu demonstrieren, so dass sie von möglichst vielen anderen kopiert und verbessert werden oder Türen öffnen, damit andere ähnliche Modelle entwickeln und umsetzen. Wenn es gelingen soll, den Klimawandel in den nächsten 20 Jahren doch noch entscheidend zu verlangsamen, braucht es Millionen solcher Projekte, und wir sehen es als unsere Aufgabe an, verschiedene erfolgreiche Modelle nicht nur theoretisch zu entfalten, sondern konkret und beispielhaft in der Praxis umzusetzen. Nur durch praktische Umsetzung entdecken wir die Schwachpunkte und Fehler im System, so dass wir im offenen Umgang mit diesen dazu beitragen können, Handlungsempfehlungen zu geben und öko-soziale Modelle zu etablieren, welche uns Wege zu einer Umkehr des Klimawandels öffnen.
Es ist unser ausgesprochenes und unbescheidenes Ziel, die CO2-Waldgarten-Systeme so transparent, nachvollziehbar und erfolgreich zu entwickeln, dass es in vielen verschiedenen Ländern und Regionen kopiert, verbessert und den jeweiligen gesellschaftlichen und naturräumlichen Gegebenheiten angepasst werden. Zwischen Istanbul und Shanghai sind Millionen Quadratkilometer entwaldeter Flächen, ebenso im ganzen Mittelmeergebiet, in großen Teilen Afrikas, Australiens, Mexikos, Islands und den Südstaaten der USA, deren Rückführung in produktive Waldgartensysteme das Potential besitzt, den Ressourcenumgang mit unserem Planeten zum Positiven zu verändern und zu einer globalen Steuerung der Kohlenstoffkreisläufe (global carbon governance) zu gelangen.
Derzeitiger Stand
Seit Sommer 2015 wurden gut 25'000 Mischbäume mit insgesamt 89 Bauernfamilien gepflanzt. Es wurden 29 Wasserrückhaltebecken angelegt und in drei Dörfern Baumschulen eingerichtet. Während im ersten Jahr nur gut 60% der gepflanzten Bäume überlebten und 60 t CO2 aus der Atmosphäre entzogen wurden, liegt die Überlebensrate der Pflanzungen im zweiten Jahr bisher (nach 8 Monaten) bei 87%. Auch wenn noch zwei, drei trockene Monate vor den Farmern liegen, lässt sich schon jetzt behaupten, dass durch die Einführung der Triaden sowohl der Erfolg der Pflanzungen als auch der soziale Zusammenhalt verbessert werden konnten. Die Begeisterung der Bauern darüber, wie sich schon in so kurzer Zeit die Landschaft verändert und sich die Zeichen ihrer erfolgreichen Arbeit zeigen und herumsprechen, ist nicht nur unser größter Dank, sondern auch hilfreich für die Motivation zu neuen Schritten und Versuchen. Die ersten Bäume sind inzwischen so groß gewachsen, dass die erste Ernte bereits vor Augen tritt und vorstellbar wird.
Während ohne die CO2-Zertifikate die nötigen Investitionen in Pflanzgut, Pflanzung, Wasserrückhaltung, Bewässerung usw. für die Bauern nicht möglich gewesen wären, rechnen wir inzwischen damit, dass der Ertrag der Bäume bereits nach 5 Jahren das Fünfzehnfache der CO2-Zertifikate erreichen wird. Die Bäume werden weiterhin CO2 aus der Atmosphäre entziehen, aber die Bauernfamilien werden nicht mehr auf die global gehandelte Zusatzeinnahme angewiesen sein. Das heißt nicht, dass ihnen die Entlohnung für den globalen Klimaservice nicht mehr zustehen würde, aber sie werden frei genug sein, nicht mehr darauf angewiesen zu sein.
CO2-Abonnement und andere Kompensationspfade
2016 hat das Ithaka Institute das CO2-Abonnement lanciert. Mit einem monatlich feststehenden Betrag kann so jeder dafür sorgen, dass die von ihr oder ihm verursachten Klimagase durch Baumgärten wieder der Atmosphäre entzogen werden. Die Höhe des Zertifikates berechnet sich aus den durchschnittlichen Pro-Kopf Treibhausgas-Emissionen des jeweiligen Heimatlandes. In Deutschland sind es derzeit 11.5 t pro Jahr, was bei einem Preis von 35 Euro pro t CO2 eine jährliche Summe von 400 Euro bzw. ein monatliches CO2-Abo von 33,35 Euro ergibt.
Wer anstatt des nationalen Durchschnitts lieber seinen ganz individuellen CO2-Fussabdruck bestimmen und kompensieren möchte, kann dies übersichtlich und mit guter Genauigkeit auf der Webseite des deutschen Umweltbundesamts tun. Ihr CO2-Abo kann dann individuell auf die Höhe der eigenen CO2-Emissionen ausgelegt werden. Auch können wir die Höhe des CO2-Abos jeweils jährlich an Ihren hoffentlich sinkenden CO2-Fussabdruck anpassen, wenn Sie zum Beispiel weniger Urlaubsreisen, Autokilometer, Hausheizung und mehr Solarenergie, Humusaufbau im Garten oder eigene Baumpflanzungen auf dem Kohlenstoff-Konto zu stehen haben werden.
Zudem bieten wir seit Ende 2016 auch kleineren Firmen an, ihren CO2-Fussabdruck über unsere Projekte zu kompensieren. So können wir zum Beispiel für jedes Produkt den CO2-Fussabdruck von der Herstellung bis zum Kunden berechnen und durch Kompensation mit Waldgärten zu klimaneutralen Produkten machen.
Wer also durch Waldgärten in Nepal oder Haiti klimaneutral leben oder die Klimaneutralität jemandem schenken möchte, wende sich bitte an das Ithaka-Institut. Sie erhalten dann den exakten Ort Ihrer Bäume sowie die Namen der Bauern, die sich um ihre Pflege kümmern.
Literaturquellen
Binkley D, Fisher R, (2013), Ecology and Management of Forest Soils, Wiley-Blackwell edition, Oxford, UK
Camps-Arbestain, M., Amonette, J.E., Singh, B., Wang, T., Schmidt, H.-P., 2015. A biochar classification system and associated test methods, in: Lehmann, J., Joseph, S. (Eds.), Biochar for Environmental Management. Routledge, London, pp. 165–194.
European Environment Agency greenhouse gas data viewer (2017), http://www.eea.europa.eu/data-and-maps/data/data-viewers/greenhouse-gases-viewer, retrieved on 15th March 2017
World Bank; Ecofys; Vivid Economics. 2016. State and Trends of Carbon Pricing 2016. Washington, DC: World Bank. © World Bank https://openknowledge.worldbank.org/handle/10986/25160 License: CC BY 3.0 IGO.
Hinweis der Redaktion:
In einer früheren Version des Artikels wurde für Deutschland eine durchschnittliche pro Kopf Emission von 9.3 t CO2 angegeben, was allerdings nur die tatsächlichen CO2-Emissionen und nicht die Emissionen durch die Landwirtschaft (insbesondere Methan und Lachgas) und nicht durch den Luftverkehr einbezogen. Das Berechnungsbeispiel für Deutschland wurde am 17. 3. 2017 auf 11,5 t CO2 pro Person und Jahr angepasst (siehe auch Abb. 5).
Amthor Jürgen Eußenheimer Manufaktur UG
18.12.2017 10:22
Wir sind Hersteller von Effektiven Mikroorganismen und arbeiten mit Terra Preta. Wir sind eifrige Leser ihres Newsletters und hatten auch schon Kontakt. Wir würden gerne unseren Händlern anstelle von Geschenken ein CO 2 Abo schenken um sie und ihre Projekt zu unterstützen.
Wie könnten wir das machen?
Viele Grüße von Jürgen Amthor
hps
18.12.2017 12:04
das ist eine wunderbare Idee, die wir gern mit Ihnen realisieren. Wir erstellen für jedes Abo ein repräsentatives Zertifikat, auf dem die Anzahl und der Ort der Bäume, der Name des/der Bauern(s), die die entsprechenden Waldgärten pflegen und die Menge des kompensierten CO2 vermerkt sind, und natürlich ein Foto der Gegend und eine Beschreibung des Projektes schicken.
bernd blaschke
19.05.2019 23:32
Sehr geehrte Damen und Herren,
gem. Ihrer Beispielrechnung müßte ich als Durchschnittsdeutscher mit 11,5 t CO2 Ausstoß einen kleinen Wald mit 850 Bäumen pflanzen, der diese Menge kompensiert.Umgerechnet auf einen Baum würde dieser die Menge von 13,5 kg CO2 jährlich kompensieren.In Ihrem Beispiel waren 5 Bäume aufgeführt mit einem CO2-Potential von 33 kg (Maulbeerbaum) bis 450 kg (Moringa), ich hätte daraus einen Mittelwert von 100 kg errechnet und dementspr. weniger Bäume wären erforderlich: nur 115.
In Madagaskar, wo sich unser Aufpflanzungsprojekt befindet, muss ich für ein Bäumchen 5 € kalkulieren (einschl. Personalkosten), d.h. für diese 115 Bäumchen sind einmalig 575 € zu bezahlen, also mit Transportkosten 600 €. Dann aber kompensiert dieser Baumbestand jedes Jahr 11,5 t und ich müßte in den folgenden 9 Jahren keinen Cent mehr aufbringen.
Denke ich da falsch?
hps
20.05.2019 06:57
Sehr geehrter Herr Blaschke,
Das Potential der fünf aufgeführten Bäume im Berechnungsbeispiel des Artikels bezieht sich auf die durchschnittliche CO2-Entzugsleistung über 10 Jahre. Es ist also die Menge, die ein solcher Baum über 10 Jahre insgesamt akkumuliert. Im ersten Jahr, wenn der Baum noch klein ist, ist die Menge noch sehr gering und im 10ten Jahr, wenn der Baum kräftig gewachsen ist, dann deutlich mehr, weshalb wir die in 10 Jahren kummulierte Menge CO2 als Berechnungsgrundlage nehmen, um dann daraus die durchschnittliche Menge CO2 pro Jahr berechnen. Daher lautet der Satz im Text: "Im Laufe der ersten 10 Jahre entzieht ein Maulbeerbaum der Atmosphäre durchschnittlich 33 kg CO2, ein Zimtbaum 90 kg CO2, ein Michelia Champaka 233 kg CO2 und ein Moringa Baum 450 kg CO2".
Die durchschnittlichen 13,5 kg CO2 pro Baum (Mischbaum - Waldgarten) und Jahr stimmen also für unser System. In Madagaskar werden die Bäume je nach Boden und Lage wahrscheinlich etwas schneller wachsen, aber wenn sie mit 15 kg CO2 pro Baum rechnen, sollten Sie auf der sicheren Seite sein. Wenn Sie 770 Bäume in Madagaskar pflanzen (und dafür sorgen, dass alle überleben und kräftig wachsen), dann wären ihre Emissionen für mindestens die nächsten 10 Jahre kompensiert. Bei 5 Eur pro Baum wären dies Kosten von 3850 Eur, was also 385 Eur pro Jahr entspräche. Über unser Projekt in Nepal würde es 402,50 Eur kosten, liegt also im gleichen Rahmen.
Wir sehen das Waldgartenprojekt in Nepal ja als ein Modellversuch, um zu demonstrieren, wie es funktionieren könnte. Unser größter Erfolg wäre daher, wenn Persönlichkeiten wie Sie sich dafür engagieren, ähnliche Waldgärten mit der lokalen Bevölkerung in anderen Länderen und Regionen zu realisieren. Viel Erfolg dabei, und bitte berichten Sie, um zur Inspiration für viele andere zu werden.
Ihr Hans-Peter Schmidt