Neuorganisation des EBC

von Hans-Peter Schmidt

Um mit der rapiden Entwicklung des Markts für Pflanzenkohle und C-Senken Schritt zu halten, haben das Ithaka Institut, die EASY-CERT group und das European Biochar Industrie Consortium gemeinsam die neue Firma Carbon Standards International gegründet. Die CSI übernimmt damit das Aufgabengebiet des European Biochar Certificates. Diese neue Struktur ermöglicht die weitere Professionalisierung des EBC und der C-Senken Zertifizierung. Die Zertifizierung wird so weiter an Qualität und Effizienz gewinnen, und Ithaka wird sich wieder ausschließlich auf die Erfüllung des wissenschaftlichen Stiftungsauftrags konzentrieren und das EBC inhaltlich weiterentwickeln.

Hatte das EBC 2012 zunächst nur drei zertifizierte Betriebe in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einem jährlichen Produktionsvolumen von zusammen knapp 500 t Pflanzenkohle (die Anlagen standen damals länger still als dass sie produzierten), konnten wir 2021 bereits über 50 Produktionsstätten in 9 Ländern mit einer Jahresproduktion von über 40.000 t Pflanzenkohle zertifizieren. Die Branche professionalisiert sich zunehmend, hat mit dem EBI einen eigenen Industrieverband und die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden von Jahr zu Jahr klarer. Dass das EBC hierfür eine entscheidende Grundlage war, erfüllt uns mit Freude und ist uns unverminderter Ansporn, das Zertifikat weiter zu verbessern, den wachsenden Anforderungen der Branche und der Behörden zu genügen und die Entwicklung natürlicher Klimatechnologien insgesamt weiter voranzubringen.

Mit der Einführung des C-Senken Zertifikats im Jahre 2020 zeigte sich die Branche als Vorreiter der C-Senkenwirtschaft. Der Aufbau von C-Senken ist die zwingende Folge der politischen Selbstverpflichtung zur Einhaltung des 1,5/2°C Ziels - denn zur Rettung des Klimas müssen bis zum Jahr 2100 mindestens 800 Milliarden Tonnen CO2eq aus der Atmosphäre entzogen und im terrestrischen System dauerhaft gespeichert werden. Angesichts dieses ungeheuren gesellschaftlichen Auftrags sehen wir es als unsere Pflicht an, mit umfassend und genau berechneten und kontrollierten Klimabilanzen einen fundierten Standard zu setzen, der zugleich praktikabel und benutzerfreundlich für den sich rapide entwickelnden Industriezweig ist.

In den ersten 10 Jahren des EBC wurde die Entwicklung des Standards und des Zertifizierungssystems ausschließlich durch das gemeinnützige Ithaka Institute finanziert. Wir haben dies als eine gemeinnützige Arbeit im Sinne unseres Stiftungsauftrags angesehen, da es nicht nur darum ging, einer jungen Industrie Rahmenbedingungen für eine rechtlich abgesicherte Entwicklung zu verschaffen, sondern vor allem auch darum, die Schlüsseltechnologie im Kampf gegen den Klimawandel ökologisch nachhaltig zu gestalten. Denn nur so lässt sich langfristig sicherstellen, dass der Klimaschutz nicht auf Kosten anderer ökologisch wichtiger Kriterien betrieben wird.

Für die Jahre 2021/22 hat eine Umfrage des EBI ergeben, dass ein Zuwachs an installierten Pyrolyseanlagen von über 60% in Europa erwartet wird, was durch die enorm zunehmende Nachfrage nach EBC-Zertifizierungen bestätigt wird. Ob dieser schnelle derzeitige Zuwachs in ein kurz- oder mittelfristiges exponentielles Wachstum übergeht, hängt von zahlreichen Rahmenbedingungen ab. Eines aber ist sicher, das EBC kann künftig nicht mehr von einer Forschungsstiftung wie Ithaka organisiert und finanziert werden. Für das zu erwartende Wachstum braucht es eine professionelle, ausreichend finanzierte Struktur, die mit den Anforderungen des Marktes wachsen kann.

Um die Verfügbarkeit der Zertifizierungsstandards für Pflanzenkohle und ihrer Klimadienstleistung weltweit und in der erwarteten Größenordnung zu sichern, müssen wir die Dienstleistungen für die Kunden professionalisieren, Mitarbeiter einstellen und ein leistungsstarkes Informatik- und Datenschutzsystem entwickeln. Dies sind keine Tätigkeiten und Investitionen mehr, die mit dem gemeinnützigen Zweck der Ithaka-Forschungsstiftung im Einklang stehen. Es sind Investitionen in einer Größenordnung nötig, die sich erst über mehrere Jahre refinanzieren lassen. Das kann unsere Stiftung nicht leisten und dürfte sie nach den Gesetzen des Stiftungsrechtes auch gar nicht.

Um die Zukunft des EBC sicher zu stellen und die nötig werdende Entwicklung zu ermöglichen, haben wir uns daher entschlossen, für das EBC eine wirtschaftlich professionelle Struktur zu schaffen. Mit dem schweizerischen Unternehmen EASY-CERT Group haben wir hierfür den perfekten Partner gefunden. Die EASY-CERT Group ist eine Firmengruppe, zu der unter anderem die schweizerische bio.inspecta, die österreichische Austria Bio Garantie und die deutsche CERES gehören und die als Gesamtdienstleister von nachhaltigen und sozialen Audit- und Zertifzierungsdienstleistungen weltweit mehr als 600 Mitarbeiter in über 40 Ländern beschäftigt. Auch die durch die EBC-Kontrollen bekannte q.inspecta gehört zur EASY-CERT group. Durch die Firmenstruktur und die externe staatliche Akkreditierung ist die notwendige Unabhängigkeit von Kontrolle und Standardentwicklung weiterhin gegeben. Zudem wird die Zertifizierung auch für andere staatlich akkreditierte Kontrollorgane geöffnet. Die EASY-CERT group wird mit 85% Mehrheitseigner der neuen Carbon Standard International, das Ithaka Institut und das Europäische Biochar Industry Consortium sind weitere Teilhaber. Ithaka hat zudem einen Sitz im Verwaltungsrat.

Organisatorischer Übergang

Das operative Geschäft rund um das EBC wird ab dem 25.10.2021 von der Carbon Standards International abgewickelt. Die Website des EBC und deren Tools bleiben aktiv und werden weiterhin für die Erfassung von Produktions-Batches, Probenahmen, und C-Senken genutzt.

Das Ithaka Institute übernimmt die wissenschaftliche Leitung in der Carbon Standards International. Ithaka wird damit weiterhin für die fachliche Entwicklung der Richtlinien zuständig sein und auch neue Standards entwickeln. Als EBC-zertifizierte Unternehmen haben die EBC-Kunden im Tagesgeschäft zwar neue Ansprechpartner, Hans-Peter Schmidt und Nikolas Hagemann stehen Ihnen weiterhin als wissenschaftliche Ansprechpartner zur Verfügung.

Das European Biochar Industrie Consortium (EBI), ebenfalls Gründungsmitglied und Teilhaber der neuen Firma, koordiniert die wichtige Verbindung von der Carbon Standards International zur Industrie.

Das Team der Carbon Standards International erreichen Sie direkt unter:

Tel. +41 (0) 62 552 10 90

info(at)carbon-standards.com

Weitere Informationen, unsere Ziele und Programme finden Sie auf der Webseite:

www.carbon-standards.com

Wir möchten bei dieser Gelegenheit all den zahlreichen Mitstreitern danken, die Ithaka und das EBC im letzten Jahrzehnt unterstützt und damit zu dem gemacht haben, was es heute ist, der größte und weltweit anerkannte Standard für die Herstellung und Anwendung von Pflanzenkohle und C-Senken. Wir werden alles daransetzen, diese Erfolgsgeschichte in der Carbon Standards fortzuschreiben und zum Erfolg zu führen.

Kommentare zur Gründung der Carbon Standards

«Mit dem Schritt zur Carbon Standards International verwirklicht sich unsere Hoffnung, eine langfristig tragfähige Organisation für das EBC zu erschaffen. Damit wird wissenschaftliche Exzellenz mit leistungsfähigem Kundendienst gepaart. So sind wir bereit, die klimaneutrale Zukunft mitzugestalten.»

Hans-Peter Schmidt, Gründer des Ithaka Instituts

«Die Industrie verlangt nach wissenschaftlichen Standards, welche die Marktanforderungen verstehen und abdecken. Unsere Mitglieder werden von diesem Schritt zur Carbon Standards International in jeder Hinsicht profitieren. Für das EBI ist es wichtig bei der Carbon Standards mit dabei zu sein.»

Hansjörg Lerchenmüller, Co-Direktor des EBI

«Die Carbon Standards International verbindet die Themen Pflanzenkohle, C-Senken und Klimaschutz mit langjähriger Zertifizierungserfahrung. Damit stellen wir die Klimadienstleistungen unserer Kundschaft auf eine neue, vertrauensvolle Basis und schaffen die Grundlage für erfolgreiche Produkte.»

Ueli Steiner, Geschäftsführer Carbon Standards International

  • Mosku
    24.07.2024 00:53

    Rasante Entwicklung

    Es sind kaum drei Jahre seit dieser Entschscheidung vergangen, niemand hätte vohersagen können, was für eine bedeutends Bewegung so rasch daraus erwachsen würde.

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