Vom exponentiellen Wachstum der Zertifizierung

Das muss man sich ansehen:  Jeff Bezos spricht bei der New York Times auf offener Bühne und erklärt, wie er sich über den Abbau der gesetzlichen Regelungen unter der neuen US Regierung freut und wie das Leben auf der Welt (trotz all der bisherigen Regelungen) heute viel besser als in jedem vorherigen Zeitalter der Menschheit ist (Kurzfassung: hier und die ungeschnittene Langfassung: hier).

Also, die Welt ist besser als je zuvor. Das einzige, wo sich der Fortschritt noch nicht durchsetzen konnte, ist die Naturzerstörung, die noch nicht im Griff ist. Aber Jeff Bezos hat schon die Lösung, von der er offenbar schon als Kind seiner Großmutter erzählte: All die dreckige Industrie wird in den Weltraum und vor allem auf den Mond verbannt. Der Mond wird zum toxischen Müllberg. Eine Art kosmische DDR mit stinkenden Flüssen und dampfenden Teichen, an denen Roboter Wache stehen.

Ok, thanks Jeff! Dann lesen wir in der NZZ, dass die Schweiz hinsichtlich der Bildungsfähigkeiten der Bevölkerung in der guten Mitte der OECD-Länder liegt, man sich also keine Sorgen machen muss, dass 21% der Schweizer funktionale Analphabeten sind und nicht richtig rechnen können (siehe NZZ-Artikel). USA, Deutschland, Frankreich weisen ähnliche Zahlen auf.

Damit wird das Szenario aus dem Film Elysium mit Jodie Foster als Verteidigungsministerin (siehe den Trailer hier) more and more likely. Nur dass es noch nicht sicher ist, wo die Schönen und Reichen ihre Heimat wählen werden. Vielleicht schicken sie die Analphabeten ja auch mit den Industrie- und Polizeirobotern auf den Mond und bleiben selbst da, wo dann der Wald wieder wächst und es keine Pestizide mehr braucht, weil die ganzen Analphabeten nicht mehr versorgt werden müssen und es keinen Markt für landwirtschaftliche Produkte mehr gibt. Aber bis dahin verschärft das Kapital erst noch die Krise, damit die finale Lösung alternativlos erscheint. Selbst in Frankreich sinkt schon der Anteil der biologischen Landwirtschaft an der Gesamtproduktion (Le Monde).

Die gute Nachricht in all dem Schlamassel ist allerdings, dass je schlimmer die Welt wird, desto größer wird der Bedarf an Zertifikaten, die mit staatlicher Akkreditierung zeigen, dass man längst nicht so schlimm wie all die anderen ist. Jungs, wir bauen hier auf einen exponentiellen Wachstumsmarkt mit Standards und Zertifikaten (höre die Mathematik von MoTrip dazu).

Und da es auch für Roboter und die Polluting Industries auf dem Mond nicht ohne Kohlenstoff geht, zertifizieren wir Carbon Capture Factories, die in den oberen Atmosphärenschichten CO2 einfangen, dies zu hochverdichtetem NanoCarbon verarbeiten und direkt aus dem Lower Earth Orbit zum Mond ejektieren. Das funktioniert umso besser, je höher der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist. Also, Freunde und Feinde, emittiert, was das Zeug hält, es hilft der interstellaren Wirtschaft, um die Erde kümmern wir uns später, wenn nicht mehr so viele da sind.