Terra Preta – Pflanzenkohle - Klimafarming

von Hans-Peter Schmidt

Pflanzenkohle, wie Sie schon vor tausenden Jahren von den Völkern am Amazonas zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit verwendet wurde, kann einen entscheidenden Beitrag gegen den Klimawandel und gegen den Hunger auf der Welt leisten. Pflanzenkohle aktiviert das Bodenleben, und bei ihrer Herstellung kann viel Energie gewonnen werden. So viel, dass die gesamte Landwirtschaft klimapositiv werden könnte.

Viele Jahrzehnte lang galt es unter Anthropologen als ausgemachte Sache, dass sich in den Regenwäldern am Amazonas unmöglich eine höher entwickelte Zivilisationen hatte herausbilden können, da es angeblich großer Städte bedarf, um bedeutende zivile Errungenschaften hervorzubringen. Große Städte aber seien im Amazonasgebiet undenkbar, weil die Humusschicht der Böden am Amazonas zu gering ist, um die Nahrungsmittelversorgung Hunderttausender von den eigenen Äckern zu gewährleisten. Die Erklärung schien so einleuchtend, dass niemand sie ernsthaft in Zweifel zog und die Berichte des spanischen Konquistadoren Orellana von blühenden Städten am Fluss für bloße Legenden gehalten wurden. In den 1960er Jahren jedoch wurden am Zusammenfluss von Amazonas, Rio Negro und Madeira eindeutige Überreste großer vorkolumbianischer Zivilisationen entdeckt, was die Wissenschaftler zu neuen Bodenuntersuchungen zwang, um zu erklären, wie diese Städte sich überhaupt hatten ernähren können. Bei diesen Untersuchungen stießen die Anthropologen auf die so genannte Terra Preta, die künstlich erzeugte Schwarzerde im brasilianischen Regenwald. Offenbar hatten die Ureinwohner am Amazonas in traditionellen Kohlemeilern Holz sowie pflanzliche und tierische Abfälle zu Holzkohle geschwelt, um sie einerseits zur Erzeugung heißerer Feuer für die Keramikherstellung und andererseits zur dauerhaften Fruchtbarmachung der nährstoffarmen Böden zu nutzen.

  • Althaus Hans Peter
    25.01.2009 09:17

    Endlich eine Nachricht an der Klima-Front, die mich sehr euphorisch stimmt.
    Um einen modernen Begriff zu strapazieren: Das ist eine Win-Win -Vinum -
    Situation. Ein weiterer Kick für mich, noch mehr Mund-zu-Ohr-Propaganda zu machen für Delinat. Würde gerne sofort in meinem Garten Versuche dazu anstellen, und auch in der Zeitschrift von Bioterra Schweiz davon berichten, denn ich bin deren Gartenberater....

    Danke HP Althaus

    • hps
      25.01.2009 11:44

      Für Versuchszwecke stellen wir gern Biokohle zur Verfügung. Auf den Artikel in Ihrer Zeitschrift freuen wir uns und stehen gern für Fragen bereit. Danke für die geteilte Euphorie, Hans-Peter

  • Riedel Ralf
    25.01.2009 11:30

    unbedingt versuchen über andere Medien wie in TV, auf Messen, in Fachzeitschriften die Ueberlegungen bekannt machen.
    Ich werde diesbezüglich als Sachbearbeiter für Gesundheit und Umwelt in Richterswil, mein möglichstes tun.

    Ralf Riedel
    Umwelttechniker

  • TonyKatz
    25.01.2009 12:54

    Super, wenn das Monsanto und Syngenta wüßten...

    Es ist einfach fantastisch, daß Biolandbau auch noch (viel) besser werden kann...

    Also aufgrund der beschriebenen Eigenschaften von Biokohle halte ich das für eine hervorragende Maßnahme am Anfang der Umstellung eines bisher konventionell (verseuchten und verarmten) betriebenen Ackers auf nun intelligent sehr vorteilhaft biologisch betriebenen Ackers. [...]

  • Dr. Anita Schwaier
    25.01.2009 20:06

    wieviele Kilo Kohle sollte man denn pro Hektar ausbringen? Irgendwann ist ja eine Obergrenze erreicht. Außerden erwarte ich, dass die leichte Kohle sich nach einiger Zeit an der Oberfläche anreichert. Wenn dann mal Feuer ausbricht, haben wir für das Klima nichts gewonnen. Da sind sicher noch umfangreiche Versuche mit unterschiedlichen Böden erforderlich. Da bin ich gespannt auf die Ergebnisse.
    MfrGr A. Schwaier

    • hps
      25.01.2009 20:33

      Sehr geehrte Frau Schwaier, im Weinbau führen wir unsere Versuche mit Mengen von 10-20 t pro Hektar durch. Im Getreideanbau brachten Biokohle-Mengen von bis zu 100 t pro Hektar ausgezeichnete Resultate, erst ab 140 t / ha wurden Ernteeinbußen festgestellt.
      Die Frage, wie sich die Kohle im Boden verteilt und durch Humus, Mineralien, Verdauungsprozesse gebunden wird, ist ein wichtiges Thema unseres Forschungsprojektes. Übrigens findet am 27.1. in St. Gallen der erste Karbon-Workshop statt, wobei genau dieses Thema auf dem Programm steht (wir werden in Ithaka darüber berichten). Dass sich die Kohle entzünden könnte ist allerdings eher unwahrscheinlich, solange zumindest üppige Begrünung den Boden bedeckt.

  • Peter Straub
    27.01.2009 19:38

    Die Pyrolysetechnik ist hochinteressant und kann mit hoher Wahrscheinlichkeit entscheidende Beiträge für die Agrarproduktion, die Energieerzeugung und die Klimamässigung leisten.

    Der Frage von Frau Dr. Schwaier ist sicher Beachtung zu schenken. Von einem gewissen, relativ hohen Kohlestoffgehalt ist eine Entzündbarkeit des Bodens nicht ausgeschlossen. Auf der Insel Svalbard (Spitzbergen) brannten Kohleberge, die von der deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg in Brand geschossen worden sind, während Jahren. In US-Virginia brennt ein verlassenes Kohleberwerk seit Jahrzehnten, weil Menschen dort einst ein Feuer entfacht und es dann vor Verlassen des Stollens nicht richtig ausgelöscht haben.
    In der Nähe aktiver Vulkane also z.B. ist diese Methode des Kohlenstoffeintrags in Böden entsprechend eingeschränkt oder ergänzt anzuwenden.
    Die vielfältige und dezentalisierte Energiewirtschaft wird, zusammen mit anderen technologischen und kulturellen Massnahmen bedrückende Abhängigkeiten von Rohstoffen jeder Art so weit einschränken, dass jedenfalls diese keine Anlässe zu Kriegen mehr geben können sollten.
    Allerdings werden die unterbewusst kultischen Elemente des Krieges und seiner Menschen opfernden Grausamkeit immer noch verdrängt. Auch hier ist noch viel Erkenntnis- und Kulturarbeit zu leisten. Mit Lösung der Versorgungs- und Verteilungsprobleme allein ist dieser Aspekt des Kulturellen nicht zu bewältigen.

  • hps
    27.01.2009 22:01

    Die Frage des Feuerschutzes nehmen wir sehr ernst und deren Untersuchung ist auch Teil unseres Projektes. Danke für die warnenden Hinweise. Die Biokohle, wie sie bei unserem Herstellungsprozess entsteht, ist allerdings tatsächlich sehr schwer entzündlich. Wir haben die Biokohle mit einem Butan-Strahlflammer zu entzünden versucht und es nicht geschafft. Auch die Terra Preta Böden in Amazonien brennen nicht. Für besonders trockene, Buschfeuer gefährdete Landstriche müsste die Frage aber auf jeden Fall noch einmal extra untersucht werden. Danke, hps

  • Christian Radecke
    30.01.2009 21:58

    Die Möglichkeit, mit Bio-Kohle die Böden sowie das Klima zu verbessern, finde ich sehr interessant und zukunftsträchtig. Da ich mich als Theologe stets auch mit der Sprache beschäftige, möchte ich Ihnen vorschlagen, für den neuen Begriff "Klima-farming" noch ein besseres Wort zu finden - ein Wort, welches ohne englischen Wortteil auskommt, wenn möglich ganz deutsch ist und sofort verstanden werden kann. Es reicht schon, dass unsere Fachwörter nicht der eigenen Sprache entstammen, sondern griechische und lateinische Silben enthalten; da braucht es nicht noch Englisch (wie dies leider in vielen Lebensgebieten schon lange geschieht). Herzlichen Dank für Ihren wichtigen Einsatz!

    • hps
      31.01.2009 00:13

      Sehr geehrter Herr Radecke, Sie sprechen ein heikles Thema an, das mir seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet. Ich gebe Ihnen ganz und gar Recht, dass Klimafarming ein schreckliches Unwort ist. Klima kommt aus dem Griechischen, wo es Krümmung bedeutet und im übertragenen Sinne für die durch die Erdkrümmung verursachte Variation der atmosphärischen Ereignisse steht. Und Farm leitet sich vom lateinischen <em>firma</em> ab, was <em>feste Zahlung</em> bedeutet, weil große Ländereien an viele Kleinbauern gegen feste Zahlung vermietet wurde.
      Wir haben den Begriff mit vielen Leuten diskutiert und nach richtig deutschen Worten gesucht, aber zwischen Klimalandwirtschaft und Luftreinigungsbauer haben wir nichts Adäquates gefunden. Ein wichtiger Vorteil des Wortes Klimafarming ist, dass es im Englischen wir Französischem ebenso verstanden wird, und Klimafarming wird ja als weltweites Konzept entwickelt.
      Wir sind für alle Vorschläge offen und freuen uns über jede Idee, die uns aus dieser Schwierigkeit des Wortes heraushelfen könnte.

      PS.: Gegen viel Widerstand von der Wissenschaftlerfront scheint es uns übrigens zu gelingen, anstatt des englischen <em>biochar</em> im deutschen Sprachraum das Wort <em>Biokohle</em> durchzusetzen.

  • Hermann Schuster
    31.01.2009 23:12

    Da wir unsere Landwirtschaft schon seit 1991 Biologisch bewirtschaften und in keiner Boden- Klimatischen Gunstlage sind, haben wir schon einige Hochs und viele Tiefs erlebt.
    Vor einigen Wochen bin ich auf das Terra Preta Phänomen aufmerksam geworden, und beschäftige mich seitdem sehr viel damit. Schlechten Boden mit Holzkohle (Kohlenstoff) ertragreicher und das Grundwasser vor Nährstoffauswaschungen zu schützen, gleichzeitig CO2 langfristig zu speichern halte ich für eine zukünftige Notwendigkeit in der Landwirtschaft. Möchte selbst einige Feldversuche unternehmen, Problem ist aber noch woher bekommt man Kohle die keine PAKs enthält. Weiters währe ich dankbar für Hinweise,
    wo man sich weiter über Terra Preta und deren neuesten Erkenntnissen informieren kann.

    • hps
      01.02.2009 10:35

      <strong>Wo gibt es Biokohle</strong>
      Die Delinat-Ökologieforschung und der Kompostierer La Coulette werden im Sommer 2009 die erste 500 KW - Pyrolyseanlage in Dauerbetrieb nehmen, um jährlich rund 1000 t Biokohle zu erzeugen. Die Biokohle wird dem Jungkompost ganz am Anfang des Kompostiervorgangs zugeführt, um Kompost und Biokohle zu aktivieren, wobei eine hochfruchtbare, der Terra Preta vergleichbare Muttererde entsteht. Da die Biokohle dabei nicht zersetzt wird, bleibt sie für die Kreation von Kohlenstoffsenken verfügbar.
      Ab Herbst 2009 können wir sowohl Terra Preta ähnliche Muttererde als auch reine Biokohle liefern, die dann bei lokalen Kompostierern zur Herstellung der Muttererde verwendet werden kann. Unser mittelfristiges Ziel ist es allerdings, die Installation von Biokohleanlagen in allen größeren Weinregionen zu initiieren und Transportwege gering zu halten.

      In unserem Forschungsnetzwerk Biokohle (<a href="http://www.ithaka-journal.net/Carbon-Workshop.php" rel="nofollow">siehe hier</a>) führen wir sehr umfassende Untersuchungen zum Thema Biokohle und Klimafarming durch. Dies reicht von Analysen des biologischen Grundmaterials und der Kohlestruktur über die Wirkungen in Kompost und Boden, die Energieeffizienz und die Kohlestabilität in Karbonsenken bis hin zu Auswirkungen auf die Weinaromen. Die Ergebnisse dieser Forschungen werden regelmäßig hier auf Ithaka vorgestellt. Andere Veröffentlichungen in deutscher Sprache gibt es bisher kaum. Die meisten englischsprachigen Studien zum Thema sind auf der Webseite der <a href="http://www.biochar-international.org/" rel="nofollow">International Biochar Initiative</a> nachzulesen. Für weitere Informationen und Beratung können Sie gern mit der Delinat Ökologieforschung <a href="http://www.ithaka-journal.net/kontakt.php" rel="nofollow">Kontakt (hier)</a> aufnehmen.

  • Fredy Weber
    12.02.2009 13:36

    Ich bin selbst Hobbywinzer, zugleich aber auch Delinat-Kunde.
    Nach einer Bodenumstellung vor etwa 10 Jahren stelle ich konsequent Kompost her und bringe ihn in Garten und Weinberg aus. Die Idee der Biokohle ist faszinierend. Gerne würde ich hier bei mir auch etwas tun wollen, aber ich lese nirgendwo, wie ich an Biokohle kommen kann.
    Für eine Hilfe danke ich herzlich - Fredy Weber

    • hps
      12.02.2009 20:51

      <strong>DELINAT BIOKOHLE ab Herbst 2009 erhältlich</strong>
      Delinat wird ab Herbst 2009 selbst Biokohle in größeren Mengen herstellen, um zum einen unsere Winzer zu versorgen, und zum anderen um Versuche anderer Winzer, Gärtner und landwirtschaftlicher Betriebe zu unterstützen. Unseres Wissens gibt es bisher noch keine anderen professionellen Hersteller von Biokohle in Europa. Für kleinere Versuche kann man sich jedoch mit handelsüblicher Holzkohle oder Holzkohlenstaub behelfen. Zwar liegt bei handelsüblicher Holzkohle die Pyrolysetemperatur meist über 600°C, wodurch die Struktur der Kohle weniger interessant ist, ein sichtbarer Erfolg wird sich aber trotzdem relativ schnell einstellen.
      Die Biokohle tragen wir übrigens nicht direkt in die Böden ein, sondern benutzen die Kohle zunächst zur Aktivierung von Kompost, wobei wir die Kohle schon vor der Kompostierung in das zu kompostierende Material einarbeiten. Auf diese Weise wird die Mineralisierung des Komposts positiv beeinflusst, die spezifische Oberfläche des Kompost wird mehr als verzehnfacht, wodurch die mikrobielle Aktivität erheblich anwächst und die Methanemissionen werden auch gesenkt. Der so aktivierte Kompost ähnelt dann bereits sehr stark der Terra Preta. Die Wirksamkeit der Biokohle ist also am größten, wo sie gemischt mit Kompost in die Böden eingetragen wird, die Kohlenstoffsenkenkapazität wird dadurch nicht verändert.

  • Gabriel Hipp
    18.02.2009 19:08

    Bin Hobbywinzer und Delinatkunde und immer wieder fasziniert darüber, welche neuen Erkentnisse und Zusammenhänge sich im Hinblick auf biologisches Wirtschaften ergeben. Von Bio-Kohle habe ich bis jetzt noch nichts gehört, werde es auf jeden Fall zur Kompost- und Bodenverbesserung ausprobieren. Auch wenn man von der älteren Generation oft nur ausgelacht wurde, habe ich seit einigen Jahren einen kleinen Weinberg am Haus, und daraus einen ordentlichen Wein in Grenzlage zu keltern, macht ausserordentliche Freude, noch dazu, wenn andere ihn gelungen finden .
    Weiter so, das sollte die Zukunft sein.

    Viele Grüße an alle Haus- und Hobbywinzer

  • gaertner
    01.03.2009 15:52

    einige Dinge sind für mich noch ungeklärt:

    1.) wie wird die Biomasse, aus der die Kohle entstehen soll getrocknet?
    entsteht dabei kein CO2 und/oder Mehtan?

    2.) wie wird die Biomasse eigentlich erhitzt?

    3.) wie hoch ist der Energie input (Erhitzung der getrockneten Biomasse) im Vergleich zum Energie output (Verbrennung der Pyrolyse Gase)?

    über eine Beantwortung dieser Fragen würde ich mich sehr freuen.

    liebe grüße,

    roman

    • hps
      01.03.2009 19:29

      Vielen Dank für die Anfrage.

      1. Normale Pflanzenreste wie Grünschnitt, Stroh, Trester sind trocken genug für die Pyrolyse. Zu feuchtes Ausgangsmaterial wie Klärschlamm wird durch die Abwärme der Pyrolyse getrocknet. Methan entsteht nur, wenn die Kompostierung bereits eingesetzt hat.
      2. Die Biomasse wird durch die Abwärme, die bei der Verbrennung des Synthesegases entsteht, erhitzt.

      Energie- und Sequestrierungsbilanzen sowie detailliertere technische Informationen finden Sie <a href="http://www.ithaka-journal.net/pyrolsereaktor" rel="nofollow">hier</a>
      Mit freundlichen Grüssen, hps

  • Rolf Sindermann
    23.03.2009 15:50

    Ich plane im kommenden Frühjahr einen Gemeinschaftsgarten in Berlin zu initiieren. Auf einer ungenutzten Brache soll ein sozialer Raum entstehen in dem urban gegärtnert wird. Es werden u. A. auch Gemüse und Obstsorten gemeinschaftlich angebaut werden.
    Eignet sich das beschriebene Verfahren -schätzungsweise- auch für die Verbesserung der Bodenqualität für andere Kulturen als Wein?
    Viele Grüße und ein großes Lob für euer Engagement!
    Rolf Sindermann

    • hps
      23.03.2009 20:15

      Sehr geehrter Herr Sindermann,
      Biokohle eignet sich auch für Obst- und Gemüsekulturen ausgezeichnet, und ein Beitrag gegen die Klimaerwärmung ist es in jedem Fall. Die Idee Ihres Gemeinschaftsgartenprojekts gefällt mir sehr, und wir unterstützen es gern mit einer Lieferung Biokohle im nächsten Frühjahr.
      Mit besten Wünschen für Ihr Projekt,
      Hans-Peter Schmidt

  • Werner Senn
    03.04.2009 20:10

    Betr. Biokohle bin ich kürzlich auf folgenden Link aufmerksam gemacht worden:
    http://www.ecoportal.net/content/view/full/85017
    Ich bin alles andere als ein Eco-Fundamentalist; die Artikelserie über Biokohle fand ich sehr interessant und die Schlussfolgerungen einleuchtend. Ich finde es aber wichtig, dass auch Gegenargumente berücksichtigt werden und es würde mich daher interessieren, welche Argumente der Position aus Ecoportal entgegengesetzt werden können.
    Besten Dank schon mal für etwelche Kommentare dazu.
    Werner Senn

  • Mika Latuschek
    06.04.2009 23:53

    Lieber Werner Senn, bei Spanisch muss ich leider passen, ich habe aber heute von der ETC Group in Ottawa eine Deklaration von 150 NGOs aus Süd und Nord zugesandt bekommen, die sich vehement gegen Klimafarming und Biokohle im großen Stil wendet:
    http://www.regenwald.org/international/englisch/news.php?id=1234
    Im März gab es eine Biokohle-Debatte im britischen 'Guardian' mit Pro- und Contra-Beiträgen von George Monbiot, James Lovelock, James Hansen und anderen:
    http://www.guardian.co.uk/environment/2009/mar/24/george-monbiot-climate-change-biochar
    Nach Abwägung aller Argumente muss ich sagen, wir sollten sehr aufpassen, dass wir hier nicht dem nächsten Hype aufsitzen. Wohlgemerkt, hier geht es nicht um den eigenen Garten, sondern um große Plantagen.

    • hps
      07.04.2009 06:21

      Lieber Herr Senn, lieber Herr Latuschek,
      vielen Dank für die Hinweise auf die besorgte Debatte über Biokohle-Nutzung. Wir bereiten für nächsten Samstag einen Artikel über die Gefahren agrar-industrieller Biokohleherstellung vor, wo wir auch ausführlich auf die Diskussion im Guardian sowie der ETC-Group eingehen werden. [den erwähnten Artikel finden Sie mittlerweile <a href="http://www.ithaka-journal.net/gefahren-der-wunderwaffe-biokohle-in-der-kritik" rel="nofollow">hier</a>]

  • Dietmar Millitzer
    17.04.2009 15:16

    Sehr geehrte Damen und Herren, mich interessiert das Thema Bodenfruchtbarkeit und Terra Preta sehr. Ich würde zugern mit Biokohle in meinem Gemüsegarten (größeres Gründstück) experimentieren. Sie hatten erwähnt das Sie die Biokohle nicht direkt in den Boden einarbeiten, sondern einem Kompost zumischen. Jedoch wohne ich in Deutschland und ich kann mir vorstellen, dass eine Art "Kompostversand-/Transport" in Kleinmengen logistisch zu teuer wäre. Es gibt doch sicherlich die Möglichkeit, die "reine" Biokohle gesackt zu bekommen. Dies wäre doch sicherlich ein gute Möglichkeit ?? Über Ihre Antwort würde ich mich freuen.
    Dietmar Millitzer, GaLa-Bau Grünplan

    • hps
      17.04.2009 21:09

      Ja natürlich, sobald die Anlage steht, versenden wir gern die Biokohle auch gesondert. Sie können diese dann Ihrem eigenen Kompost zuführen oder in den Boden einfügen, wo sie entsprechend der herrschenden Bioaktivität verstärkende Wirkung entfaltet. hps

  • Karsten Weitzenegger
    09.05.2009 11:52

    Unsere Genossenschaft spendet jährlich mehr als 5000 Euro an atmosfair, um unser Unternehmen klimaneutral zu stellen. Könnten wir nicht auch Klimazertifikate durch Beteiligung am Terra Preta Projekt erhalten? Das würde noch mehr zu unserer Praxis passen. Wie ist das mit dem „Goldstandard“?

    • hps
      21.05.2009 08:27

      Sehr geehrter Herr Weitzenegger,
      zur Zeit können noch keine staatlich anerkannten Klimazertifikate mittels Biokohle erzeugt werden. Die Klimakonferenz von Kopenhagen am Ende des Jahres wird höchst wahrscheinlich eine diesbezügliche Gesetzesänderung beschließen. Wie in unserem Artikel "<a href="http://www.ithaka-journal.net/biokohle-gegen-trockenheit" rel="nofollow">Biokohle gegen Trockenheit in Paraguay</a>" berichteten, haben wir gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut ein Forschungsprojekt lanciert, um eine möglichst einfache Biokohleanlage zu entwickeln, die die Leute vor Ort in Südamerika, Afrika oder Asien mit und aus eigenen Mitteln konstruieren können. Statt ihre Wälder abzuholzen, könnten sie so mit Bioabfällen Kohle erzeugen und diese zur Verbesserung ihrer Böden und Ernten einsetzen. Sollte Ihre Genossenschaft an der Unterstützung eines solchen aktiven Entwicklungs- und Klimaprojekt Interesse haben, auch wenn dabei kurzfristig noch keine Klimazertifikate erzeugt werden, würden wir uns über Ihre Kontaktaufnahme freuen (ithaka@delinat.com). Ihr Hans-Peter Schmidt

  • Andreas Thomsen
    02.07.2009 20:26

    Sehr geehrter Herr Schmidt,
    über diese Seite freue ich mich sehr, zumal es im Internet noch immer kaum Orte gibt, an denen ein Austausch über 'Biokohle' stattfindet.
    Ich finde das Thema extrem faszinierend, auch deshalb, weil es noch so viel herauszufinden gilt. Seit zwei Jahren mache ich kleine Versuche im Garten, und es ist immer wieder spannend, wie unterschiedlich verschiedene Pflanzen auf Holzkohle-Kompost im Boden reagieren. Zumindest in unserem Boden (recht schwere Braunerde) scheint es einigen Arten "grad' egal" zu sein (Zwiebeln, Erdbeeren...), während andere Gemüse die Kohle wohl regelrecht lieben (Spinat, Kürbisse, Auberginen, Zuckermais...).

    Schwarze Grüße - andreas thomsen

  • citizennet
    23.08.2009 05:58

    Sehr geehrter Herr Schmidt,

    ein faszinierendes und hoffnungsvoll stimmendes Thema was die CO2-Bindung betrifft.

    Eine Frage was die Bodenverbesserung betrifft, kann man da jetzt schon ungefähre Aussagen machen, wie stark sich die Biokohle von normaler Asche unterscheidet. Durch meinen Holzpelletofen habe ich im Jahr ca. 10 Liter Asche, die ich auch jetzt schon in den Garten einbringe. Ich vermute, daß bei Holzpellets durch die bessere Verbrennung die Asche von der Struktur ungünstiger ist als Asche, die bei Scheidholzverbrennung entsteht und als die Struktur der Biokohle ?

    • hps
      23.08.2009 11:12

      Von der Struktur her lässt sich Biokohle und Asche nicht wirklich sinnvoll vergleichen. Als Düngemittel ist Asche natürlich trotzdem sehr interessant - schauen Sie doch bitte mal in den Kommentaren des folgenden Artikels, da haben wir bereits zu diesem Thema debattiert: <a href="http://www.ithaka-journal.net/biokohle-ein-traditioneller-bodenverbesserer-in-europa" rel="nofollow">Biokohle, ein traditioneller Bodenverbesserer in Europa</a>

  • Werner Post
    05.10.2009 08:47

    Hallo,

    welche Art Reststoff verblieb in den Holzvergaseröfen, die im letzten Krieg hier die Kfz mit Treibstoff versorgten?

    Wenn möglich, bitte die Antwort an meine Mailanschrift senden.

    MfG
    Werner Post

    • hps
      09.10.2009 20:23

      Sehr geehrter Herr Post

      Die Holzvergasertechnik (bis hin zu Blockheizkraftwerken) ist seit deren Erfindung (vor 1900) und deren Anwendung während des Zweiten Weltkrieges stark weiterentwickelt, energieeffizienter und heute sehr umweltverträglich geworden.
      Grundsätzlich verbleiben bei der Holzvergasung, nebst den Rauchgasen, die über den Kamin entweichen mehr oder weniger grosse Mengen von Asche mit evtl. kleinen Kohlestücken zurück. In diesen Reststoffen befinden sich Mineralstoffe, allfällige Metalle...
      Die Beschaffenheit dieser Reststoffe hängt u. a. von folgenden Faktoren ab, die zur damaligen Zeit sehr unterschiedlich gewesen sein können:
      - Art und Feuchtigkeitsgehalt des verwendeten Holzes (gutes Holzgas brennt rauchlos)
      - Model, Technik und Grösse des Holzvergaserofens /-motors
      - Verbrennungstemperatur (üblicherweise um 1200 Grad). Durch diese hohen Temperaturen sind saubere und Umwelt schonende Abgase gewährleistet. Liegen die Temperaturen darunter, steigt der Anteil an schädlichen Gasen usw.
      - Problematisch bei dieser Art der Energiegewinnung aus Holz war die Teerbildung. Diese unwillkommene Substanz (sie ist ‚Gift’ für den Gasmotor) entsteht, sobald ligninhaltige Biomasse vergast wird. Als Folge waren oft ganze Motorblockreinigungen nötig.
      Heute entsteht nahezu teerfreies Holzgas. Dieses lässt sich leicht kühlen und mit einem Trockenfilter einfach abreinigen.

      Mehr dazu finden Sie u. a. unter:
      http://www.holzgas.ch/594/index.html (mit interessanten alte Fotos...)
      http://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_03_05_biokraftwerke_biodiesel_holz.htm
      http://www.bhkw-anlagen.com/100kwbiomassebhkw/holzvergaserheizkessel/index.php

  • Horst Wagner
    14.10.2009 21:14

    Hallo,

    ich habe dieses Jahr 30 Kompostboxen (je 1 cbm) aufgebaut und mit unterschiedlichen Ausgangsmaterialien, "Impfstoffen" und Zusätzen aufgesetzt. Nachdem ich den ZDF Bericht über Terra Preta gesehen habe, auch mit dem Ziel Kompost mit Hilfe von Holzkohle Terra Preta ähnliches Substrat herzustellen. Einen ersten Feldversuch mit Radieschen habe ich auf meiner web.site www.terra-preta-sachsen,de dokumentiert (nicht wissenschaftlich). Wertvolle Hinweise habe ich auf Ihrer web-site gefunden. Dafür Vielen Dank!
    Wer hat Erfahrungen oder möchte sich im Frühjahr an Versuchen mit Terra-Preta-Kompost im Gemüseanbau o. ä. beteiligen? Mein Versuchfeld ist in Meißen/Sachsen.
    Viele Grüße
    Horst Wagner, wagner.mei01atyahoo.de

  • Jochen Binikowski
    17.10.2009 14:05

    Hallo Horst,

    das Ergebnis überrascht mich nicht. Bei unseren Experimenten hier auf den Philippinen ist es ähnlich. Ich würde aber auf jeden Fall noch etwas Holzasche hinzugeben, das erhöht den P und K Gehalt und hält bestimmte Bodenschädlinge fern, insbesondere Bakterienwelke.

    In dem Link war ein Tippfehler, hier die korrekte Schreibweise:

    http://www.terra-preta-sachsen.de

  • Horst Wagner
    21.10.2009 21:54

    Hallo Jochen,

    danke für die Richtigstellung und für dem Hinweis mit der Holzasche. Ich werde das testen.
    Viel Erfolg für euere Experimente! Gibt es was im www. über euch?

  • Jochen Binikowski
    22.10.2009 18:08

    Hallo Horst,

    ja, schau mal hier:

    http://www.buddel.de/kft/index.htm

    Inzwischen sind die Ergebnisse der Regenzeit-Experimente vom letzten Jahr zum Teil bereits in der kommerziellen Umsetzung. Mit Tomaten, Auberginen und Bittergurken (Ampalaya) haut das sensationell hin, mit Chili gibt es kleinere Probleme. Seit einigen Tagen laufen die ersten Ernten, Verkauf zu Spitzenpreisen. Selbst ein mittelprächtiger Taifunausläufer mit 120 KMH und einer Woche Dauerregen konnte den Pflanzen nichts anhaben. Unsere Farm ist bereits Stadtgespräch hier und immer mehr kleine Farmer adoptieren unsere Methoden.

    Unser Problem: Wir wissen das es funktioniert, aber nicht warum. Wir bräuchten jetzt händeringend wissenschaftliche Unterstützung. Solange ich die nicht habe werde ich vorerst keine Details veröffentlichen. In der Sache dürfte nämlich ein enormer Sprengstoff für die Saatgut- Pestizid- und Kunstdünger-Mafia liegen. Denen möchte ich nicht in die Hände spielen.

    Eines sei aber bereits verraten: Der Glaubensstreit ob Bio oder konventionell, Hybrid oder traditionell, lenkt von der Lösung ab. Die liegt bei uns in der Kombination von allen Methoden. Ohne die umfassende chemische Analyse unserer Erdmischung sowie ideoligiefreier Herangehensweise wären wir niemals auf diesen Trichter gekommen.

    Die Regenzeit bzw. Hochpreissaison für Gemüse dauert noch bis Februar/März. Zeit genug um alle Investitionen für Experimente und Farmerschließung wieder hereinzuholen. Und um ein seit langem geplantes Großexperiment mit Mais durchzuführen, das wäre dann im Erfolgsfall der Durchbruch zur Massenanwendung, und zwar ohne Emissionshandels - Subventionen.

  • Steffen Ehrmann
    20.11.2009 16:16

    Sehr geehrter Herr Schmidt,

    sie schreiben über die positiven "Nebeneffekte", die sich allesamt sehr gut anhören.
    Nun, bei solchen Behauptungen sollten sie auch immer die Quellen mit angeben, sodass das nachprüfbar wäre. Sie schreiben allerdings lediglich, dass "einige wissenschaftliche Arbeiten" das stützen. Sind sie gewillt und in der Lage diese Arbeiten darzulegen, sodass ich diese selbst durchgehen könnte?

    viele Grüße
    Steffen Ehrmann

    • hps
      21.11.2009 17:11

      Sehr geehrter Herr Ehrmann,
      eine Zusammenstellung einiger aktueller Forschungsergebnisse sowie deren Interpretation finden Sie unter: <a href="http://www.ithaka-journal.net/73" rel="nofollow">www.ithaka-journal.net/73</a>
      Mit bestem Dank für diese Aufforderung,
      Ihr Hans-Peter Schmidt

  • Carola Holweg
    29.12.2009 11:11

    Sehr geehrter Herr Steffen Ehrmann,
    als Ergänzungsbeispiel zu der sehr konkreten Ergebnis-Übersicht von Herrn Schmidt hier ein Ergebnis einer chinesischen Forschergruppe, auf das ich bei eigenen Literatur-Recherchen gestoßen bin. Die Gruppe beschreibt für zwei unterschiedliche Biochar-Böden, dass die Pestizidaufnahme in Pflanzen unter Anwesenheit von Biokohle zurückging (Chemosphere 2009;79(5):665-71). Interessant (hoffentlich aber niemandem eine Rechtfertigung für noch mehr Einsatz von "-ziden").
    Nachtrag zu Kopenhagen: an alle Interessierte die Frage, ob ein Beschluß mit Relevanz für die Biokohle-Anwendung bekannt ist.
    Viele Grüße
    Carola Holweg

  • Felix
    21.10.2013 16:12

    Sehr geehrter Herr Schmidt,
    sie schrieben, dass Terra Preta wohl auf der COP 2009 noch als Co2-Senke im Sinne des Clean Develompent Mechanism anerkannt würde, um CER damit erzeugen zu können. Meines wissens nacht dauernd die Verhandlungen mit der UN über die Anerkennung der TP bis heute an, ist das richtig?

    • hps
      21.10.2013 22:54

      Leider ja

  • Felix
    12.11.2013 13:06

    Wälder werden im Kyoto Protokoll ja auch nicht als Co2-Senken anerkannt, weil sie auch schnell wieder platt gemacht werden können nachdem die Zertifikate ausgestellt wurden.
    Da die Terra Preta auch sehr dezentral angewandt werden kann ist eine Kontrolle natürlich sehr sehr schwierig... der CDM ist wohl immer einfacher anzuweden bei Großprojekten, die leicht zu überwachen sind.

    Und eine Frage interessiert mich dabei auch sehr: Angenommen ein Kleinbauer verbessert über 10Jahre seinen Boden mit Terra Preta und erzeugt einen sehr fruchtbaren Boden... muss diesen dann verkaufen und es kommt ein an kurzfristigen maximalgewinnen interessierter Landwirt daher und kauft es... wenn dieser den Boden maximal ausbeutet.. wie schnell sind dann die Effekte des Humusaufbaus zunichte gemacht.
    Ein Teil der Holzkohle wird ja wahrscheinlich schon im Boden verbleiben... da kann er so viel pflügen wie er will..

    Dieses Beispiel ist natürlich auch ein Fallstrick für Zertifikate für Pflanzenkohle..

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