Wer waren die ersten Winzer - Teil III
von Tim von Lindenau
Im alten Ägypten soll laut Hieroglyphentafeln der Weinbau ganze 6000 Jahre alt sein. Die frühesten Funde stammen aus der ersten Dynastie um 3100 v. u. Z. Im Ägyptischen Museum in Berlin befindet sich ein Weinkrug aus dieser Zeit - auch unzählige Lehmpfropfen fand man, mit denen die einfachen Weinamphoren versiegelt wurden. Unter der Stufenpyramide von Sakkara ließ sich Pharao Djoser in der so genannten Djoser Pyramide um 2800 v. u. Z. einen Weinkeller und entsprechende Magazinräume erbauen. Von da an fand man in den Grabmälern der großen Herrscher Weinkrüge.
Zu Unrecht behauptet die Bibel, dass die alten Ägypter den Weinbau nicht kannten -vordynastische Darstellungen belegen das Gegenteil. In dieser Zeit kannte man dort schon acht verschiedene Weinsorten. Weit später exportierte Ägypten große Mengen Wein nach Rom und wurde somit stiller Mitbegründer des heutigen Weinbaus, den die Römer in ihren Herrschaftsgebieten kultivierten. Die archäologischen Funde des ägyptischen Weinbaus sind also wesentlich älter als diejenigen der Minoer auf der Insel Kreta.
In Afghanistan allerdings, auf der eurasischen Platte, hat man laut Dr. Volker Joerger vom staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg kultivierten Weinbau nachgewiesen, der 8.000 bis 10.000 Jahre alt ist. Der Mythos vom georgischen Wein als ältesten der Geschichte scheint damit endgültig widerlegt. Leider lässt sich bisher jedoch nur nachweisen, dass aus den gefundenen afghanischen Rebkernen Traubenkernöl gewonnen wurde, die Kelterung von Wein lässt sich vorerst nur vermuten. Aber man kann gespannt sein, was die Archäologie weiteres zu Tage trägt.
Auch die Afghanen stehen nicht konkurrenzlos in der Geschichte des Weinbaus. Im Norden Chinas, in der Provinz Henan, fand man Gefäße, in denen gegorener Traubensaft nachgewiesen wurde, der 9.000 Jahre alt ist. Also lange bevor die Ägypter ihr Reich erbauten, die Minoer den Ursprung der heutigen Weinwirtschaft legten und die Georgier den angeblich ersten Wein kelterten, bereiteten die alten Chinesen das Getränk, das uns noch heute berauscht. Doch damit nicht genug: In dreitausend Jahre alten bronzenen Gefäßen einer chinesischen Grabbeigabe lagert der wohl älteste noch erhaltene Wein der Welt! Bei Probeentnahmen bemerkte ein Wissenschaftler, der darin enthaltene Wein sei wohlriechend ... Da schlägt das Herz des Weinliebhabers höher - die Vorstellung, einen über dreitausend Jahre alten Wein verköstigen zu dürfen, sprengt wohl alle Erwartungen an das, was in verschütteten mittelalterlichen Weinkellern verborgen liegen könnte. Der ursprüngliche chinesische Wein bestand nicht ausnahmslos aus Traubensaft, auch verschiedene Wildfrüchte, Kräuter und Reis waren Bestandteil des frühen chinesischen Weins.
Weit vor den Ägyptern und sogar weit vor den Chinesen haben Völker und Stämme wilde Weintrauben gesammelt und auf verschiedene Weise genutzt, was mit Sicherheit auch zu ungeplanten Gärprozessen führte. Doch erst die Kultivierung rund um den Wein und die damit verbundenen Spuren jener Völker, die sich dem Weinbau intensiv widmeten, lieferten jene archäologischen Funde, die uns heute auf die Ursprünge des Weinbaus blicken lassen.
In Anbetracht der neuesten archäologischen Entwicklung sollte es nicht überraschen, wenn bald noch ältere Funde entdeckt werden. Ob allerdings auch schon vor der letzten großen Eiszeit vor mehr als 12.000 Jahren Wein gekeltert wurde, wird wohl nie bewiesen werden können, denn in fast allen heutigen Weinbauregionen hat damals kilometerdickes Eis die Spuren der Zivilisation für immer ausgelöscht.
Lesen Sie hier Teil I und Teil II der kleinen Serie zur Frühgeschichte des Weines.
Otto Helbling
30.03.2009 10:05
Die Beiträge zur Weingeschichtesind sehr informatif, die Beiträge zum Thema Umwelt unerlässlich.
Tobias G. C. Bernhard
04.04.2009 09:51
Guten Tag
Ich möchte gern zu folgendem Satz Stellung beziehen: ……„Zu Unrecht behauptet die Bibel, dass die alten Ägypter den Weinbau nicht
kannten“
In der Bibel wird sehr viel über Wein gesprochen. Die erste historische
Aufzeichnung ist in 1. Mose (Genesis) 9:20-24 zu finden, also im 23. od. 22. Jh. v.u.Z. Denn im Jahr 2369 v.u.Z. endete die Sintflut und Noah stieg aus der Arche, danach lebte Noah noch 350 Jahre.
Schon seit undenklichen Zeiten trinkt der Mensch Wein zu den Mahlzeiten wie dies auch die Bibel erwähnt. Eine Begebenheit ca. 1800 Jahre v.u.Z. (1Mo 27:25)
Die Bibel enthält folgenden unverblümten Bericht: „Noah fing nun als
Landwirt an und ging daran, einen Weingarten zu pflanzen. Und er begann von dem Wein zu trinken und wurde berauscht, und so entblößte er sich mitten in seinem Zelt“ (1Mo 9:20, 21). Das heißt nicht, daß Noah ein Gewohnheitstrinker war. Die Bibel berichtet diesen Vorfall lediglich, um zu zeigen, vor welchem Hintergrund sich die damit verbundene Begebenheit abspielte, die die Weltgeschichte nachhaltig beeinflussen sollte. Noah hatte sich vor der Flut nicht dem Trunk ergeben wie die Angehörigen der damaligen verdorbenen Gesellschaft, die sich bei ihren Gelagen jeweils zweifellos betranken. Dadurch wurde ihr Empfindungsvermögen abgestumpft, und das trug sicherlich dazu bei, daß sie Gottes Warnung nicht beachteten oder keine Kenntnis davon nahmen, „bis die Sintflut kam und sie alle wegraffte“ (Mat
24:38, 39; Luk 17:27). (Einsichten über die Heilige Schrift Band 2 S.470)
Nun zu Ihrer obenstehende Aussage über die Bibel in Zusammenhang mit Wein und Weinbau in Aegypten!
Ägypten war ein fruchtbares Agrarland. Seine Haupterzeugnisse waren Gerste, Weizen, Spelt (eine Art Weizen) und Flachs (aus dem feines Leinen hergestellt und in viele Länder exportiert wurde) (2Mo 9:31, 32; Spr 7:16).
Es gab Weinberge, Dattelpalmen, Feigen- und Granatapfelbäume sowie
Gemüsegärten, in denen Gurken, Wassermelonen, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch und andere Gewächse gediehen (1Mo 40:9-11; 4Mo 11:5; 20:5). (Einsichten über die Heilige Schrift Band 1 S.64)
Das erste mal wo die Bibel Wein im Zusammenhang mit Aegypten erwähnt, ist die Begebenheit welche in 1Mo. 40:9-11 aufgezeichnet ist, ca. 1750 v.u.Z. Dass der damalige Pharao einen Obersten der Mundschenken hatte und von Weinrebe und Wein die Rede ist, bestätigt, dass die Bibel mit den archäologischen Beweismittel übereinstimmt.
Freundliche Grüsse
Tobias G. C. Bernhard